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Die Daemonin des Todes

Die Daemonin des Todes

Titel: Die Daemonin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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Haar und ihr Gesicht, aber selbst er fühlte sich jetzt für sie nicht mehr als ein Geist an.
    Dann kehrte Lucy zurück. Sie werden euch helfen, sagte sie. Wir alle werden helfen. Aber das können wir nur durch dich, Zauberin. Und die Geister wünschen sich im Gegenzug deine Hilfe.
    Lass mich raten, dachte Willow. Sie wollen, dass wir die Gruft neu weihen?
    Dies ist ein Teil ihres Wunsches, ja, bestätigte Lucy. Aber da ist noch mehr. Sie möchten, dass du zurückkommst, wenn du dazu bereit bist, und sie für eine Weile in dich aufnimmst, damit sie die Welt sehen können, wenn die Sonne hoch am Himmel steht und die Vögel singen, damit sie die Welt sehen können, in der ihre Kinder und Enkel leben. Dann können sie weiterziehen. Wirst du ihnen helfen?
    Natürlich, antwortete Willow. Es ist mir eine Ehre.
    Sehr gut, Zauberin.
    Willow. Nenn mich Willow.
    Willow. Ein passender Name für eine so großherzige Seele. Halte dich bereit, Willow, denn wir werden jetzt in dich fahren. »Danke, Lucy«, sagte Willow, die Augen noch immer verdreht, sodass nur das Weiße zu sehen war.
    »Willow?«, fragte Oz mit leiser, erstaunlich ruhiger Stimme.

    Eine unglaubliche Kälte schlägt über Willow zusammen, sodass sie Gänsehaut bekommt und ihr Schädel prickelt. Sie zittert heftig. Das Zittern wird zu einem Beben. Erdbeben, denkt sie.
    Sie liegt in einem Sarg, blickt nach oben durch den Deckel, sieht schwarz verschleierte Menschen, die weinen und sich über sie beugen. Die Gesichter verschwimmen über ihr, als würden sie sich entfernen. Rosenblätter werden auf ihr Gesicht gestreut; sie riecht sie. Dann fallen Erdbrocken auf sie, bedecken ihre Nase, ihren Mund und schneiden ihr die Luft ab.
    Eine tiefe, herzzerreißende Trauer legt sich wie ein Albdruck auf ihre Brust; sie versucht Luft zu holen, aber ihre Brust ist wie zusammengeschnürt. In ihrer Kehle brennen ungeweinte Tränen. Sie ist benommen und verwirrt, treibt auf einem Meer der Verzweiflung.
    Wir sterben einsam. Der Gedanke kommt ungebeten, unerwünscht. Wir verdrängen dies unser ganzes Leben lang. Wir verlieben uns. Wir bekommen Kinder.
    Aber Tatsache ist, dass wir einsam sterben.
    Sie hört ferne Stimmen, aber sie werden von einem Chor aus Seufzern und Schluchzern übertönt. Sie spürt den Schmerz hinter diesen Lauten. Es ist ein Trauergesang; es ist ein Klagelied.
    Trauer ist wie ein schwerer Gegenstand, erkennt sie. Kalt mit harten gezackten Kanten. Er kann dich töten.
    Sie streckt eine Hand aus, sieht sie vor ihrem geistigen Auge. Eisige Finger umklammern die ihren. Tränen kullern wie eisige Diamanten über ihre Wangen.
    Sie steht auf und streckt die Finger aus… aber es sind keine Finger mehr, sondern Tentakel aus Rauch und Geist und Tod. Sie greift nach der Tür…

    »Oh Gott, Oz, was geschieht mit ihr?«, rief Cordelia.
    Oz wusste nicht, was er antworten sollte. Er hatte sich bis jetzt zusammengerissen, weil er davon ausgegangen war, dass alles zum Zauber gehörte. Manifestationen der Magie. Aber das war zu viel.
    Ohne Vorwarnung stand Willow auf und wandte sich zur Tür. Ihre Pupillen bewegten sich jetzt, aber ihre Augen waren geweitet und voller Staunen, als würde sie alles zum ersten Mal sehen. Sie streckte ihre Hände aus, und von ihren Fingern lösten sich Wirbel aus glitzerndem Nebel.
    Xanders Kinnlade fiel nach unten. »Wow.«
    Ein metallisches Knirschen erklang, als sich die Tür öffnete und über den Granitboden der Gruft schabte.
    »Wie hat sie das gemacht?«, fragte Cordelia verblüfft.
    »Das muss Zauberei gewesen sein«, erwiderte Oz. Aber selbst er war sich dessen nicht ganz sicher.
    Willow schien in sich zusammenzusinken. Sie schwankte ein wenig, und Oz eilte zu ihr, um sie zu stützen. Sie schlang ihre Arme um ihn und hielt sich an ihm fest.
    »Lucy«, flüsterte sie. »Danke.«
    »Wer ist Lucy?«, fragte Oz.
    Willow sah ihn an und schien ihn erst jetzt zu erkennen. Sie war endlich wieder die alte Willow.
    »Oz«, sagte sie. Dann drückte sie ihn an sich.
    Er stellte keine weiteren Fragen mehr, war einfach glücklich, sie wiederzuhaben. Willow für ihren Teil gab keine Erklärung für ihr Verhalten. Zumindest nicht sofort. Aber als sie die Gruft verließen und Xander und Cordelia anfingen, sie mit Fragen zu bestürmen, gab Willow schließlich nach.
    »Tut mir Leid, Leute«, sagte sie. »Ich bin noch immer dabei, alles zu verarbeiten.«
    »Nun, ich bin dir jedenfalls wahnsinnig dankbar, Will«, erklärte Xander.
    Willow lächelte.

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