Die Daemonin des Todes
diesem Fall zu.«
Giles kniff die Augen zusammen und studierte den Text genauer. »Es scheint hier eine Reihe von Querverweisen auf Dokumente aus früheren Zeiten zu geben, in denen die Existenz dieser Kreatur erwähnt wurde. Ich erinnere mich, während meines Studiums einiges über sie gelesen zu haben, aber ich dachte immer, die Gelehrten hätten sich geirrt. Wenn sie tatsächlich existiert, muss sie wirklich einzigartig sein.«
»Oh, sie existiert«, versicherte Buffy. »Und nach allem, was sie zu mir gesagt hat, hatte ich das Gefühl, schon einmal gegen sie gekämpft zu haben. Mir fällt es verdammt schwer, das zu akzeptieren, aber wenn Sie Recht haben und diese Kreatur existiert, dann wette ich, dass sie der Vamp war, den ich vor ein paar Nächten auf dem Friedhof gepfählt habe. Sie erinnern sich? Jackson Kirbys untotes Empfangskomitee?«
»Ja. Das ist durchaus möglich«, stimmte Giles zu. »Gib mir einen Moment Zeit, ja?« Er fing wieder an zu lesen.
Buffy bemerkte es kaum. Sie war mit den Gedanken woanders. Die ganze Zeit ging ihr das Gespräch durch den Kopf, das sie mit Angel über den Tod, die Sterblichkeit und die Unsterblichkeit geführt hatte. Buffy war bloß ein Mensch, ein zerbrechliches, sterbliches Geschöpf. Aber trotz ihrer angeblichen Unsterblichkeit waren die Vampire in gewisser Hinsicht noch zerbrechlicher. Sie konnte sie mühelos vernichten, sogar noch leichter, als die Vampire sie vernichten konnten - sollte sie die Blutsauger jemals so nahe an sich herankommen lassen.
Veronique war ein ganz anderer Fall.
»Ich habe eine Frage«, sagte Cordelia.
»Ich weiß, dass wir herausfinden müssen, was sie im Schilde führt«, sagte Buffy, sie ignorierend. »Aber selbst wenn uns dies gelingt, wie sollen wir Veronique aufhalten, wenn ihr böser Geist bleibt - was immer das auch bedeuten mag?«
»Das war meine Frage«, erklärte Cordelia eingeschnappt.
»Ihr solltet jetzt alle in den Unterricht gehen«, sagte Giles geistesabwesend. »Wie es scheint, muss ich noch einige Nachforschungen anstellen. Sollen wir uns nach der letzten Stunde wieder hier treffen?«
Alle stimmten zu, nur Buffy schwieg. Giles sah sie an.
»Ich kann nicht kommen«, sagte sie.
»Buffy, das ist sehr…«
»Meine Mutter ist im Krankenhaus«, unterbrach sie ihn. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie hatte Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
»Das tut mir Leid«, sagte Giles. »Ich hatte keine Ahnung.«
»Wird sie wieder gesund?«, fragte Willow.
Buffy wollte etwas Positives und Zuversichtliches sagen. Stattdessen wandte sie den Blick ab.
»Ich weiß es nicht.«
Paris, 13. Oktober 1307
In den stillen Stunden der Dämmerung, kurz vor Morgengrauen, schlief Veronique friedlich in dem breiten Bett in ihrem Privatgemach. In ihren Armen, umschmiegt vom weichen Stoff der Bettdecke, lag der leblose, kalte Körper von Collette, der jungen Bettlerin, die Antoine ihr am Abend gebracht hatte. Collette war zuerst völlig verdreckt gewesen, aber Veronique hatte sich um sie gekümmert. Nachdem sie ihre Lumpen ausgezogen hatte und gebadet und parfümiert worden war, hatte sie sich als richtige Schönheit entpuppt.
Veronique war sorgsam mit ihr umgegangen; nicht ein einziger Tropfen ihres Blutes hatte das Bettlaken befleckt. Jetzt lag Collette reglos da, ein leeres Gefäß, das nur darauf wartete, erneut mit Leben gefüllt zu werden. Was in Kürze geschehen würde, und Veronique würde das Mädchen hegen, als wäre es eine Blume.
Und kein Vampir.
Von unten drang Lärm herauf und das Gebrüll von Männern. Dann folgte ein durchdringender Todesschrei, und Veronique öffnete abrupt die Augen. Sie setzte sich auf, zog ihren Arm unter dem Kopf des toten Mädchens hervor und schloss ihr Nachthemd.
Veronique hörte das Poltern von Stiefelabsätzen auf der Treppe, doch sie spürte mehr Neugier als Furcht. Es gab sehr wenig, was ihr Angst machte, vielleicht abgesehen vom Unmut ihrer Meister, dem Triumvirat. Und so stellte sie sich mit verschränkten Armen vor die Tür, verärgert über diese Störung, aber auch voller Vorfreude auf die Gewalt, zu der es mit Sicherheit kommen würde.
Sie wurde nicht enttäuscht.
Die Tür zu ihrem Gemach wurde so heftig aufgestoßen, dass sie krachend gegen die Wand schlug. Auf der Schwelle stand ein Mann, dessen Gesicht ihr im Lauf der letzten Jahre sehr vertraut geworden war: Jacques de Molay, Großmeister des Ordens der Tempelritter. De Molays Stirn wies über dem rechten Auge einen
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