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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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senkte die Stimme, obwohl das Zimmer gründlichst gegen Abhören gesichert war. »Ich habe verstanden. Ich hätte jedoch gern Sicherheit, dass ich einen Befehl des Kaisers ausführe   … Und nicht irgendeiner   … Gesellschaft   …«
    »Die Kaiser kommen und gehen«, sagte Leuvaarden sentenziös. »Aber die Gesellschaften bleiben. Und überdauern. Doch das ist eine Binsenweisheit. Ich verstehe Eure Befürchtungen, Baron. Ihr könnt sicher sein, dass Ihr einen vom Kaiser erteilten Befehl ausführt. Der, wie ich nicht verhehle, infolge von Ratschlägen erteilt wurde, die dem Kaiser eine gewisse Gesellschaft gegeben hat.«
    Der Gesandte öffnete Jacke und Hemd und zeigte ein goldenes Medaillon, auf dem ein von Flammen umgebener Stern in einem Dreieck zu sehen war.
    »Ein hübsches Schmuckstück.« Shilard bestätigte mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung, dass er begriffen hatte. »Mir ist bewusst, dass es sehr teuer ist   … und elitär   … Kann man es irgendwo kaufen?«
    »Nein«, beschied ihn Berengar Leuvaarden mit Nachdruck. »Man muss es sich verdienen.«
     
    »Wenn die Herren und Damen erlauben« – die Stimme Shilard Fitz-Oesterlens nahm einen spezifischen, den Versammelten schon bekannten Ton an, der davon zeugte, dass der Botschafter das Folgende für maßlos wichtig hielt   –, »wenn die Herren und Damen erlauben, werde ich den Inhalt eines
aide memoire
verlesen, das mir Seine Kaiserliche Majestät Emhyr var Emreis, von der Großen Sonne Gnaden Kaiser von Nilfgaard, übersandt hat   …«
    »O nein. Nicht schon wieder.« Demawend knirschte mit den Zähnen, und Dijkstra stöhnte nur. Das blieb von Shilard nicht unbemerkt, weil es nicht unbemerkt bleiben konnte.
    »Die Note ist lang«, gab er zu. »Ich werde sie also zusammenfassen statt verlesen. Seine Kaiserliche Majestät bringt große Zufriedenheit mit dem Verlauf der Verhandlungen zum Ausdruck, und als dem Frieden zugetaner Mensch nimmt er mit Freuden die erreichten Kompromisse und Übereinkünfte an. Seine Kaiserliche Majestät wünscht weitere Fortschritte bei den Verhandlungen und ihren Abschluss zum beiderseitigen Vorteil   …«
    »Gehen wir also ans Werk«, fiel ihm Foltest ins Wort. »Und zügig! Schließen wir sie zum beiderseitigen Vorteil ab und kehren nach Hause zurück.«
    »Richtig«, sagte Henselt, der es am weitesten nach Hause hatte. »Kommen wir zum Schluss, denn wenn wir trödeln, überrascht uns noch der Winter!«
    »Uns steht noch ein Kompromiss bevor«, brachte Meve in Erinnerung. »Und eine Angelegenheit, die wir bisher nur gestreifthaben. Wohl aus Angst, dass sie uns entzweien könnte. Es ist an der Zeit, diese Angst zu überwinden. Das Problem wird nicht verschwinden, nur weil wir uns vor ihm fürchten.«
    »So ist es«, bestätigte Foltest. »Also ans Werk. Klären wir den Status von Cintra, das Problem der Thronfolge, des Erbes von Calanthe. Das ist ein schwieriges Problem, aber ich zweifle nicht daran, dass wir damit fertig werden. Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Ach.« Shilard Fitz-Oesterlen lächelte diplomatisch und geheimnisvoll. »Die Frage der Nachfolge auf dem Thron von Cintra wird uns, da bin ich mir sicher, ganz glatt von der Hand gehen. Die Angelegenheit ist leichter, als die Herren und Damen glauben.«
     
    »Ich stelle folgendes Projekt zur Diskussion«, verkündete Philippa Eilhart in einem Ton, der keinesfalls zur Diskussion einlud. »Wir machen aus Cintra ein Treuhandgebiet. Das Mandat übertragen wir Foltest von Temerien.«
    Sabrina Glevissig runzelte die Stirn. »Dieser Foltest wird uns zu groß. Er entwickelt zu viel Appetit. Brugge, Sodden, Angren   …«
    »Wir brauchen«, schnitt ihr Philippa das Wort ab, »einen starken Staat an der Mündung der Jaruga. Und an der Marnadal-Treppe.«
    »Das bestreite ich nicht.« Sheala de Tancarville nickte. »Wir brauchen das. Aber Emhyr var Emreis braucht es nicht. Und unser Ziel ist der Kompromiss, nicht der Konflikt.«
    »Vor ein paar Tagen«, erinnerte Francesca Findabair, »hat Shilard vorgeschlagen, eine Demarkationslinie festzulegen, Cintra in Einflusssphären zu teilen, eine Nördliche Zone und eine Südliche   …«
    Margarita Laux-Antille winkte ab. »Unsinn und Kinderei. Solche Teilungen haben keinerlei Sinn, sie sind ausschließlich eine Brutstätte für Konflikte.«
    »Ich denke«, sagte Sheala, »dass Cintra in ein Kondominium verwandelt werden sollte. Die Herrschaft wird kommissarisch durch Vertreter der nördlichen Reiche und

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