Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
wie Grubb es erwartet hatte. Eigentlich hätte es das Ende seiner Probleme sein sollen, stattdessen eilte er auf der Flucht vor der Hafenmiliz in einem Pastetenladen durch einen dunklen Flur und versuchte einen Kochlöffel zu beschützen. Begleitet wurde er dabei von einem gefährlichen Schmuggler und zwei betagten Trollen, die nichts als ihre Nachthemden anhatten. Ganz zu schweigen von seiner neuen Freundin Tabs, die mit einer Laterne und übelster Laune vorwegstürmte. Wenn es nicht so schrecklich beängstigend wäre, dachte Grubb, hätte er die ganze Situation vielleicht sogar komisch gefunden. Er drehte sich im Flur noch einmal um und schaute zu dem Raum, in dem sie den Rest der Dämonenwache zurückgelassen hatten – die Wächter, die er gerade erst kennengelernt hatte und vielleicht nie wiedersehen würde.
«Bleibt dicht zusammen», schnauzte Tabitha. «Und hör auf zu trödeln da hinten.»
Grubb fiel in Trab, um die anderen einzuholen.
«He, mein Freund», sagte Clagg und legte ihm den Arm um die Schulter. «Ich kann für dich auf den Löffel aufpassen, wenn du willst. Dir die Verantwortung abnehmen.»
«Das habe ich gehört, Walrossschädel», sagte Tabitha, ohne Grubb die Möglichkeit zu geben, selbst zu antworten. «Und du, Joseph, verdrischst ihn, wenn er dir blöde kommt.»
«Mädchen, hm?», murmelte Clagg, als sie eine Treppe hinunterstiegen. Zum Glück hörte Tabitha ihn nicht.
Im Keller war es feucht und kalt. Es roch alt, vermodert und nach Fisch, der schon vor Monaten vergammelt war.
«Und wo ist dieser Geheimgang jetzt?», fragte Tabitha.
«Tja, mal überlegen …», sagte Mr. Bootle. «Es ist schon lange her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe …»
«Ja, ja. Wir haben nicht viel Zeit.»
«Aber ich
glaube
, der Eingang ist … ähm … dahinter.» Mit zitterigem grünem Finger deutete er auf ein dunkel angelaufenes, altes Fass.
Tabitha durchschritt den Raum und begann, an dem Fass herumzuzerren, wobei sie ächzend ihren Frust daran ausließ. Schließlich fiel es auseinander, und sie kippte rückwärts auf den Boden.
«Morsch», stellte Clagg fest.
«Vielen Dank auch», fauchte Tabitha und ging zähnefletschend auf ihn los. «Wie gut, dass wir Sie dabeihaben für –»
Eine Salve Gewehrfeuer schnitt ihr das Wort ab.
Grubb zuckte zusammen. Mrs. Bootle brach in ängstliches Gewimmer aus. Das Geräusch war nur gedämpft zu hören, doch es ließ keinen Platz für Zweifel. Es kam von der Straße vor dem Pastetenladen.
«Worauf warten wir noch?», fragte Clagg. Er zerrte bereits die Falltür auf, die hinter dem zerbrochenen Fass in die Wand eingelassen war. «Donnerschlag, machen wir, dass wir hier rauskommen.»
Der Tunnel war eng, kaum breiter als der Schmuggler. Grubb, der selbst für einen Koboldjungen schmal war, störte das nicht weiter. Aber die Vorstellung, dass sich hinter ihm die beiden großen, alten Trolle in ihren frisch gebügelten Nachthemden durch den Schmutz zwängen mussten, behagte ihm nicht. Er berührte etwas Warmes, Feuchtes, wischte sich die Hand an der Hose ab und versuchte nicht darüber nachzudenken, was es gewesen sein könnte. Dann huschte ihm etwas über die Hand, und er zog sie erschrocken zurück. Was es auch gewesen sein mochte, war fort. Er konzentrierte sich darauf, dem Licht von Tabs’ Laterne zu folgen, das sich vor ihm bewegte.
Länger als erwartet, verlief der Tunnel in einem sanften Bogen nach oben. Als Grubb sich schließlich durch eine Falltür wieder ins Freie bugsiert hatte, sah er, warum. Sie hatten die Gasse unterquert und befanden sich jetzt auf der gegenüberliegenden Seite. Grubb schob sich an einem Stapel alter Kisten vorbei, die den Ausgang verbargen, und gesellte sich zu den anderen, die sich, an die Wand gedrängt, misstrauisch nach allen Seiten umsahen wie Ratten, die sich vor einer Kneipenkatze versteckten.
Der Regen hatte endlich aufgehört, aber es war kühl. In den vollgelaufenen Gullys tropfte es unaufhörlich, und das Kopfsteinpflaster war nichts als eine Ansammlung von Lachen und Pfützen. Abgesehen von den Kisten und einer an die Wand gelehnten kaputten Leiter war die Gasse dunkel und leer. Die Schüsse schienen von weither zu kommen, doch jetzt mischten sich auch Schreie und Rufe darunter.
Grubb sah, wie die alten Trolle sich in ihren Nachthemden zitternd aneinanderklammerten.
«Hier, Mrs. Bootle», sagte er. «Nehmen Sie meine Jacke.» Als sie sie nahm, warf Grubb Tabitha einen Blick zu.
«Ach ja», sagte
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