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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Werk!«
    Geralt schaute sich diskret um. Die Ratsherren hatten Gesichterwie von Stein, woraus zu schlussfolgern war, dass derlei Zwischenfälle an diesem Hofe nichts Neues waren. Er nahm sich fest vor, der fürstlichen Dame fortan nur noch zuzustimmen.
    Anarietta strich sich mit dem Tüchlein über die Nasenspitze, worauf sie Geralt zulächelte. »Wie Ihr seht«, sagte sie, »waren Eure Sorgen grundlos. Ihr habt nichts zu fürchten und könnt bei uns zu Gast bleiben, solange Ihr wollt.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    In der Stille war deutlich das Ticken eines Holzwurms in einem der altehrwürdigen Möbel zu hören. Und die Flüche, mit denen der Stallmeister auf einem entlegenen Hof ein Pferd überschüttete.
    »Wir hätten auch«, brach Anarietta das Schweigen, »eine Bitte an Euch, Herr Geralt. In Eurer Eigenschaft als Hexer.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Es ist die Bitte vieler edler Damen von Toussaint wie auch die unsere. Ein Ungeheuer sucht nächtens die hiesigen Haushalte heim. Ein Teufel, ein Gespenst, ein Sukkubus in Gestalt eines Weibsstücks, aber eines derart schamlosen, dass wir es nicht zu beschreiben wagen, setzt den tugendhaften und treuen Ehemännern zu. Es kommt des Nachts in die Alkoven, erlaubt sich verwerfliche Ausschweifungen und widerwärtige Perversionen, von denen zu sprechen mir der Anstand verbietet. Ihr als Kenner wisst sicherlich, wovon die Rede ist.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Die Damen von Toussaint bitten Euch, dass Ihr diesem abscheulichen Treiben ein Ende macht. Und wir schließen uns dieser Bitte an. Und versichern Euch unserer Freigebigkeit.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
     
    Angoulême fand den Hexer und den Vampir im Schlosspark, wo beide sich einem Spaziergang und einem diskreten Gespräch widmeten.
    »Ihr werdet es mir nicht glauben«, sprudelte sie heraus. »Ihr werdet es nicht glauben, wenn ich euch sage   … Aber es ist die reinste Wahrheit   …«
    »Red schon.«
    »Reynart de Bois-Fresnes, der fahrende Ritter vom Schach, steht zusammen mit den anderen fahrenden Rittern beim fürstlichen Zahlmeister am Schalterfenster. Und wisst ihr, wozu? Um sein Monatsgehalt abzuholen! Die Schlange, sage ich euch, ist einen halben Pfeilschuss lang, und vor lauter Wappen flimmert es einem vor den Augen. Ich habe Reynart gefragt, was da los ist, und er sagt, ein fahrender Ritter hat auch manchmal Hunger.«
    »Was ist daran so sensationell?«
    »Du machst wohl Witze! Fahrende Ritter streifen aus edler Berufung umher! Nicht für ein Monatsgehalt!«
    »Das eine«, erklärte der Vampir Regis sehr ernst, »schließt das andere nicht aus. Wirklich. Glaub mir, Angoulême.«
    »Glaub ihm, Angoulême«, bestätigte Geralt trocken. »Hör auf, im Palast herumzulaufen und Sensationen zu suchen, geh und leiste Milva Gesellschaft. Sie ist in einer entsetzlichen Stimmung, sie sollte nicht allein sein.«
    »Stimmt. Die Tante hat wohl ihre Tage, denn sie ist wütend wie eine Wespe. Ich denke   …«
    »Angoulême!«
    »Ich geh ja schon.«
    Geralt und Regis blieben an einem Beet mit schon leicht verkümmerten Zentifolien-Rosen. Doch es gelang ihnen nicht, ihr Gespräch fortzusetzen. Hinter der Orangerie hervor erschien ein schmächtiger Mann in einem eleganten umbrabraunen Mantel.
    »Guten Tag.« Er verbeugte sich, streifte mit der Zobelmütze über die Knie. »Darf man fragen, welcher der Herren, wenn Ihr gütigst gestattet, der Hexer namens Geralt ist, der berühmte Fachmann?«
    »Das bin ich.«
    »Ich aber bin Jean Catillon, der Verwalter des Weinguts Castel Toricella. Die Sache verhält sich so, dass uns auf dem Weingut ein Hexer sehr zupass käme. Ich wollte mich vergewissern, ob Ihr nicht gütigst bereit wäret   …«
    »Und worum geht es?«
    »Um Folgendes«, begann der Verwalter Catillon. »Wegen dieses Krieges, dass ihn der Teufel hole, kommen die Kaufleute seltener, die Vorräte wachsen, der Platz für die Fässer beginnt knapp zu werden. Wir dachten, das sei weiter kein Problem, denn unter den Schlössern ziehen sich ja meilenweit Keller hin, immer tiefer, die reichen wohl gar bis zum Mittelpunkt der Erde. Unter der Toricella habe ich auch so einen Keller ausfindig gemacht, einen schönen, wenn ihr gütigst gestattet, rundum ausgemauert, weder zu trocken noch zu feucht, genau so, dass sich der Wein darin wohlfühlt   …«
    »Und?« Der Hexer verlor die Geduld.
    »Es hat sich gezeigt, dass dort in den Kellern irgendein Ungeheuer sein Unwesen treibt, sicherlich aus den Tiefen der Erde

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