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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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Gesichter verbargen und sich an allem festhielten, was sie in die Finger bekamen, stand er wie gebannt da und sah zu.
    Der Große Rachen stieß einen Laut aus, einen trillernden Schrei, der einem das Herz stocken ließ.
    Das Ungeheuer hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Statue auf dem Thalinplatz.
     
    Nach Luft ringend tauchte Grubb wieder auf und spuckte Salzwasser. Da war das Boot und dahinter … dahinter …
    Schau nicht hin. Konzentrier dich. Konzentriere dich auf das Boot und darauf, Tabitha herauszuholen, ehe … ehe noch mehr passiert.
Er hieb mit den Armen verzweifelt ins Wasser und kämpfte sich auf sie zu.
     
    Arabella Wyrmwood sang mit monotoner Stimme. Tabitha öffnete die Augen nur einen Spalt weit, für den Fall, dass sie den Albtraum erblickte, der über ihr aufragte. Die Hexe stand mit geschlossenen Augen da und umklammerte den Löffel, während sie ihre Energie bündelte und mit aller Kraft in den Geist des Ungeheuers einzudringen versuchte.
    Tabitha zog und zerrte, um ihre Hände und Füße zu befreien, doch es nützte nichts. Sie saßen fest. Plötzlich fiel ihr eine merkwürdige Szene ein. Sie erinnerte sich daran, wie Joseph im
Beschwipsten Drachen
auf den großen Milizsoldaten losgestürmt und auf den Rücken gefallen war. Sehr mutig und sehr dumm.
    Das konnte sie auch.
    Sie stemmte sich unsicher auf die Füße, hüpfte ein Stück zurück und schaffte es nur mit knapper Not, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann ging sie in die Knie und warf sich mit aller Kraft nach vorn.
    Nur einen Sekundenbruchteil zu spät merkte Arabella, was vor sich ging. Mit vor Wut zusammengekniffenen Augen ließ sie den Löffel sinken … da prallte Tabitha auch schon gegen sie. Arabella fluchte und fauchte, als sie aneinandergepresst zur Seite taumelten. Tabitha spürte, wie sich ihre Hände und Füße lösten, sobald die Konzentration der Hexe nachließ.
    Für einen kurzen Moment nahm sie im Wasser hinter Arabellas Schulter etwas wahr – das gefleckte Gesicht eines Jungen, der in den Wellen auf und ab trieb –, dann plumpsten sie wie zwei Säcke voller Dukaten ins Wasser.
     
    Grubb sah das Beiboot schwanken, sah, wie das Wasser aufspritzte und Tabitha kurz darauf kaum mehr als fünf Meter von ihm entfernt auftauchte, die blauen Haare klatschnass am Knopf. Sie blickte sich um, entdeckte ihn und winkte.
    «Halt das kurz!», schrie sie, und schon kam etwas im hohen Bogen auf ihn zugeflogen, dass die Tropfen nur so spritzten.
    Grubb schnellte so hoch er konnte aus dem Wasser und fing den Kochlöffel auf.
    «Verschwinde!», schrie Tabitha. «Schwimm zurück zum Schiff.»
    Keuchend schaukelte Grubb in den Wellen und zögerte. Er konnte nicht ohne sie zurück. Dieses Mal nicht.
    Ein Stück entfernt stieß der Dämon abermals einen grauenerregenden Schrei aus, der das Wasser kräuselte und ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Grubb wagte nicht, ihn anzuschauen, doch aus den Augenwinkeln sah er, dass er sich bewegte.
Oh, Thalin.
Er hielt auf die Schiffe zu.
    «Worauf wartest du?», schrie Tabitha. «Wir haben keine –»
    Plötzlich schoss hinter ihr etwas aus dem Wasser, packte sie am Kragen und zog sie aus den Wellen, immer höher und höher.
     
    Tabitha röchelte, fasste sich an den Hals und versuchte die kalten Hände fortzuzerren, die sie von hinten umklammerten. Arabella Wyrmwoods Hände.
    Als sie nach unten blickte, sah sie das Beiboot drei Meter unter sich und Grubb, der mit Augen so groß wie Kanonenkugeln zu ihr aufsah, den Löffel immer noch in der Hand. Sie strampelte hilflos mit den Beinen in der Luft. Für einen kurzen Moment gewahrte sie aus den Augenwinkeln das weiße Gewand der Hexe.
    Weiß wie das eines Seraphs.
    «Der Zauberstab gehört mir!», brüllte die Hexe. «Gib ihn mir, du Bastard. Gib ihn mir, oder sie wird sterben.»
    Tabitha wollte ihm zurufen, dass er sich davonmachen, wegschwimmen, abhauen sollte. Aber alles, was sie herausbrachte, war ein ersticktes Krächzen. Sie sah zu, wie er eine Entscheidung traf.
     
    Was würde sein Vater tun? Oder Captain Newton oder Thalin der Navigator? Sie wären natürlich stark genug, um das Richtige zu tun, die beste Entscheidung zu treffen. Um eine ganze Stadt zu retten und nicht nur ein einzelnes Mädchen. Aber Grubb konnte jetzt nicht an sie denken, er konnte überhaupt nicht klar denken. Es gab nur noch Tabitha, die kämpfte, aber zu schwach war, um zu entkommen. Tabitha, deren Gesicht erst rot und dann violett anlief.

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