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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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ihn Newton.
    «Ja, entschuldige. Ich meinte, auf Wiedersehen, Joseph.»
    Zum ersten Mal im Leben sah Joseph Grubb seinem Onkel direkt in die blutunterlaufenen Schweinsäuglein.
    «Auf Wiedersehen, Onkel», sagte er. «Ich …» Er stockte. Er konnte jetzt sagen, was er wollte. Die Dämonenwache würde ihn beschützen. Er konnte Mr. Lightly beschimpfen oder ihm erklären, wie wütend es ihn gemacht hatte, wenn dieser über seine Eltern hergezogen war: Wenn er seine Mutter ein Koboldliebchen oder eine Verräterin genannt und seinen Vater als Grauhaut, Kriecher, Dieb oder Schlimmeres beschimpft hatte. Doch nach all den harten Worten fühlte er nur noch grenzenlose Erschöpfung und Erleichterung, dass er sie niemals wieder würde hören müssen.
    «Ich komme nicht zurück», war alles, was er sagte.

33. Kapitel
    D er Sonnenaufgang war wunderschön. Vom fernen Horizont erstrahlten zarte Rosa- und Orangetöne und färbten die Kämme der rollenden Wellen. Leider fühlte sich Tabitha viel zu krank, um dieses Bild genießen zu können. Stöhnend und würgend hing sie über der Reling.
    «Wohl noch nie auf See gewesen, was?», sagte der Steuermann.
    «Rutsch mir den Buckel runter.»
    Der Mann zuckte mit den Achseln, summte leise vor sich hin und beachtete sie nicht mehr.
    Kopfschüttelnd versuchte Tabitha ihre Gedanken zu ordnen und sah in den Sonnenaufgang, um herauszufinden, in welche Richtung sie fuhren. Die Sonne ging im Osten auf und im Westen unter. Also waren sie nach Norden unterwegs. Und das sehr schnell.
    Wieder wurde sie von Selbstmitleid übermannt und gab sich keine Mühe, dagegen anzukämpfen. Wenn doch nur jemand bei ihr wäre. Selbst dieser Schänkenjunge, Joseph, wäre ihr recht. Er war zwar offensichtlich noch ein Grünschnabel und zum Kämpfen kaum zu gebrauchen, aber wenn man den ganzen Tag Schnapskrüge spülen musste, konnte man vermutlich nicht mehr erwarten. Wenigstens hatte er kein Theater gemacht, als sie ihm von ihren Eltern erzählte. Jetzt, wo sie Zeit zum Nachdenken hatte, fand sie, dass er eigentlich … ganz nett war. Sie vermisste ihn. Irgendwie. Immerhin hatte er –
    Ohne Vorwarnung begann sie wieder zu würgen, und dieses Mal übergab sie sich wirklich, und zwar die ganze Schiffswand hinunter.
    Entmutigt kauerte sie sich an die Reling und zog die dünne Decke enger um sich. Sie war erschöpft. Die Nacht war bitterkalt und ihr ohnehin nicht nach Schlafen zumute gewesen. Trotzdem konnte sie ebenso gut etwas tun. Im Morgenlicht betrachtete sie das Schiff zum ersten Mal richtig, und sie begann nach Anhaltspunkten Ausschau zu halten – irgendetwas, das ihr half, das Ziel ihrer Reise herauszufinden.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass es eine Fregatte war, aber das half ihr nicht weiter. Ein Schwarzmantel bewachte die Kapitänskajüte und hatte den Dreispitz so tief ins Gesicht gezogen, dass ein Schatten auf seinem Gesicht lag. Was immer hier vor sich ging, die Miliz war offensichtlich darin verwickelt.
Abschaum
. Davon abgesehen, gab es nicht viel, was ihr weiterhalf. Außer …
    Das Beiboot des Schiffes war mit einer seltsamen Apparatur aus Holz und Metall beladen, wie Tabitha sie noch nie gesehen hatte. Sie erinnerte an einen Kran, an eine Miniaturausgabe der Maschinen, mit denen die Hafenarbeiter die Frachtschiffe entluden. Doch anstelle eines Hubseilzugs hing bei diesem Apparat ein langer spitzer Metallstab vom Kranarm. Sie erkannte das blaue Leuchten von Zephyrum, dem magischen Metall. Hal hatte ihr einmal davon erzählt. So wie sich ein Eisen erhitzte, wenn man es ins Feuer legte, entwickelte Zephyrum Zauberkraft, wenn es mit – Magie in Berührung kam. Tabitha kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und versuchte sich einen Reim darauf zu machen, welchem Zweck diese Maschine dienen mochte.
    «Hast du es schon erraten?», fragte die alte Frau.
    Die Stimme kam aus dem Nichts und ließ Tabitha vor Schreck zusammenzucken. Sie hätte schwören können, dass die Hexe Sekunden zuvor noch nicht in ihrer Nähe gewesen war. Ein dumpfes Wutgefühl ergriff sie beim Anblick ihrer Entführerin, doch sie war zu müde und zu elend, um ihrem Ärger Luft zu machen.
    «Sagen Sie es mir?»
    Die alte Frau blickte aufs Meer hinaus. Sie sah anders aus im Morgenlicht. In der Gasse hinter Bootles Pastetenladen hatte sie wie ein schwarzer Dämon aus den Nördlichen Wüsten gewirkt. Doch nun hing der schäbige graue Umhang an ihr herab wie die Lumpen einer Bettlerin, und das, was Tabitha von ihrem Gesicht sah,

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