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Die Daemonin des Todes

Die Daemonin des Todes

Titel: Die Daemonin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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war, aber er wusste, dass er es bald erfahren würde. Und die Wahrheit würde schrecklich sein.
    Ein kurzer Schmerzensschrei erklang, gefolgt von einem lüsternen Knurren, und Konstantin sah, dass Ephialtes seine langen Zähne in den weichen Hals der Frau geschlagen hatte und gierig ihr Blut trank. Konstantin empfand Neid.
    Ephialtes war der Herold der Herrin, so wie sie die Heroldin des Triumvirats war. Er bereitete zum wiederholten Mal ihre Rückkehr in die Welt vor. Konstantin hoffte, dass eines Tages auch er diese Ehre haben würde.
    Als Ephialtes die Frau sanft auf den Boden legte - denn sie würde bald mit Veroniques Essenz in sich wieder auferstehen -, stand Konstantin hinter ihm und sah sie prüfend an.
    »Gibt es etwas, das du mich fragen möchtest?«, sagte Ephialtes in mahnendem Tonfall.
    »Warum hast du sie hierher gebracht?«, fragte Konstantin.
    »Weil wir hier ungestört sind. Und aus Respekt. Und weil die Stelle, wo ich sie gefunden habe, vielleicht zu weit entfernt von dem Ort ist, wo die letzte Wirtin der Herrin vernichtet wurde.«
    »Wir sind nicht wie Veronique, nicht wahr?«
    »Ich vergesse immer, wie jung du bist«, sagte Ephialtes abfällig. »Wir sind nicht wie sie und werden es auch nie sein. Veronique ist eine wahre Unsterbliche. Wo wir nur diese vergänglichen Hüllen haben und an sie gefesselt sind, sobald wir von ihnen Besitz ergreifen, lebt sie ewig. Erinnerst du dich nicht mehr an die Prophezeiung, von der sie dir in jener ersten Nacht am kretischen Meer erzählt hat?«
    Konstantin erinnerte sich.
    »Meine Brut wird die drei Gesichter der Hölle gebären.
    Durch meine Sprösslinge werden die Drei vereint.
    In ihrem Namen werde ich von Fleisch zu Fleisch wandern.
    Und wenn die Drei-die-eins-sind ihren Hunger gestillt haben,
    Werde ich das Blut des letzten Menschen auf Erden trinken.«
    Das waren Veroniques Worte gewesen, mehr oder weniger die ersten Worte, die sie zu Konstantin gesprochen hatte, als er zu seinem neuen Leben erwacht war, verwandelt durch ihr Blut, das nun auch in seinen Adern strömte. Die Prophezeiung hatte ihn bis ins Mark erschüttert und zugleich erregt und seinem kalten Blut die Illusion von Wärme gegeben.
    Das Blut des letzten Menschen auf Erden.

3
    Konstantinopel, 543 A. D.

    Es war kurz vor Mitternacht, und die Spitzen der Mondsichel troffen vor Magie und Blut. Die Zeichen und Omen waren klar: die Stunde war gekommen. Sie musste sich beeilen oder sie würde ihre Chance verpassen.
    Der Junge wehrte sich und schrie, während ihn Veronique durch die schmutzstarrende Straße zerrte, seinen Kopf in der eisernen Umklammerung ihres Arms. Er schlug mit den dünnen Armen um sich, stemmte seine Sandalen in den Staub und trat nach ihr, aber er war nicht stark genug, um sich aus ihrem Griff zu befreien. Er hatte offensichtlich seit Tagen nichts mehr gegessen. Sein Gesicht war eingefallen und seine Augen lagen tief in den Höhlen. Er stank, aber in diesen Tagen stank jeder.
    Konstantinopel, einst die Blüte des Reiches, war jetzt hässlicher und abscheulicher als die Hölle selbst. Die Seuche von Justinian, nun in ihrem zweiten Jahr, tötete mehr Menschen, als sie verschonte, und niemand war noch bereit, die aufgeblähten, pustelbedeckten Leichen der einfachen Leute zu begraben oder zu verbrennen. Die Menschen blieben liegen, wo sie hinfielen, um zu sterben und zu verwesen. Die verpestete Luft, der unvorstellbare Gestank der Verwesung, der sich mit dem öligen Rauch der Scheiterhaufen mischte, auf denen die Edelleute verbrannt wurden, war das einzige Leichentuch für die Mehrheit der Toten. Fliegen und Maden fielen in riesigen Schwärmen wie Heuschrecken über die Leichen her; und die Ratten, die die Seuche eingeschleppt hatten, fraßen gierig die geschwärzten Kadaver und verbreiteten die Krankheit weiter.
    Der Geruch der Angst, den ihr Gefangener verströmte, machte Veronique schwach vor Hunger. Sie war dem Hungertod nahe. Die Seuche hatte das Blut der menschlichen Bevölkerung vergiftet, sodass man es nicht mehr trinken konnte, und es gab nicht genug gesunde Menschen, um selbst die Hand voll Vampire in Konstantinopel zu ernähren. Die Tiere waren schon vor langer Zeit verspeist worden. Die Jagd nach Nahrung war zu einem erbarmungslosen Wettkampf geworden, der die Vampirbevölkerung mit rasender Schnelligkeit auf einige wenige reduzierte.
    Aber das Blut dieses hübschen Jungen war rein. Und sein Entsetzen würde ihm zusätzliche Würze verleihen.
    Sie spürte, wie sich ihr

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