Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Schwarzmäntel an Bord, von denen die meisten noch mit Nachladen beschäftigt waren. Als sie die Angreifer erblickten, ließen sie ihre Gewehre fallen, zogen die Säbel und brachen ebenfalls in Kampfgeschrei aus. Schüsse, Schreie, dumpfe Aufschläge und das Klirren von Stahl auf Stahl waren zu hören. Grubb konnte kaum erkennen, was vor sich ging. Er schwang seine Axt und versuchte verzweifelt, sich die Milizsoldaten vom Leib zu halten – und am Leben zu bleiben.
Offensichtlich hatte er sich vorwärtsbewegt, denn kurz darauf war er frei und hatte die Kämpfer hinter sich gelassen. Als er sich umwandte, sah er, wie die Schmuggler gegen die Schwarzmäntel anbrandeten wie Wellen an einen Strand. Mit pochendem Herzen kroch er hinter den Fockmast und schaute sich auf dem Schiff um. Tabitha und Arabella waren nirgends zu sehen. Aber das Beiboot fehlte. Grubb sah aufs Meer hinaus, und dort, nicht weit entfernt, entdeckte er es. Es war mit einer merkwürdigen Maschine beladen, einer weißen, kapuzenverhüllten Gestalt und einem Mädchen mit blauen Haaren …
Es gab nur eines, was er tun konnte. Er rannte zur Reling, zog sich hinauf und sprang.
Erst als er schon halb unten war, ging ihm auf, wie unglaublich dumm er sich verhielt. Dann traf ihn das eiskalte Wasser mit doppelter Wucht.
Er tauchte wieder auf, spuckte und rieb sich das Salzwasser aus den Augen. Was machte er da, zum Seeteufel noch mal? Hielt er sich vielleicht für einen Helden wie Captain Newton? Das war er natürlich nicht. Er war bloß ein Schänkenjunge mit dem Kopf voller dummer Ideen.
Der Rachen. Irgendwo unter mir ist der Große Rachen.
Er sah zurück zu dem riesigen Schiffsrumpf. Dort gab es keinen Weg hinauf. Das Wasser war so kalt, dass es brannte.
Jetzt konnte er wirklich nur noch eines tun. Er holte tief Luft und begann auf das Beiboot der Hexe zuzuschwimmen.
Mit ein, zwei geschmeidigen Stockschwüngen legte Newton zwei Männer flach. Einer verlor komplett die Besinnung, der andere umklammerte heulend seine Nase, während ihm das Blut zwischen den Fingern hindurchlief. Der Hauptmann der Dämonenwache hielt für einen Moment inne und machte sich ein Bild von der Lage.
Die meisten Schmuggler waren leichte Beute für die geübten Milizsoldaten und ihre tödlichen Säbel. Andere hingegen wussten ihre bei Kneipenschlägereien erlangten Fertigkeiten gut einzusetzen. In der Zwischenzeit schlugen Paddy und Frank eine Doppelschneise in die feindlichen Reihen. Hal und der Zauberer des Schmugglers kämpften Rücken an Rücken, schleuderten ihren Gegnern eine magische Druckwelle nach der anderen entgegen und zogen ihnen den Boden unter den Füßen weg. Old Jon schlug zwei Seeleute mit den Köpfen aneinander und ließ sie zusammengesackt liegen.
Sie waren im Begriff zu gewinnen – mit einer Ausnahme. Schneller als jede Fee tänzelte die schlanke Klinge von Colonel Cyrus Derringer um Newton herum und erledigte die Schmuggler mit geringschätziger Leichtigkeit. Derringer bewegte sich so schnell und geschickt, wie es nur Elfen können, und hielt dabei immer eine Hand auf dem Rücken, wie es in den Fechtschulen der Alten Welt gelehrt wurde. Seine Klinge war tödlich, aber es war seine Miene, die den wahren Könner verriet: ausdruckslos und ruhig, selbst in der Hitze des Gefechts.
Ihn galt es aufzuhalten.
«Cyrus Derringer! Interessiert an einem richtigen Kampf?»
Der Elf parierte den Angriff eines Koboldmädchens, das mit einem Entermesser auf ihn losging, stach ihm in den Bauch und ließ es mit einem entsetzten Ausdruck im Gesicht zu Boden gehen.
«Mr. Newton! Mehr als diesen Pöbel haben Sie nicht zu bieten?» Er schüttelte Blut von seiner Klinge.
«Sie sollten sich schämen. Sie verraten Ihre Heimat.»
«Ich gehorche nur meinem Gouverneur», fauchte Derringer. Aber Newton meinte für einen kurzen Moment, den Anflug von Zweifel in seinem Gesicht zu sehen. «Wenn es sein muss, schicke ich Sie alle auf den Grund des Meeres.»
«Dann los», knurrte Newton. «Für Port Fayt.»
Grubb taten sämtliche Glieder weh, seine Brust brannte, und seine Finger und Zehen waren zu Eis erstarrt. Egal, wie schnell er schwamm, er schien dem Boot überhaupt nicht näher zu kommen. Er driftete mit den Wellen auf und ab, schnappte nach Luft, wann immer er konnte, und sah hin und wieder zu Tabitha hinüber, die die Hände auf den Rücken gebunden hatte und deren blaue Haare ihr klatschnass im Gesicht klebten. Er sah auch die Hexe, hörte ihre schreckliche
Weitere Kostenlose Bücher