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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Sie ist doch Künstlerin, wie ich hörte?«
    »Ja.«
    »Der Genuss von Betäubungsmitteln ist in Bohemienkreisen ziemlich weit verbreitet, Tendenz steigend.«
    »Ich verstehe. Sonst noch etwas?«
    »Nein, nichts.«
    Ich nahm meinen Aktenkoffer, legte ihn mir auf die Knie und ließ die Schlösser aufschnappen. »Ich hab vielleicht etwas für Sie.« Ich holte das Plastiktütchen mit dem Zigarrenstummel aus seinem Fach. »Das hier hab ich im Westhay Club gefunden. Ich vermute, es stammt von Antony Caesar Pitt. Verfügen Sie über Möglichkeiten, das für mich zu verifizieren?«
    »Von Pitt? Ich dachte, sein Alibi wäre bestätigt.«
    »Die Polizei hat drei Personen befragt, einschließlich des Geschäftsführers des Westhay, die allesamt schwören, er sei dort gewesen und habe mit ihnen Karten gespielt.«
    »Und Sie glauben ihnen nicht?«
    »Ich bin im Westhay gewesen und habe den Geschäftsführer und die anderen Spieler gesehen. Sie gehören nicht gerade zu den vertrauenswürdigsten Typen der Welt und hatten selbst ein nicht geringes Interesse daran, seine Anwesenheit zu bezeugen. Versetzen Sie sich einmal in deren Lage: Wenn sie behaupten, dass er an jenem Abend dort gewesen ist, wird die Polizei ihnen für ihre Kooperationsbereitschaft und Ehrlichkeit danken und lässt sie gehen. Sagen sie jedoch aus, er sei nicht dort gewesen, könnte das für sie unter Umständen Konsequenzen haben, denen sie lieber aus dem Weg gehen würden. Ich weiß, das klingt ein wenig paranoid, aber er ist der einzige von Justins Freunden, der so etwas wie ein Motiv gehabt hätte. In seinem Fall muss das Entlastungsmaterial absolut wasserdicht sein. Es wäre grobe Pflichtverletzung, würde ich mich mit weniger zufrieden geben.«
    Sie nahm mir das Tütchen aus der Hand und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Überreste der Zigarre.
    »Der Stummel war am Morgen nach der Tat immer noch feucht von Speichel«, informierte ich sie. »Wenn es sein Speichelist, bin ich bereit zu glauben, dass er in diesem Club gewesen ist.«
    »Es tut mir leid, Edward, aber es gibt keinen Test, mit dem sich so etwas nachweisen ließe. Anhand einer Speichelprobe könnte ich Ihnen nicht einmal die Blutgruppe sagen.«
    »Verdammt.«
    »Noch nicht, aber einer meiner Mitarbeiter ist sich bereits sicher, aufgrund einer chemischen Reaktion des Atems einer Person feststellen zu können, ob diese Alkohol zu sich genommen hat. Das sollte diese vermaledeiten Taxifahrer davon abhalten, sich einen hinter die Binde zu kippen und dann die Straßen unsicher zu machen. Die Polizei könnte ihnen noch an Ort und Stelle nachweisen, dass sie unter Alkoholeinfluss stehen. Haben Sie schon mal einen Kutschenzusammenstoß gesehen? Kein schöner Anblick. Ich schätze mal, ein Autounfall dürfte noch um einiges hässlicher sein.«
    »Ich bin heute Morgen ein bisschen langsam. Wieso erzählen Sie mir das?«
    »Man wirft nicht so schnell die Flinte ins Korn. Keiner von uns tut das. Und soll ich Ihnen verraten, warum? Weil Justin ein Raleigh war und es verdient hat, in dem Wissen zu ruhen, dass wir ihn nicht vergessen, egal, wie sehr sich die Dinge auch ändern. Und das werden sie, da seien Sie gewiss. Sehen Sie mich an, ich wurde in eine Zeit hineingeboren, in der Frauen keinem Broterwerb nachgingen, zumindest nicht Frauen meiner Herkunft und meines Standes. Mein Leben sollte aus einer Aufeinanderfolge von rauschenden Ballabenden mit kleinen Akzenten in Form von Opernbesuchen und Ferien in provinziellen Badeorten bestehen. Und nun muss ich hinaus aus meinem Kokon und mir meinen Lebensunterhalt selber verdienen.«
    Ich grinste. »Nein, müssen Sie nicht.«
    »Gütige Mutter Maria, Edward, ich hab siebzehn wunderbare und gesunde Kinder zur Welt gebracht, bevor die Eierstöcke in meinen späten Neunzigern glücklicherweise schlappgemacht haben. Nach der ganzen Kindererziehung brauchte ich einfachetwas anderes zu tun. Und außerdem, mein Bester, hasse ich Opern. Das hier dagegen genieße ich geradezu. Ich glaube, die gute Mama ist immer noch fassungslos, dass ich jetzt hier draußen an der Wissenschaftsfront arbeite. Aber man erhält durchaus gewisse Einsichten. Kommen Sie mit.«
    Ich folgte ihr durch die ganze gerichtsmedizinische Abteilung. An der Abschlussmauer befand sich eine große, freistehende Kammer aus mattem Metall. Die einzelne Tür in der Mitte war durch einen schweren Verriegelungsmechanismus verschlossen. Als wir näherkamen, konnte ich das gleichbleibende Surren eines

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