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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wohnten. Man konnte jetzt schon absehen, dass das Viertel in spätestens fünfzig Jahren erneut würde saniert werden müssen. Der Wohlstandsmangel in Verbindung mit der beständig wachsenden urbanen Bevölkerungsdichte machte diese Entwicklung unausweichlich.
    Der Eingang des Westhay bestand aus nicht mehr als einer Holztür zwischen einer Bäckerei und einem Fahrradgeschäft. Ein kleines Schild an der Mauer war der einzige sichtbare Hinweis auf die Existenz des Etablissements.
    Gareth Alan Pitchford klopfte laut und hartnäckig an, bis endlich ein Mann vernehmlich eine Reihe von Riegeln zurücklegte und sein unrasiertes Gesicht um die Türkante schob. Wie sich herausstellte der Geschäftsführer des Clubs. Die Dienstmarke des Detective dämpfte seine Streitlust, und widerstrebend ließ er uns ein.
    Der Club selbst befand sich im Obergeschoss, ein einzelner riesiger Raum mit nackten Dielen, dessen Größe auf einen feudaleren Zweck in längst vergangenen Zeiten rückschließen ließ. Die Läden der hohen Fenster waren geöffnet und gestatteten den hellen Strahlen der tiefstehenden Wintersonne, durch die schmutzigen, gesprungenen Glasscheiben zu fluten. Das Mobiliar bestand aus robusten Tischen und Holzstühlen, die jeglichen Beiwerks, etwa Sitzpolster, entbehrten. Eine Wand wurde komplett von der Theke eingenommen, hinter der in einer verspiegelten Regalkonstruktion sechs Reihen tief Bierflaschen standen. Eine Unmenge grellbunter Etiketten pries Marken an, von denen ich noch nie im Leben etwas gehört hatte. Vor der Theke fegte eine alte Frau mit einem strammen, eisengrauen Dutt ohne erkennbare Begeisterung den Boden. Als wir eintraten, würdigte sie uns kaum eines Blickes und verlangsamte nicht einmal ihre Bewegungen.
    Der Detective und der Geschäftsführer begannen einen lautstarken Wortwechsel über das Kartenspiel am vorhergehenden Abend; darüber, ob es überhaupt stattgefunden hatte, und wenn ja, wer daran beteiligt gewesen war. Gareth Alan Pitchford wollte Namen hören, drohte, um den Mann gefügig zu machen, mit Verlust der Schankkonzession und mit sofortiger Festnahme wegen vorsätzlicher Vorenthaltung von Informationen.
    Indessen sah ich erneut zu der Reinigungskraft hinüber und rief mir eines meiner Referate aus dem Ermittlerseminar ins Gedächtnis; genauer gesagt: einen Leitsatz, der besagte, dass man alles, was man über Personen wissen musste, anhand dessen erfuhr, was man in ihren Mülltonnen fand. Die Frau fegte den Kehricht, den sie angehäuft hatte, auf eine Blechschippe und trug ihn durch eine Tür hinter der Theke hinaus. Ich folgte ihr zügig genug, um gerade noch mitzubekommen, wie sie die Schippe in eine große, wellige Metalltonne auskippte. Dann knallte sie laut den Deckel darauf.
    »Kommt da der ganze Abfall rein?«, fragte ich.
    Sie nickte verdutzt.
    »Wann wurde sie das letzte Mal geleert?«
    »Vorgestern«, brummte sie, zweifelsohne in dem Glauben, ich wäre irgendwie nicht ganz dicht.
    Ich öffnete meinen Aktenkoffer und holte ein Paar Handschuhe hervor. Zum Glück war die Tonne nur zu einem Viertel gefüllt. Heldenhaft durchwühlte ich die ekligen Abfälle darin. Es dauerte eine Weile, bis ich sie durchsiebt hatte, doch unter den Zellophanverpackungen, zerknüllten Zetteln, zerdrückten Zigarettenkippen, Glasscherben, aufgeweichten Bierdeckeln und anderen unappetitlichen Dingen fand ich schließlich einen gründlich zerkauten Zigarrenstummel. Vorsichtig schnupperte ich daran. Nicht, dass ich ein Experte wäre, aber für mich roch er so ziemlich wie die Zigarre, die sich Antony Caesar Pit in dem Verhörraum angesteckt hatte. Ich drückte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen. Die gerollten braunen Blätter waren immer noch feucht.
    Ich deponierte den Stummel in einem meiner Plastiktütchen und zog die Handschuhe aus. Als ich kurz darauf in den Gästeraum des Clubs zurückkehrte, war Gareth Alan Pitchford dabei, sich Namen in sein Notizbuch zu schreiben; dieweil der Geschäftsführer den Eindruck eines sehr, sehr eingeschüchterten Mannes erweckte.
    »Wir haben sie«, sagte der Detective zufrieden und klappte sein Notizbuch zu.
    Am darauffolgenden Tag fuhr ich mit dem Zug nach Southampton. Am Bahnhof wartete bereits ein Wagen auf mich. Die Fahrt hinaus zum Familieninstitut der Raleighs dauerte knapp vierzig Minuten.
    Southampton ist unsere Stadt, so wie Rom den Caesars oder London den Percys gehört. Es mag vielleicht nicht in so großem Stil errichtet worden sein und auch nicht

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