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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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sich nach dem Moment, in dem die Festivitäten begannen.
    Doch als die Schatten länger und es in den Straßen dunkler wurde, fing er an, sich Sorgen zu machen. Mr. Lightly würde ebenfalls auf dem Fest sein, ohne Perücke, in seinem goldenen Jackett und der roten Weste. Vielleicht hatte er herumerzählt, dass sein Schänkenjunge das Weite gesucht hatte. Was war, wenn man Grubb entdeckte und zur
Beinlosen Nixe
zurückbrachte?
    Er war gerade zum hundertsten Mal, so glaubte er, zum Korso zurückgekehrt, als jemand von hinten in ihn hineinlief und ihn beinahe umwarf.
    «Pass doch auf, wo du langgehst!», lallte der Fremde, ohne stehen zu bleiben oder sich umzusehen. Er war ein junger Wichtel und herausgeputzt wie ein Pfau. Er hatte eine gepuderte Perücke und einen Dreispitz auf dem Kopf, trug eine rote Satinjacke, ein sauberes Hemd und saubere Hosen und ein Paar silberne, hochhackige Schuhe, die ihn einige Zentimeter größer machten. Er wirkte wie ein vornehmer Gentleman, nur dass seine großen, runden Augen bereits schielten und er kaum noch geradeaus gehen konnte. Die Flasche, aus der er immer wieder trank, machte die Sache offensichtlich nicht besser.
    Da kam Grubb eine Idee. Wenn man die Absätze wegrechnete, war der Wichtel kleiner als ein ausgewachsener Kobold. Wahrscheinlich nicht größer als ein Mischlingsjunge. Grubb atmete tief durch und umklammerte das Päckchen noch fester.
    Da war es endlich, sein kleines bisschen Glück …
    Grubb wartete, bis der Fremde gut zehn Schritte entfernt war, und folgte ihm dann so unauffällig wie möglich. Das war nicht schwer. Er hatte in den vielen Jahren bei Mr. Lightly gelernt, sich zu verstecken. Andererseits hätte er vermutlich ein feuerspeiender Drache sein können, ohne dass der Wichtel Notiz von ihm genommen hätte. In diesem Zustand würde er es unmöglich zum Fest schaffen.
    Während er weitertorkelte, sang der Wichtel fröhlich vor sich hin:
    «War eine junge, schöne Wichtelmaid, so schön sah keine andere aus,
    Dam dam di dam dam, die führte ich als Braut nach Haus …»
    Grubb folgte ihm durch Sträßchen und Gassen, bis der Wichtel schließlich in einem verlassenen Durchgang schwankend stehen blieb. Er setzte die Flasche an, verlor prompt das Gleichgewicht und kippte rückwärts um, dass sein Dreispitz auf das Kopfsteinpflaster flog. Einen Moment lang lag er kichernd da. Dann murmelte er etwas Unanständiges über irgendeine Betsey und rollte sich schmatzend auf die Seite. Zehn Sekunden später schnarchte er tief und fest und drückte die Flasche wie ein Neugeborenes an seine Brust.
    Grubb schlich näher, obwohl er fast damit rechnete, dass der Wichtel die Augen wieder aufschlug. Nichts. Er war völlig weggetreten. Bemüht, den Gestank des Feuerwassers nicht einzuatmen, löste Grubb die rosa Finger des Schlafenden von der Flasche, breitete seine Arme aus und zog ihm die rote Satinjacke aus.
    Er hielt sie sich selbst an und atmete erleichtert auf. Sie war perfekt.
    Zuerst legte er selbst Jacke und Hemd ab und packte alles auf einen Haufen auf den Boden, ganz zuoberst das Päckchen von Captain Clagg. Dann nahm er sich, ohne das Päckchen aus den Augen zu lassen, das Hemd des Wichtels und zog es selbst an. Zum Schluss setzte er die Perücke auf und schlüpfte in die rote Jacke.
    Die neue Kleidung fühlte sich eng und steif an, und als er in eine Pfütze schaute, erkannte er sein Spiegelbild kaum wieder. Er sah aus wie ein reicher Kaufmannsjunge. Selbst wenn Mr. Lightly ihn auf dem Fest entdeckte, würde er wahrscheinlich gar nicht begreifen, wen er vor sich hatte.
    Grubb packte den Wichtel an den Armen und zog ihn an die Seite, wo er weniger Gefahr lief, von der erstbesten Bande Besoffener ausgeraubt zu werden, die an ihm vorbeikam. Sein eigenes Hemd und seine Jacke würde Grubb dalassen. Damit der Wichtel etwas zum Anziehen hatte, wenn er aufwachte.
    Im Schatten auf der anderen Seite bewegte sich etwas.
    Grubb ließ den Wichtel los und eilte zurück, um das Päckchen und sein Kleiderbündel zu verteidigen. Sah er etwa Gespenster? Nach allem, was er heute schon erlebt hatte, wäre es keine große Überraschung, wenn er dabei den Verstand verloren hätte. Nein, wahrscheinlich war es nur eine Ratte. Es war sicher dumm von ihm. Er schob die Perücke zurecht und strich die neue Jacke glatt.
    Etwas schoss aus dem Schatten auf ihn zu.
    Grubb sprang vor, war aber nicht schnell genug. Ein kleiner dunkler Fleck sauste zwischen seinen Beinen hindurch und verharrte

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