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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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schien, das Haus in den Grundfesten erschütterte, ging einer der Kämpfer zu Boden, der Staub von den Dielenbrettern wirbelte einen halben Klafter hoch. Diesmal jedoch blieb der Niedergeschlagene, statt aufzuspringen und auf den Gegner einzuhämmern, liegen, bewegte ungeschickt und unkoordiniert die Extremitäten und erinnerte an einen großen, auf den Rücken gedrehten Maikäfer.
    Dennis Cranmer stand auf. »Der Fall ist entschieden!«, verkündete er laut und schaute sich in der Schenke um. »Die Stelle des Rottenführers, die nach dem Heldentod des bei Mayena auf dem Feld der Ehre gefallenen Elkan Foster frei geworden ist, geht an   … Wie heißt du, Sohn? Hab’s vergessen.«
    »Blasco Grant!« Der Sieger im Faustkampf spuckte einen Zahn auf den Fußboden.
    »…   geht an Blasco Grant. Gibt es sonst noch strittige Fragen in Bezug auf Beförderungen? Keine? Gut so. Wirt! Bier!«
    »Wo waren wir eben?«
    »Beim gerechten Krieg«, begann Zoltan Chivay an den Fingern abzuzählen. »Bei den Freiwilligen. Bei den Deserteuren   …«
    »Richtig«, unterbrach ihn Dennis. »Ich wusste, dass ich noch etwas sagen wollte, und es ging dabei um desertierende und verräterische Freiwillige. Erinnert euch an das ehemalige cintrische Korps von Vissegert. Die Hurensöhne, zeigt sich, habennicht einmal die Fahne gewechselt. Ich weiß das von den Condottieri aus der Freikompagnie, aus dem Banner von Julia der ›Süßen Range‹. Bei Mayena hat sich Julias Banner mit den Cintriern geschlagen. Sie marschierten in der Vorhut des Nilfgaarder Angriffs, unter derselben Fahne mit den Löwen   …«
    »Das Vaterland hat sie gerufen«, warf Skaggs mürrisch ein. »Und die Kaiserin Ciri.«
    »Leiser«, zischte Dennis.
    »Stimmt«, ließ sich der bisher schweigsame vierte Zwerg vernehmen, Yarpen Zigrin. »Leiser, und zwar leiser als leise! Und nicht aus Furcht vor Spitzeln, sondern weil man nicht von Dingen spricht, von denen man keinen blassen Schimmer hat.«
    Skaggs reckte den Bart. »Du aber, Zigrin, du hast einen Schimmer, was?«
    »Habe ich. Und ich sage eins: Niemand, sei es nun Emhyr var Emreis oder die aufständischen Zauberer von Thanedd, nicht einmal der Teufel selbst könnte dieses Mädchen zu etwas zwingen. Er könnte sie nicht brechen. Das weiß ich. Denn ich kenne sie. Eine Mystifikation ist das, diese ganze Heirat mit Emhyr. Eine Mystifikation, auf die verschiedene Dummköpfe hereingefallen sind   … Diesem Mädchen, sage ich euch, ist etwas anderes vorherbestimmt. Etwas ganz anderes.«
    »Du redest«, murmelte Skaggs, »als würdest du sie wirklich kennen, Zigrin.«
    »Lass gut sein«, knurrte unerwartet Zoltan Chivay. »Mit dieser Vorherbestimmung hat er recht. Ich glaube daran. Ich habe Gründe dafür.«
    »Ach« – Sheldon Skaggs winkte ab   –, »was soll das Gerede. Cirilla, Emhyr, die Vorherbestimmung   … Das sind fernliegende Fragen. Eine näherliegende, meine Herren, ist dagegen Menno Coehoorn mit der Heeresgruppe ›Mitte‹.«
    »Jawohl«, seufzte Zoltan Chivay. »Irgendwie kommt es mir so vor, als ob es nicht ohne eine große Schlacht abgehen wird. Vielleicht die größte, die die Geschichte kennt.«
    »Vieles«, murmelte Dennis Cranmer, »wirklich vieles wird sich klären   …«
    »Und noch mehr wird zu Ende gehen.«
    »Alles   …« Jarre stieß auf und hielt sich gewohnheitsmäßig die Hand vor den Mund. »Alles geht zu Ende.«
    Die Zwerge wechselten kurz Blicke, wahrten Schweigen.
    »Ich habe«, sagte schließlich Zoltan Chivay, »dich nicht ganz verstanden, junger Mann. Möchtest du nicht erklären, was du meinst?«
    »Im fürstlichen Rat   …«, stotterte Jarre. »Also in Ellander heißt es, dass der Sieg in diesem großen Krieg darum so wichtig ist, weil   … Weil das der große Krieg ist, der allen Kriegen ein Ende bereitet.«
    Sheldon Skaggs prustete und bespuckte sich den Bart mit Bier. Zoltan Chivay brüllte vor Lachen.
    »Glaubt Ihr nicht, meine Herren?«
    Jetzt war die Reihe an Dennis Cranmer, loszuprusten. Yarpen Zigrin blieb ernst, musterte den Burschen aufmerksam und geradezu fürsorglich.
    »Sohn«, sagte er schließlich sehr ernst. »Schau. An diesem Schanktisch sitzt Evangelina Parr. Sie ist, das muss man zugeben, sehenswert. Ja, sogar groß. Aber bei all ihren Ausmaßen ist das zweifellos nicht die Hure, die allen Huren ein Ende bereiten kann.«
     
    Nachdem sie in eine enge und menschenleere Gasse abgebogen waren, blieb Dennis Cranmer stehen.
    »Ich muss dich loben,

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