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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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pfiff in den Mauern von Kaer Morhen.
     
    Der zerzauste junge Mann, als sei er entsetzt über das, was er getan hatte, ließ den Stiel los, der Hexer schrie unwillkürlich vor Schmerz auf, krümmte sich, die in seinen Bauch gerammte dreizinkige Gabel zog ihn herab, und als er auf die Knie sank, rutschte sie von selbst aus dem Bauch, fiel aufs Pflaster. Das Blut strömte mit einem Rauschen und Plätschern, das eines Wasserfalls würdig gewesen wäre.
    Geralt wollte aufstehen. Stattdessen fiel er auf die Seite.
    Die ihn umgebenden Geräusche bekamen Hall und Echo, er hörte sie wie unter Wasser. Er sah auch undeutlich, aus verzerrter Perspektive und mit ganz falscher Geometrie.
    Doch er sah, wie die Menge zurückwich. Sah, wie sie vor den Rettern das Weite suchte. Vor Zoltan und Yarpen mit Äxten, Wirsing mit dem Hackmesser und Rittersporn, der sich mit einem Besen bewaffnet hatte.
    Halt, wollte er rufen, wohin? Es reicht, wenn ich immer gegen den Wind pisse.
    Doch er konnte nicht rufen. Eine Woge von Blut erstickte seine Stimme.
     
    Es ging gegen Mittag, als die Zauberinnen Riva erreichten, als im Tal, wenn man die Landstraße entlangblickte, die Spiegelfläche des Loc Eskalott aufblitzte, die roten Dachziegel des Schlosses und die Dächer der Stadt auftauchten.
    »Nun, da wären wir«, stellte Yennefer fest. »Riva! Ha, wie seltsam das Schicksal doch spielt.«
    Ciri, seit längerem sehr erregt, ließ Kelpie tänzeln und mit den Hufen schlagen. Triss Merigold seufzte unmerklich. Das heißt, sie glaubte, es sei unmerklich.
    »Bitte, bitte.« Yennefer warf ihr einen scheelen Blick zu. »Was für seltsame Laute sich deinem jungfräulichen Busen entringen, Triss. Ciri, reit voran und schau nach, ob du nicht vielleicht schon dort bist.«
    Triss wandte das Gesicht ab, entschlossen, nicht zu provozieren und keinen Vorwand zu bieten. Eine Wirkung erhoffte sie sich nicht. Seit längerem spürte sie bei Yennefer Wut und Aggression, umso stärker, je näher sie Riva kamen.
    »Du, Triss«, wiederholte Yennefer sarkastisch, »brauchst nicht rot zu werden, nicht zu seufzen, nicht zu sabbern und nicht mit dem Hintern auf dem Sattel herumzurutschen. Glaubst du, deswegen hätte ich deiner Bitte nachgegeben, zugestimmt, dass du mit uns reitest? Zu einem besinnungslos lustvollen Treffen mit dem ehemaligen Geliebten? Ciri, ich habe dich gebeten, ein Stück weiter vor zu reiten! Triss und ich wollen uns unterhalten!«
    »Das ist ein Monolog, keine Unterhaltung«, sagte Ciri respektlos, doch unter dem drohenden Blick aus veilchenblauen Augen kapitulierte sie sofort, trieb Kelpie mit einem Pfiff voran und galoppierte die Landstraße entlang.
    »Du reitest nicht zum Treffen mit dem Geliebten, Triss«, fuhrYennefer fort. »Ich bin weder so edelmütig noch so dumm, dir die Gelegenheit und ihm die Versuchung zu lassen. Nur dieses eine Mal, heute; danach werde ich dafür sorgen, dass es für euch beide weder Gelegenheit noch Versuchung gibt. Aber heute werde ich mir eine süße und perverse Genugtuung nicht versagen. Er weiß von der Rolle, die du gespielt hast. Und wird sich dafür mit seinem berühmten Blick bedanken. Und ich werde deine zuckenden Lippen und zitternden Hände betrachten, ich werde mir deine ungelenken Entschuldigungen und Rechtfertigungen anhören. Und weißt du was, Triss? Ich werde vor Befriedigung ohnmächtig werden.«
    »Ich wusste«, murmelte Triss, »dass du es mir nicht vergessen, dass du dich rächen wirst. Ich bin damit einverstanden, denn ich habe mich tatsächlich schuldig gemacht. Aber eins muss ich dir sagen, Yennefer. Hoffe nicht zu sehr auf diese Ohnmacht. Er weiß zu verzeihen.«
    »Das, was ihm angetan worden ist, ja.« Yennefer kniff die Augen zusammen. »Aber er wird dir niemals verzeihen, was Ciri angetan wurde. Und mir.«
    »Kann sein.« Triss schluckte. »Vielleicht verzeiht er wirklich nicht. Insbesondere, wenn du dafür sorgst. Aber er wird bestimmt kein Schindluder treiben. So tief wird er sich nicht sinken lassen.«
    Yennefer versetzte dem Pferd einen Peitschenhieb. Das Pferd schnaubte, sprang, begann so heftig auszubrechen, dass die Zauberin im Sattel schwankte.
    »Genug der Diskussion!«, knurrte sie. »Mehr Demut, du arrogantes Weibsstück! Das ist mein Mann, meiner und nur meiner! Verstanden? Du sollst aufhören, von ihm zu reden, aufhören, an ihn zu denken, aufhören, seinen edlen Charakter zu bewundern   … Sofort, auf der Stelle! Ach, ich hätte Lust, dich bei diesen roten Loden zu packen

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