Die Daemonin des Todes
Schnitt auf, und die Wunde blutete in den Augapfel und verwandelte sein Gesicht in eine groteske Fratze. Seine Kleidung war zerrissen und schmutzig, und während Veronique ihn musterte, glaubte sie durch einen Riss in seiner Kleidung eine blutige Wunde in seinem Unterleib zu erkennen.
Ein Schwert hatte ihn durchbohrt.
Veronique lächelte den blutenden, keuchenden Mann freundlich an.
»Monsieur de Molay«, sagte sie. »Womit habe ich die Ehre dieses Besuchs verdient? Hätte ich gewusst, dass Ihr mich heute mit Eurer illustren Gegenwart beehren würdet, hätte ich Antoine gebeten, ein Mahl für uns vorzubereiten.«
De Molay grinste sie höhnisch an. »Antoine? Dein Diener, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass er in der Lage ist, dir weiter zu dienen.«
»Nun, es gibt immer welche, die zum Dienen bereit sind, nicht wahr?«, sagte Veronique, und jetzt ließ sie ihre Verachtung, ihren Hass und ihre hämische Freude durchschimmern. »Ihr seht aus, als hättet Ihr Schwierigkeiten gehabt. Kann ich Euch irgendwie helfen?«
Für de Molays Geschmack waren genug Worte gewechselt worden. Er griff nach seiner Scheide, zuckte zusammen, als ein höllischer Schmerz durch seine Bauchwunde sengte, und zog sein Schwert. Seine Augen wanderten von Veronique zu der bleichen, nackten Gestalt Collettes, die reglos auf dem Bett lag.
»Du Ungeheuer«, zischte der Templer und stürzte sich mit blitzender Klinge auf Veronique.
Sie sprang zur Seite, aber die Spitze ritzte trotzdem ihre Hüfte. Blut quoll wie Tränen aus der kleinen Wunde und befleckte ihr Nachtgewand.
»Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, was du bist?«, donnerte de Molay, als er erneut mit der Klinge ausholte.
Veronique schlug das Schwert mit einem Arm zur Seite und spürte, wie es ihr Fleisch bis zum Knochen zerschnitt, aber sie ignorierte den Schmerz. Sie packte de Molays Kehle mit beiden Händen, und ihr Gesicht verwandelte sich in eine herrlich Grauen erregende Fratze. Gelbe Augen glühten im Halbdunkel des Zimmers, Lippen entblößten blitzend weiße Vampirzähne.
Während sie den Mann würgte, flüsterte sie ihm zu:
»Ich glaube nicht, dass du auch nur eine Ahnung hast, was ich bin.« Sie grinste höhnisch. »Vor elf Jahren habe ich mich in dieser Stadt niedergelassen, um die Ankunft jener vorzubereiten, denen ich diene. Ich habe die Saat meines Blutes in der ganzen Stadt ausgelegt und gehofft, bereit zu sein, wenn die Sterne günstig stehen. Immer wieder aufs Neue hast du meine Pläne durchkreuzt. Du hast meine Brut vernichtet, zusammen mit deinen selbstgerechten Rittern, diesen närrischen Kriegermönchen, die noch immer an ihren Platz in der Hierarchie der religiösen Macht glauben, obwohl jeder Idiot erkennen kann, dass ihre Macht der Vergangenheit angehört. Aber du hast meine Pläne zum letzten Mal vereitelt, lieber Jacques. Denn die Templer existieren nicht mehr. Philipp ist meine Marionette. Du bist allein, und bald wirst du eben jenem Grauen, eben jener Finsternis dienen, die du seit so langer Zeit gefürchtet und bekämpft hast.«
»Niemals!«, krächzte de Molay, obwohl er bereits die Augen verdrehte.
»Oh, nein«, flüsterte Veronique. »Ich werde dich noch nicht sterben lassen.«
Sie schleuderte ihn gegen die Wand. Sein Kopf schlug hart gegen die Steinmauer, und de Molay fiel zu Boden und blieb benommen liegen. Sein Schwert landete klirrend an seiner Seite. Sie wollte sich schon auf ihn stürzen, ihn aussaugen, verwandeln. Es wäre für ihn die größtmögliche Demütigung gewesen und somit der größtmögliche Triumph für Veronique. Aber dann hörte sie von unten die Rufe und das Waffengeklirr der Ritter, die den Mann verfolgten, den sie soeben niedergestreckt hatte.
Veronique fluchte leise und überlegte fieberhaft. Schneller als jeder Sterbliche war sie am Bett und schlug die Decke zur Seite, die Collettes Körper verhüllte. Sie nahm das tote Mädchen, trug es zu de Molay und legte es ihm zu Füßen, während der Templer sich bereits wieder rührte und nach seinem Schwert griff.
De Molay, dieser rechtschaffene, fromme Soldat des Herrn, blickte mit brennendem Hass in den Augen zu ihr auf. Und Veronique schrie.
Sekunden später stürmten drei Soldaten durch die Tür. Veronique täuschte eine beginnende Ohnmacht vor und lehnte sich an den Pfosten ihres Bettes, sodass sich ihr Nachtgewand öffnete und ihre Nacktheit enthüllte, um so die Blicke der Männer auf ihr unbekleidetes Fleisch und die blutende Wunde an ihrer Hüfte zu
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