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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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hat das erlaubt?«
    Er brauchte nicht zu antworten.
    »Du bist weggelaufen.« Dennis Cranmer schüttelte den Bart.»Bist einfach aus dem Tempel weggelaufen. Und Nenneke und die Priesterinnen raufen sich dort die Haare   …«
    »Ich habe einen Brief zurückgelassen«, stotterte Jarre. »Herr Cranmer, ich konnte nicht   … Ich musste   … Es gehörte sich nicht, tatenlos dazusitzen, wenn der Feind an den Grenzen steht   … In der Stunde der Gefahr für das Vaterland   … Und dann noch sie   … Ciri   … Mutter Nenneke wollte es um keinen Preis erlauben, obwohl sie dreiviertel der Mädchen aus dem Tempel zur Armee geschickt hat, wollte sie mich nicht lassen   … Und ich konnte nicht   …«
    »Also bist du abgehauen.« Der Zwerg zog streng die Brauen zusammen. »Bei allen sackermenten Dämonen, ich sollte dich zu einem Bündel verschnüren und mit Kurierpost nach Ellander schicken! Dich dort hinter Schloss und Riegel setzen lassen, bis die Priesterinnen dich abholen kommen! Ich sollte   …«
    Er schnaufte zornig.
    »Wann hast du zuletzt etwas gegessen, Jarre? Wann hattest du zuletzt ein warmes Essen im Maul?«
    »Richtig warm? Vor drei   … nein, vor vier Tagen.«
    »Komm.«
     
    »Iss langsamer, Söhnchen«, ermahnte ihn Zoltan Chivay, einer der Kameraden Dennis Cranmers. »Es ist ungesund, so hastig zu essen, ohne ordentlich zu kauen. Wohin willst du so eilig? Glaub mir, niemand nimmt dir dieses Essen weg.«
    Jarre war sich dessen nicht so sicher. Im Hauptsaal der Herberge »Zum Zottelbären« fand gerade ein Faustkampf statt. Zwei Zwerge, untersetzt und breit wie Öfen, bearbeiteten einander unter dem Gebrüll ihrer Kameraden vom Freiwilligen Haufen und dem Applaus der örtlichen Prostituierten mit den Fäusten, dass es nur so dröhnte. Der Fußboden bebte, Möbel und Geschirr stürzten um, und die Blutstropfen aus den zerdroschenen Nasen sprühten umher wie Regen. Jarre wartete nur darauf, dass einer der Kämpfer auf ihren Offizierstischkrachen und den Holzteller mit Eisbein, die Schüssel mit Erbsen und die tönernen Humpen umstoßen würde. Er schluckte schnell ein abgebissenes Stück vom Fetten hinunter, denn er ging davon aus, dass ihm das Verschluckte jedenfalls bleiben würde.
    »Ich habe nicht recht verstanden, Dennis.« Ein anderer Zwerg namens Sheldon Skaggs wandte nicht einmal den Kopf, obwohl einer der Kämpfenden bei einem Haken um ein Haar ihn erwischt hätte. »Wenn dieser Junge Priester ist, was hat er dann bei der Armee zu suchen? Priester dürfen kein Blut vergießen.«
    »Er ist Zögling im Tempel, kein Priester.«
    »Zum Kuckuck, ich habe diesen verwickelten Aberglauben der Menschen nie begreifen können. Aber na ja, über fremden Glauben soll man nicht spotten   … Es läuft jedenfalls darauf hinaus, dass dieser junge Mann hier, obwohl er im Tempel erzogen worden ist, nichts dagegen hat, Blut zu vergießen. Vor allem Nilfgaarder Blut. Was, junger Mann?«
    »Lass ihn doch in Ruhe essen, Skaggs.«
    »Ich will gern antworten   …« Jarre schluckte ein Stück Eisbein hinunter und packte sich einen Löffelvoll Erbsen in den Mund. »Das ist so: Blut vergießen darf man in einem gerechten Krieg. Zur Verteidigung höherer Zwecke. Darum trete ich in die Armee ein   … Das Vaterland ruft   …«
    »Ihr seht selbst« – Sheldon Skaggs ließ den Blick über die Gefährten schweifen   –, »wie viel Wahres an der Behauptung ist, dass die Menschen eine uns nahestehende und verwandte Rasse sind, dass wir aus derselben Wurzel stammen, wir und auch sie. Der beste Beweis sitzt hier vor uns und mampft Erbsen. Anders gesagt: Eine Menge genau solcher dummer Enthusiasten findet ihr unter den jungen Zwergen.«
    »Vor allem nach der Kampagne von Mayena«, bemerkte Zoltan Chivay kalt. »Nach einer gewonnenen Schlacht nimmt der Zuzug von Freiwilligen immer zu. Der Strom wird nachlassen, wenn sich die Nachricht verbreitet, dass die TruppenMenno Coehoorns die Ina heraufziehen und nichts zurücklassen als Erde und Wasser.«
    »Wenn dann nur nicht der Strom auf die andere Seite einsetzt«, murmelte Cranmer. »Ich habe kein rechtes Vertrauen in Freiwillige. Es ist bemerkenswert, dass jeder zweite Deserteur ein Freiwilliger ist.«
    »Wie könnt Ihr   …« Jarre verschluckte sich beinahe. »Wie könnt Ihr so etwas unterstellen, Herr   … Ich gehe aus ideellen Beweggründen   … In einen gerechten und richtigen Krieg   … Das Vaterland   …«
    Unter einem Hieb, der, wie es dem Burschen

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