Die Dämonenfalle
konnten. Aber da ich annahm, dass Francis wahrscheinlich seine Gründe hatte, hielt ich den Mund.
Als Nächstes war Carter Osborne Kenyon an der Reihe, der offenbar unter einer Art verzögertem Schock zu leiden schien. Man hatte ihn mit einem Becher Tee versorgt, an dem er sich nun, sei es um der Wärme oder um des tröstlichen Gefühls willen, festklammerte. Ich habe ihn während des ganzen Verhörs nicht davon trinken gesehen.
Seine Geschichte begann mit dem Dinner im Orange Grove an diesem Abend, an dem Justins andere engste Freunde neben Bethany Maria Caesar teilgenommen hatten: Antony Caesar Pitt, Christine Jayne Lockett und Alexander Stephan Maloney. »Wir haben oft was zusammen unternommen«, sagte Carter. »Opernabende, Restaurant- und Theaterbesuche, Sportveranstaltungen … Im Sommer waren wir sogar ein paar Tage in Frankreich – hatten eine Villa im Süden gemietet. Wir hatten jede Menge Spaß.« Er blinzelte sich die Tränen aus den Augen. »Gütige Mutter Maria!«
»Demnach kennen Sie sich alle untereinander schon länger?«, fragte Gareth Alan Pitchford.
»Ja. Sie wissen ja, wie das mit College-Freundschaften so ist. Die Leute finden über gemeinsame Interessen zueinander, und der gesellschaftliche Stand spielt wohl auch eine Rolle, nehme ich an. Unsere Familien haben alle einen gewissen Status. Wir sechs waren eine feste Clique, schon seit mehreren Jahren.«
»Ist das nicht ein bisschen schwierig?«
»Wie meinen Sie das?«
»Zwei Mädchen, vier Jungs?«
Carter stieß ein raues Lachen aus. »Es gibt bei uns keine formelle Mitgliedschaft, um alle anderen auszuschließen. Anhänge kommen und gehen, genauso wie andere Freunde und Bekanntschaften. Wir sechs waren der harte Kern, wenn Sie sowollen. An manchen Abenden sind wir zu mehr als zwanzig um die Häuser gezogen.«
»Sie kannten Justin also schon eine ganze Zeit. Wenn er sich demnach jemandem anvertrauen konnte, dann Ihnen oder einem der anderen?«
»Ja.«
»Und er hat keinerlei Andeutungen einem von Ihnen gegenüber gemacht, dass er mit irgendjemandem Ärger hatte oder einen ernsthaften Streit?«
»Nein, keine.«
»Wie war das bei Ihnen untereinander – es gab doch bestimmt auch Unstimmigkeiten?«
»Na ja, schon.« Carter wich dem Blick des Detectives aus und starrte düster in seinen Tee. »Aber nichts, weswegen man jemanden umbringen würde. Nur über so albernes Zeug … wem irgendein Spiel gefiel und warum, Bücher, Familienpolitik, Restaurantrechnungen, Philosophie, Naturwissenschaft – wir haben über alles Mögliche disputiert. Aber genau das ist ja bei einer Clique das Salz in der Suppe, sonst wäre es ja langweilig.«
»Was waren die heftigsten Differenzen, in die Justin derzeit involviert war?«
»Verdammt noch mal!«
»Hatte er sie mit Ihnen?«
»Nein!«
»Mit wem dann?«
Carters Hand schloss sich so fest um seinen Becher, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Hören Sie, es ist wirklich kaum erwähnenswert. So was passiert andauernd.«
»Was?«
»Also gut … Sie haben’s nicht von mir, aber Antony zockt ganz gern. Ich meine, wir machen das alle gelegentlich mal – ein Tag beim Pferderennen oder ein Abend im Kasino – bloß ein harmloses Vergnügen, bei dem es um keine großen Geldbeträge geht. Aber bei Antony wird die Sache allmählich zum Problem. Er hat mit Justin öfters Karten gespielt. Und dabeiletztens eine ziemliche Summe verloren. Justin meinte, dass ihm das ganz recht geschähe, dass Antony mehr auf die Statistik hätte schauen sollen. Er sei schließlich Student der Rechtswissenschaft und hätte es besser wissen müssen, hätte wissen müssen, dass es so etwas wie Zufall nicht gibt.«
»Über was für eine Summe reden wir?«
Carter zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Da müssen Sie schon Antony fragen. Aber hören Sie, Antony hätte wegen der Sache niemanden ermordet. Ich kenne Justin, er hätte es niemals zugelassen, dass die Dinge derart außer Kontrolle geraten.«
»Na gut«, sagte der Detective. »Wissen Sie, ob Justin etwas besaß, das sich gelohnt hätte zu stehlen?«
»Etwas Wertvolles?« Carter schien von der Vorstellung einigermaßen perplex. »Nein. Wir sind alle Studenten. Wir sind notorisch abgebrannt. Oh, verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich erhalten wir von unseren Familien Unterstützung, einen angemessenen Zuschuss, der es uns erlaubt, hier die Art von Leben zu führen, die wir gewohnt sind, mehr aber auch nicht. Fragen Sie Antony«, fügte er säuerlich hinzu.
»Ich
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