Die Daemonin des Todes
»Eigentlich musst du nicht mir danken«, gestand sie. »Und… es ist noch nicht ganz vorbei.« Dann erzählte sie ihnen von Lucy Hanover und den Geistern der Hart-Familie und was sie getan hatten.
»Du willst also damit sagen, dass wir in der Schuld von einer Bande Geister stehen«, sagte Xander, von der Vorstellung sichtlich wenig begeistert.
»Bis zur Oberkante Unterlippe«, bestätigte Willow.
»Es könnte schlimmer sein«, erinnerte Oz sie. »Wir könnten noch immer dort drinnen festsitzen.«
Alle blickten zurück zur Gruft. Oz hatte die Arme um Willows Schultern gelegt, und er spürte, wie sie sich versteifte.
»Lucy«, sagte sie.
Alle drehten sich um. Dort, langsam über die Grabsteine auf sie zuschwebend, war die schimmernde Gestalt eines dunkelhaarigen, etwa zwanzigjährigen Mädchens zu sehen. Unter ihrer Hüfte wallte eine Art grüner Nebel; ihr Oberkörper war durchscheinend und wirkte ätherisch.
Ehe Oz oder einer der anderen reagieren konnte, drängte sich Willow an ihnen vorbei und näherte sich dem Geist von Lucy Hanover. Der Geist lächelte, und obwohl ihre Gesichtszüge kalt und traurig wirkten, glaubte Oz, dass dieses Lächeln die Schönheit des Mädchens enthüllte, das sie einst, vor langer Zeit, gewesen war.
»Ich… ich meine, wir können dich sehen«, rief Willow glücklich.
Ich bin in der Lage, meine Seele zu manifestieren, wenn ich mich konzentriere, erklärte Lucy. Ich wollte euch diese Höflichkeit erweisen. Die Harts werden endlich in die andere Welt hinübergehen können, sobald ihr den Rest unserer Abmachung erfüllt habt.
»Das werden wir«, versicherte Willow. »So schnell wie möglich.«
Daran zweifle ich nicht, Willow. Vielen Dank. Die Jägerin kann sich glücklich schätzen, Freunde wie dich zu haben. Richte ihr bitte meine besten Wünsche aus. Vielleicht werden wir uns jetzt, nachdem wir uns kennen gelernt haben, in Zukunft häufiger sehen.
»Das wäre toll«, antwortete Willow grinsend. »Äh, nur nicht, wenn meine Eltern dabei sind, okay?«
Der Geist kicherte bei diesen Worten. Natürlich. Auf Wiedersehen, Zauberin.
»Wiedersehen, Lucy«, sagte Willow.
Sie verfolgten, wie der Geist hell aufleuchtete und dann einfach verschwand.
»Wow«, flüsterte Cordelia.
»Genau«, stimmte Xander zu. »So was sieht man nicht alle Tage.«
»Nicht einmal in Sunnydale«, fügte Oz hinzu. Dann nahm er Willows Hand und führte sie zum Ausgang des Friedhofs.
Seiner Meinung nach hatten sie genug Zeit mit den Toten verbracht.
Von Angel begleitet trat Buffy an die halbmondförmige Rezeption des Sunnydale Hospital. Eine ältere Dame mit silberblauen Haaren und einer rosa-weiß-gestreiften Jacke blickte strahlend lächelnd von einem Buch mit dem Titel Hühnersuppe auf und sagte freundlich: »Ja, meine Liebe? Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Meine Mutter. Joyce Summers«, stieß Buffy hervor. »Sie wurde heute in die Notaufnahme eingeliefert.«
»Nun, das ist den Gang hinunter und dann nach links«, erklärte die Frau.
»Könnten Sie vielleicht nachsehen, ob sie noch immer dort ist?«, mischte sich Angel ein. »Ihr Name ist Joyce Summers.«
»Einen Moment.« Die Frau griff nach einem mit Katzenpfoten verzierten Lesezeichen und legte es sorgfältig in ihr Buch. Dann klappte sie das Buch zu und schob es zur Seite. Mit äußerst langsamen Bewegungen zog sie ein Computerkeyboard heran und begann zu tippen. »Der Name war Summers?«, fragte sie Angel. Er nickte. »Und der Vorname Patrice?«
»Oh Gott«, stöhnte Buffy. Angel berührte ihren Arm.
»Joyce«, korrigierte Angel.
Die ältere Dame studierte mit zusammengekniffenen Augen den Monitor. »Oh, du liebe Zeit.« Sie starrte Buffy an. Buffy fiel fast in Ohnmacht. Dann blinzelte die Dame und sagte: »Falsche Datei. Zum Glück, denn diese andere Patientin… aber lassen wir das. Ja.« Sie strahlte. »Mrs. Summers wurde gerade aufgenommen. Sie liegt in Zimmer 401.«
»Aufgenommen?«, wiederholte Buffy matt. »Was?«
»Ja, aber ich kann es noch mal überprüfen.« Sie fing wieder an zu tippen.
Angel führte Buffy zu den beiden Aufzügen. Die Empfangsdame rief ihnen nach, dass die Besuchszeit vorbei sei, aber sie ließen sich keine Sekunde lang aufhalten. Sobald sich die Lifttür öffnete, waren sie auch schon in der Kabine und unterwegs in den vierten Stock.
Die Schwesternstation auf dieser Etage war eine seltsame Mischung aus Effizienz und müßigem Getratsche. Einige Schwestern gaben Daten in Computer ein, während andere ihre
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