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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mit großartigen architektonischen Hinterlassenschaften aus der Zweiten Epoche in seinem Stadtkern aufwarten können, aber es ist wohlgeordnet und hat durchaus etwas zu bieten. Mit unserem aus einer langen Seefahrt- und Kaufmannstradition stammenden Familienvermögen haben wir es zum zweitgrößten Handelshafen Englands aufgebaut. Ich konnte große Schiffe an den Docks liegen sehen. Aus ihren Schornsteinen stieg ein steter Schwall von Kohlenrauch empor, während sich neben ihnen die Kräne grävitätisch bewegten und die Frachträume be- oder entluden. Weiter draußen ankerten weitere Schiffe und warteten auf Ladung oder Überholung. Es war gerade mal zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal in Southampton gewesen war, und schon war die Zahl der großen Hochsee-Passagierschiffe sichtlich zurückgegangen. Immer weniger Siedler zog es über den großen Teich nach Amerika hinüber, und selbst Mitglieder von Familien mit verbürgten Ländereien überlegten sich diesen Schritt inzwischen dreimal. In den höchsten Familienräten hatte ich Gerüchte darüber gehört, dass sich unter den Zweigen der Familien in Übersee derzeit Strömungen bildeten, die für mehrUnabhängigkeit eintraten. Die Bevölkerung dort drüben wuchs deutlich schneller als in Europa, was einer solchen Forderung nach Selbstbestimmung durchaus eine gewisse Berechtigung gab. Ich persönlich fand es schwer vorstellbar, dass sie tatsächlich ihre Wurzeln aufgeben wollten. Doch wie sich diese Dinge schlussendlich weiterentwickelten, konnte niemand mit Sicherheit sagen. Fest stand nur, dass ich mich fraglos mit ihnen würde auseinandersetzen müssen, sollte ich jemals die hohen Gefilde in der Familienhierarchie erreichen, in die es mich zog.
    Das Raleigh-Institut liegt mehrere Meilen jenseits der Stadtgrenze in einem weiten, welligen Tal. Es stellt das älteste Besitztum der Familie in England dar und wurde in den allerersten Jahren der Zweiten Epoche gegründet. Wir waren eine der ersten Familien, die ins hinterste Hinterland des Imperiums auszogen und dort dem Zeitvertreib der Kaiser nachgingen. Der ganze enorme Wohlstand und Einfluss, dessen wir uns heute erfreuen, basiert letztlich allein auf dieser frühen Präsenz.
    Das Institutstal ist eine grasbedeckte Parklandschaft, aufgelockert von Bäumen, die sich bis oben hinauf über die Ränder der Talflanken ziehen. In der Mitte des Areals schmiegen sich mehr als zwei Dutzend herrliche alte, würdevolle Herrenhäuser um einen langgestreckten See, deren geometrische Gärten gleichsam zu einer in dezenten Grüntönen gehaltenen Steppdecke verschmelzen. Sogar im März sind sie eine ansehnliche Zier, da ihre Architekten eine Vielzahl unterschiedlicher Baum- und Buscharten angepflanzt haben, damit Farbstriche und -kleckse die Landschaft zu jeder Jahreszeit schmücken.
    In einigen der Herrenhäuser gibt es Flügel, die mehr als neunhundert Jahre alt sind, wenngleich die Domizile inzwischen durch vielfache Anbauten in solch erheblichem Umfang erweitert worden sind, dass einige von ihnen fast schon so etwas wie kleine, unter einem einzigen, vielstufigen Dach zusammengepferchte Dörfer darstellen. Es wird berichtet, dass, als das letzte der ursprünglichen Herrenhäuser fertiggestellt worden war, sage und schreibe zwölf Generationen der Raleighszusammen in dem Tal gelebt haben. Einige der Gebäude sind heute noch bewohnt – tatsächlich bin ich in einem von ihnen aufgewachsen –, doch die meisten wurden nach den Erfordernissen der Neuzeit umfunktioniert, und ihre jüngsten und unersättlichsten Bewohner heißen Kommerz und Verwaltung. In den Ställen und Scheunen befinden sich die abgetrennten Büros von Prokuristen, Sachbearbeitern und Sekretären. Die Bibliotheken haben einen Wandel fort vom geschriebenen Wort und hin zu Zahlen und Ziffern vollzogen, ihre ledergebundenen Philosophie- und Geschichtswälzer sind Hauptbüchern und Aktenordnern gewichen. Herrenzimmer und Salons sind zu Konferenzräumen geworden, und mehr als nur eine Kapelle dient heute als Ratssitzungssaal. Awkley Manor selbst, im frühen vierzehnten Jahrhundert errichtet, wurde zu einer riesigen medizinischen Klinik umgebaut, wo den Familienältesten die beste und modernste Technik zur Verfügung steht, die Wissenschaft und Geld hervorzubringen vermögen.
    Der Wagen brachte mich zu dem marmornen Portikus von Hewish Manor, das nun die Forschungseinrichtungen für praktische Naturwissenschaften der Familie beherbergte. Ich ging die ausgetretenen

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