Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
gegeneinander und stürzten in einer gewaltigen Flut von Staub und Büchern zu Boden. Als sich der Lärm gelegt hatte, war die Bibliothek nicht wiederzuerkennen. Um die Dämonenwache befand sich eine Barrikade aus Bücherregalen, die sie von den Milizsoldaten abschirmte. Überall lagen Bücher, und einen Moment lang herrschte völlige Stille.
Old Jon schlug mit seinem Knüppel ein Fenster ein. Hinter ihm begann es zu rumpeln, als die Milizsoldaten sich einen Weg durch die Regale zu bahnen versuchten.
Newton fuhr mit seinem Stock über die Fensterbank und fegte die Glasscherben herunter, während Old Jon eine Rolle Seil aus seinem Rucksack zog und es an den Schreibtisch knüpfte.
«Das müsste halten», sagte er. «Vorausgesetzt, der Tisch ist anständig gearbeitet.» Das restliche Seil warf er durch die Fensterlücke und nickte Grubb zu. «Runter mit dir, mein Junge. Zeit, von hier zu verschwinden.»
Die Bootle-Zwillinge erwarteten sie an den Toren von Wyrmwood Manor. Es war kurz vor Tagesanbruch, und die Morgensonne stieg am Horizont auf.
«Da seid ihr ja», sagte Paddy und hängte sich seine Donnerbüchse um die Schulter. «Habt ihr Tabs gefunden?»
Old Jon schüttelte den Kopf.
«Wartet», keuchte Grubb. Es war ein langer Spurt gewesen vom Herrenhaus, und er kam gerade erst wieder zu Atem. «Ich weiß, wo sie ist. Vor der Einsamen Insel. Dorthin will die Hexe, und Tabs hat sie bei sich.»
Newton musterte ihn mit Interesse.
«Du hast deine Sache gut gemacht, Joseph», sagte er. «Auf jeden Fall besser als der Rest von uns.»
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Grubb sich darüber gefreut, aber im Augenblick war ihm nicht zum Jubeln zumute.
«Dann brauchen wir also ein Schiff», sagte Paddy. «Und zwar ein schnelles.»
«Ein Schiff am Vorabend des Karnevals», sagte Hal. Er war blass und immer noch außer Atem, weil er sich von den Strapazen seines Zauberspruchs noch nicht erholt hatte. «Das wird nicht leicht aufzutreiben sein.»
«Stimmt.»
«Nein, wartet», sagte Grubb abermals. Diesmal drehten sich alle zu ihm um. «Ich glaube, ich weiß, wo wir eines finden können. Und zwar das schnellste Schiff auf dem ganzen Elfenbeinmeer.»
32. Kapitel
E s war ein furchtbarer Abend für Slik.
Dabei hatte er wirklich gut angefangen. Der Kampf beim Pastetenladen war ein Riesenspaß gewesen, und danach hatte er lediglich einen Idioten finden müssen, der dumm genug war, ihn einzustellen. Wie schwer konnte das schon sein?
Er versuchte es zuerst auf dem Feenmarkt im Marlinspike-Viertel, wo er die Feenhändler auszustechen hoffte, indem er sich billig feilbot. Doch es war zu spät, und der Markt hatte bereits geschlossen, als er dort ankam.
Also hatte er sich den Regen aus den Flügeln geschüttelt und war, immer noch optimistisch, aufs Neue losgeflogen, diesmal mit den Schnapsbuden als Ziel. Säufer waren seiner Erfahrung nach leicht hereinzulegen, und während des Festivals des Meeres gab es eine Menge von ihnen. Der erste Kunde, bei dem er es versuchte, war ein wenig zu betrunken – ein stinkender, großer Troll, der erklärte, noch nie eine Fee probiert zu haben, und prompt Anstalten machte, ihn aufzufressen. In der Schänke schienen das alle für einen guten Witz zu halten, abgesehen von Slik.
Im nächsten Wirtshaus traf er auf einen Elfen, der interessiert zu sein schien. Slik hatte Elfen immer für ehrenhafte, vertrauenswürdige Leute gehalten – perfekt. Doch noch während sie den Preis aushandelten, stülpte ihm die räudige Kielratte einen Becher über den Kopf, sodass er mit billigem Fusel übergossen wurde und auf dem Kneipentisch gefangen saß. Slik gelang die Flucht erst, als eine Schlägerei ausbrach und jemand dem Elfen einen Dolch zwischen die Rippen rammte.
Hungrig, nass und schnapsverklebt begann sich Slik zu fragen, ob es nicht der größte Fehler seines Lebens gewesen war, Newton zu verlassen. Vermutlich konnte er immer noch zu Jeb zurückkehren. Nur würde der Schnüffler wahrscheinlich annehmen, dass er etwas mit dem Auftauchen der Schwarzmäntel beim Pastetenladen zu tun hatte. So waren Kobolde nun einmal.
Schließlich fand er kurz vor der Morgendämmerung ein trockenes Plätzchen unter einer Markise und legte sich auf dem Kopfsteinpflaster einen alten Jutesack als Matratze zurecht. Er konnte kaum glauben, dass er, Slik – der Feenmann, der Captain Newton von der Dämonenwache aufs Kreuz gelegt hatte –, die Nacht draußen in der Kälte würde zubringen müssen. Er tat sich
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