Die Daemonin des Todes
wenigstens mit Giles zu sprechen. Außerdem erinnerte sie sich noch dunkel, dass für heute ein Mathetest angesetzt war.
Sie konnte nicht einmal die Kraft aufbringen, sich darüber Sorgen zu machen.
Nachdem Buffy sich angezogen hatte, rief sie ihre Mutter im Krankenhaus an. Joyce erzählte ihr, dass sie noch mindestens einen weiteren Tag zur Beobachtung bleiben musste. Sie klang an diesem Morgen nicht ganz so benommen wie gestern Abend, und Buffy war ein wenig erleichtert. Sie versprach, sie nach der Schule zu besuchen, ganz gleich, welche vergnüglichen und abenteuerlichen Dinge Giles geplant haben mochte.
»Oh, Schätzchen, ich weiß, dass du deine Verpflichtungen hast. Mir geht es gut, ehrlich«, beteuerte Joyce »Ich rufe dich an, sobald ich irgendetwas erfahre.«
»Das kannst du mir erzählen, wenn ich dich besuche«, sagte Buffy entschlossen. »Ich komme sofort nach der Schule zu dir.«
Am anderen Ende der Leitung trat eine Pause ein. »Nun«, seufzte Joyce schließlich, »ich weiß, dass es sinnlos ist, mit meiner Tochter zu streiten, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Also bis später.«
Buffy lächelte. Sie glaubte, Erleichterung in der Stimme ihrer Mutter zu hören. Joyce brauchte sie, wollte es aber nicht zugeben. Was in Ordnung war. Buffy kannte eine Menge Leute mit dieser zurückhaltenden Art.
»Ich liebe dich, Mom«, sagte sie.
»Ich liebe dich auch, Schätzchen«, erwiderte Joyce.
Als Buffy auflegte, fühlte sie sich etwas besser. Sie hatte noch immer Angst vor dem, was der Tag bringen würde, vor allem in Bezug auf die Untersuchungsergebnisse ihrer Mutter. Aber sie würden es gemeinsam durchstehen. Ganz gleich, was geschah, sie würde ihre Mutter rückhaltlos unterstützen. Und sie fühlte sich schon allein deshalb besser, weil sie einen Plan für den Tag hatte. Schule, Krisensitzung mit Giles, dann der Besuch im Krankenhaus.
Denn obwohl Buffy großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legte, wusste sie im Grunde nicht, wie sie ohne ihre Mutter im Leben zurechtkommen sollte. Sie wollte nicht einmal daran denken. Sie war nicht naiv. Sie wusste, dass jeder einmal sterben musste. Aber die Zeit für ihre Mutter war noch nicht gekommen. Joyce war noch viel zu jung.
Buffy brauchte sie zu sehr.
Erst als sie aus der Haustür trat und sich auf den Weg zur Schule machen wollte, die Tasche über der Schulter, zerplatzten alle positiven Gedanken, an die sie sich geklammert hatte, wie eine Seifenblase. Ihr kurzes Gespräch mit Dr. Coleman war ergebnislos verlaufen. Sie war eine Spezialistin, aber selbst sie hatte keine Ahnung, was mit Buffys Mutter nicht stimmte. Dr. Coleman hatte gesagt, dass es einfach zu früh für eine abschließende Diagnose sei.
Ihre Kraft verließ sie, und für volle zwei Minuten blieb Buffy in der Haustür stehen und lehnte sich haltsuchend an den Rahmen.
»Bitte, nicht«, flüsterte sie. »Gebt mir etwas, das ich bekämpfen kann. Etwas, vor dem ich sie beschützen kann.«
Als sie durch die Schwingtür die Bibliothek betrat, war Buffy ein wenig überrascht, alle dort vorzufinden, sogar Cordelia. Es hatte bereits zur ersten Stunde geläutet, aber alle saßen noch herum, plauderten miteinander oder hingen einfach ihren Gedanken nach. »Hallo«, sagte sie leise.
»Nun seht mal, wer gerade noch rechtzeitig aus dem Bett gefallen ist, um uns die Ehre ihres Besuches zu erweisen«, sagte Cordelia und zog eine Braue hoch. »Und das mit dem Herausfallen meine ich wörtlich. Hast du etwa in diesem Outfit geschlafen?«
Automatisch sah Buffy an sich herunter, um zu überprüfen, was sie trug. Ihr Gehirn arbeitete nicht mit voller Leistungskraft, sodass sie es tatsächlich vergessen hatte. Sie fand jedenfalls, dass an ihrer Aufmachung nichts auszusetzen war.
»Buffy, geht es dir gut?«, fragte Willow.
So ist meine Hexenfreundin - immer aufmerksam, dachte Buffy.
Sie wollte schon antworten, als Giles aus seinem Büro kam und sie erwartungsvoll ansah.
»Ah, gut, da bist du ja«, sagte er. »Zur Zeit passiert eine ganze Menge, und ich hielt es für das Beste, alle herzubitten und die Dinge zu besprechen. Es gibt Rätsel über Rätsel, und wir hatten bis jetzt nicht das Glück, sie zu lösen.«
Buffy sah ihn nur an.
Giles schwieg einen Moment und sah sie besorgt an. »Buffy?«
»Tut mir Leid«, sagte sie und riss sich zusammen. »Lange Nacht.«
»Nun ja, es scheint, wir alle haben eine lange Nacht hinter uns. Ich hoffe nur, deine war nicht so abenteuerlich wie die der
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