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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schändlich , brutal und geisteskrank garniert. Die Zeitungsverkäufer brüllten es in endloser Wiederholung, ihre Schals lose um den Nacken geschlungen, als wollten sie ihren Kehlen den nötigen Freiraum für die dem Gegenstand angemessene Lautstärke verschaffen. Sie wedelten dabei mit ihren Sensationsblättern wie mit Katastrophenflaggen durch die Luft, um die Aufmerksamkeit der unglückseligen Passanten auf sich zu lenken.
    Francis bedachte sie mit finsteren Blicken, als wir kurz vor Mittag zurück zum Polizeirevier fuhren. Der Verkehr auf der Straße schien dichter als gewöhnlich, Pferdekutschen und Karren rangelten mit Autos um Platz. Seit Verbrennungsmotoren gesetzlich verboten waren, wurden die Elektrofahrzeuge mit jedem neuen Typ größer und größer; die jüngsten Modelle waren leicht an ihren sechs Rädern und den langen Motorhauben, unter denen Reihen von schweren Batterien arbeiteten, zu erkennen.
    »Diese Presse ist eine regelrechte Bestie«, schimpfte Francis. »Haben Sie mitbekommen, dass wir Justins Eltern umquartieren mussten, damit sie in Ruhe um ihren Sohn trauern können? Einer dieser Reporter hat sogar versucht, sich als Verwandter auszugeben, um für sein blödes Interview ins Haus reinzukommen. Muss ein Kurzlebiger gewesen sein. Wo soll das alles noch enden?«
    Als wir an der Wache eintrafen, war sie von zahllosen Reportern belagert. Auf jeden, der in das Gebäude hineinging oder aus ihm herauskam, ging ein heftiges Blitzlichtgewitter hernieder. Irgendwie schaffte es Francis, uns durch seine zornesschwangere Erhabenheit eine Schneise durch den lärmenden Haufen zu bahnen. Nicht, dass wir unfotografiert oder unbefragt davongekommen wären. Die Impertinenz, mit der einige vorgingen, war wirklich unerhört; ich wurde mit Fragen und Kommentaren bombardiert, als ob ich irgendein Zirkustier wäre, das seine Kunststücke nur machte, wenn man es reizte. Ich wünschte, wir hätten unsere eigenen Fotos schießen können, um anschließend ein paar Namen zu ermitteln und die Betreffenden zwecks einer Kopfwäsche vor ihre Chefredakteure zu zerren.
    Erst nachdem ich im Gebäude war, wurde mir bewusst, dass unsere Familie ja durchaus Interessen an einigen der neueren beteiligten Agenturen hegte. Profit war hier die treibende Kraft, und wo der anfing, hörten die einfachsten Manieren und Anstand meist auf.
    Wir wurden umgehend in Gareth Alan Pitchfords Büro geführt. Er hatte die Lamellenrollos heruntergelassen, um das grelle Sonnenlicht und, wichtiger noch, die Blicke der Reporter auszusperren. Neill Heller Caesar war bereits da. Er trug denselben eleganten Anzug und dasselbe Hemd, die er bei den Verhören angehabt hatte. Ich fragte mich, ob er wohl die ganze Zeit über hier gewesen war und wir einen strategischen Fehler damit begangen hatten, ihm das Terrain vorübergehend zu überlassen. Ich nahm an, dass Francis ähnliche Überlegungen anstellte.
    Der Detective bot uns einen Platz an und ließ von einer seiner Sekretärinnen eine frische Kanne Kaffee bringen.
    »Sie haben die Reportermeute draußen gesehen«, sagte er mürrisch. »Ich musste Justins Freunde von Beamten nach Hause eskortieren lassen.«
    »Ich denke, wir hätten besser kurz mit ihnen reden sollen«,sagte Francis zu Neill Heller Caesar. »Im Allgemeinen ist auf die Redakteure Verlass, wenn es darum geht, sich ein bisschen in Zurückhaltung zu üben.«
    Neill Heller Caesar lächelte, doch wenig optimistisch. »Hoffen wir’s.«
    »Irgendwelche Fortschritte?«, fragte ich den Detective.
    Seine Stimmung sank noch tiefer in den Keller. »Eine lange Liste von Fehlanzeigen, fürchte ich. Ich glaube, man nennt das Ausschlussverfahren. Nur haben wir leider bald so viel ausgeschlossen, dass uns so gut wie gar nichts mehr bleibt. Meine Leute sind augenblicklich dabei, die Bewegungen sämtlicher Studenten am Dunbar in der Zeit vor dem Mord zusammenzupuzzeln, aber ehrlich gesagt verspreche mir nicht sehr viel davon. Wie es scheint, haben sich ständig mehrere Personen in dem Flur vor Mr Raleighs Quartier aufgehalten. Wenn jemand herausgekommen wäre, hätte das irgendeiner gesehen. Wahrscheinlich hat der Mörder das Fenster als Fluchtweg benutzt. Die kriminaltechnischen Experten nehmen gerade die Glyzinie davor unter die Lupe, aber sie rechnen nicht damit, dass sie etwas Brauchbares finden.«
    »Was ist mit Fußspuren im Schnee direkt unter dem Fenster?«
    »Die Studenten haben tagelang in dem Hof herumgetobt. Gestern Nachmittag haben sie dort sogar

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