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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Aufmerksamkeit zu schenken. »Die jenigen Offiziere, auf denen bewiesene Anklagen des Terrorismus lasten, von Mord an der Zivilbevölkerung, von Tötung und Folterung Gefangener, Abschlachten von Verwundeten in Lazaretten   …«
    »Ihr Hurensöhne!«, brüllte Angus Bri Cri. »Wir haben getötet, weil Krieg war!«
    »Wir haben auf euren Befehl getötet!«
    »Cuach’te aep arse, bloede Dh’oine!«
    »Diese Sache ist entschieden!«, wiederholte Danza. »Eure Vorwürfe und Schreie ändern nichts. Ich bitte, einzeln zum Kontrollposten zu gehen und beim Anlegen der Handschellen keinen Widerstand zu leisten.«
    »Wir hätten dableiben sollen, als die über die Jaruga geflohen sind.« Riordain knirschte mit den Zähnen. »Wir hätten dableiben und weiter in den Kommandos kämpfen sollen. Aber wir Dummköpfe, Trottel, Idioten haben unseren Soldateneid gehalten! Recht geschieht uns!«
    Isengrim Faoiltiarna, der Eiserne Wolf, der berühmteste, fast schon legendäre Anführer der Eichhörnchen, jetzt kaiserlicher Oberst, riss sich mit steinernem Gesicht vom Ärmel und von den Schulterstücken die silbernen Blitze der Brigade »Vrihedd«, warf sie auf die Platten des Hofes. Andere Offiziere folgten seinem Beispiel. Der von der Galerie zuschauende Hamilcar Danza runzelte die Brauen.
    »Die Demonstration ist albern«, sagte er. »Außerdem würde ich mich an Stelle der Herren nicht so leichtfertig der kaiserlichen Insignien entledigen. Ich fühle mich verpflichtet, die Herren in Kenntnis zu setzen, dass den Herren als kaiserlichen Offizieren während der Friedensverhandlungen faire Prozesse, milde Urteile und frühe Amnestie garantiert sind.«
    Die in der Sackgasse zusammengedrängten Elfen brachen wie ein Mann in brüllendes Gelächter aus, dass es von den Mauern widerhallte.
    »Ich lenke die Aufmerksamkeit der Herren«, fügte Hamilcar Danza ruhig hinzu, »auch auf den Umstand, dass wir den Nordlingen nur euch ausliefern. Zweiunddreißig Offiziere. Wir werden keinen von den Soldaten ausliefern, die ihr befehligt habt. Keinen einzigen.«
    Das Gelächter in der Sackgasse verstummte wie abgeschnitten.
     
    Der Wind blies ins Lagerfeuer, ließ einen Funkenregen stieben, Rauch in die Augen schlagen. Vom Pass her erklang wieder ein Heulen.
    »Sie haben mit allem geschachert«, brach der Elf das Schweigen. »Alles stand zum Verkauf. Ehre, Treue, das Wort eines Edelmanns, der Eid, gewöhnlicher Anstand   … Das waren einfach Waren, die so lange etwas wert waren, solange Nachfrage nach ihnen und Konjunktur bestand. Und wenn keine bestand, waren sie keinen Pappenstiel wert und wurden beiseitegeworfen. Auf den Müll.«
    »Auf den Müllhaufen der Geschichte.« Der Pilger nickte. »Ihr habt recht, Herr Elf. So sah das dort aus, damals in Cintra. Alles hatte seinen Preis. Und war so viel wert, wie man als Äquivalent bekommen konnte. Jeden Morgen begann die Börse. Und wie an einer richtigen Börse kam es alle naselang zu einer Hausse oder einer Baisse. Und wie an einer wirklichen Börse wurde man den Eindruck nicht los, dass jemand an den Fäden zog.«
     
    »Höre ich richtig?«, fragte Shilard Fitz-Oesterlen gedehnt, wobei er dem Ton und seinem Gesicht den Ausdruck von Ungläubigkeit verlieh. »Oder hat mich mein Gehör getäuscht?«
    Berengar Leuvaarden, der kaiserliche Sondergesandte, machte sich nicht die Mühe zu antworten. Lässig im Sessel sitzend, kontemplierte er weiterhin den Wellenschlag des Weins in dem leicht geschwenkten Pokal.
    Shilard plusterte sich auf, worauf er eine Maske von Abscheu und Herablassung aufsetzte. Die sagen sollte: Entweder lügst du, Hundesohn, oder du willst mich hereinlegen, mich auf die Probe stellen. In beiden Fällen habe ich dich durchschaut.
    »Ich soll das also so verstehen«, sagte er hochnäsig, »dass nach den weitgehenden Zugeständnissen in Fragen der Grenzziehung, der Kriegsgefangenen und der Rückgabe von Beute, in der Frage der Offiziere der Brigade ›Vrihedd‹ und der Scioa’tael- Kommandos der Kaiser mir befiehlt, einzulenken und die unmöglichen Ansinnen der Nordlinge bezüglich der Repatriierung von Siedlern zu akzeptieren?«
    »Ihr habt vollkommen verstanden, Baron«, erwiderte Berengar Leuvaarden, wobei er auf charakteristische Art die Silben dehnte. »Fürwahr, ich bin voller Bewunderung für Eure rasche Auffassungsgabe.«
    »Bei der Großen Sonne, Herr Leuvaarden, denkt ihr dort bei euch in der Hauptstadt ab und zu über die Folgen eurer Entscheidungen nach? Die Nordlinge

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