Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
diese mürrisch, zog ihre eigene Jacke aus und reichte sie Mr. Bootle.
«Vielen Dank, Tabs.»
Tabitha wirkte ein wenig verlegen.
«Kommt», sagte sie grimmig. «Verschwinden wir von hier, bevor wir uns totfrieren.»
Ohne abzuwarten, ob die anderen ihr folgten, marschierte sie die Gasse entlang.
Da trat ihr aus einem dunklen Versteck eine Gestalt in den Weg. Krumm und gebeugt, in einem langen grauen Gewand.
Eine alte Frau.
Grubb durchfuhr es eiskalt. Der Augenblick dehnte sich ins Unendliche.
25. Kapitel
W o ist der Kochlöffel?»
Ihre Stimme war wie das heisere Gebrüll eines wilden Tieres.
«Gib ihn mir. Gib ihn sofort her.»
Grubb versuchte seinen Körper in Gang zu setzen, doch es war zu spät. Schon stand sie vor ihm, ohne dass sie sich auch nur bewegt zu haben schien. Grausame Finger packten seine Kehle, umklammerten sie und drückten so fest zu, dass er einen gurgelnden Schmerzensschrei ausstieß. Er spürte den Löffel, der in seinem Hosenbund steckte, und machte sich darauf gefasst, ihn auf das Pflaster fallen zu hören. Doch der Löffel blieb, wo er war, verborgen von seinem viel zu großen Hemd.
«Wo ist er?», zischte sie. Ihre Stimme hatte sich in etwas Tiefes verwandelt, heimtückisch und tödlich. «Ich weiß, dass du ihn hast, Bastard. Er hat mir gesagt, dass du ihn hast. Sag mir, wo er ist, oder ich bringe dich um.»
Grubb hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Vielleicht lag es an der Zauberkraft der Hexe, vielleicht war es aber auch die nackte Angst. Auf jeden Fall war sein Körper wie gelähmt und sein Kopf so leer wie ein blauer Himmel.
Er konnte jedes Detail ihres schiefen Gesichts genau erkennen; jede Falte und jede Runzel. Ihre Nase war gebogen wie der Schnabel einer Möwe, aber das Schrecklichste von allem waren die Augen, kalt und schwarz wie ein Obsidian. Ihm schwindelte, als würde er gleich in Ohnmacht fallen oder sich übergeben oder beides.
Und dann sah er aus den Augenwinkeln Tabitha heranstürmen. Ihr Gesicht war rot angelaufen, und ihre Augen blitzten. Grubb wusste, was sie vorhatte.
«Nein, nein!», ächzte er. «Nein.»
Tabitha stieß ihn gegen die Wand, entriss ihn den Händen der Hexe, und der Nebel um seinen Kopf lichtete sich.
Der Löffel war fort. Und, ja, da war er, in Tabithas Hand.
«Nein!», schrie Grubb erneut. Vergeblich.
Sie rannte bereits durch die Gasse und hielt auf die Seitenstraßen zu.
«Rettet euch!», rief sie mit vor Aufregung gellender Stimme.
Newtons Worte fielen Grubb wieder ein.
Du warst leichtsinnig. Ich habe es dir schon mal gesagt, Tabs, das hier ist kein Spiel.
Die alte Frau lächelte. Er konnte es nicht sehen, weil ihr Gesicht von der dunklen Kapuze verborgen wurde, aber er wusste es trotzdem.
«Stopp», sagte er kläglich. «Lassen Sie sie in Ruhe.» Aber seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern, und bevor er ein zweites Mal ansetzen konnte, sah er einen verschwommenen grauen Fleck, und die Hexe war fort. Sie folgte Tabitha mit solcher Geschwindigkeit, dass es schien, als würde sie den Boden gar nicht berühren.
Endlich kam sein benommener Körper in die Gänge. Er rappelte sich auf und rannte los. Doch statt ihn durch die Gasse zu tragen, verhedderten sich seine Füße in etwas, und er flog zum zweiten Mal an diesem Tag mit dem Gesicht voran aufs Kopfsteinpflaster.
Nicht schon wieder.
Au.
Sein Hemd war klitschnass. Er rollte herum und sah, dass sich eine Gestalt über ihn beugte.
«Komm, mein Freund», sagte Phineus Clagg. «Du kannst ihr im Augenblick doch nicht helfen. Ich hätte dir mehr Grips zugetraut.»
Grubb versuchte aufzustehen, doch der Schmuggler drückte ihn zu Boden.
«Lassen Sie mich los. Ich muss ihr helfen!»
«Sei nicht so ein Grützkopf. Was glaubst du, was ein kleines Koboldbürschchen wie du gegen so eine Hexe ausrichten kann, hm?»
«Verstehen Sie denn nicht, ich … ich muss …»
«Du musst dich beruhigen, sonst gar nichts.»
Grubb sah sich hilfesuchend um und entdeckte die Bootles. Aneinandergeklammert starrten sie die Gasse entlang, dorthin, wo Tabitha und die Hexe verschwunden waren. Ihre Augen waren so groß wie Kanonenkugeln und ihre Gesichter so bleich wie ein Segel.
Grubb wurde augenblicklich klar, dass der Schmuggler recht hatte.
«Tut mir leid», sagte er und versuchte sich zusammenzureißen. «Natürlich. Es tut mir wirklich leid. Ich war nicht ganz bei mir. Wir müssen zum Leuchtturm, wie Newton gesagt hat.»
«Das hört sich schon besser an.» Clagg stand auf und streckte
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