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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Streifen geschnittene Apfelschale zu werfen und den Anfangsbuchstaben vom Namen des künftigen Partners aus der Form zu deuten, in der die Schale sich auf den Tisch legte. Die Schale bildete jedesmal ein S.   Dem Frohsinn tat das keinen Abbruch.
    Der Ritter goss ein.
    »Wie sich zeigte«, sagte der Hexer nachdenklich, »war Milva gesund, obwohl sie noch immer eine Bandage auf den Rippen trug. Sie saß aber im Zimmer und weigerte sich, es zu verlassen,da sie um keinen Preis das für sie bereitgelegte Kleid anziehen wollte. Es roch nach einem protokollarischen Skandal, doch der allwissende Regis rettete die Lage. Indem er Dutzende von Präzendenzfällen zitierte, nötigte er den Kämmerer, der Bogenschützin Männerkleidung bringen zu lassen. Angoulême hingegen legte mit Freude die Hosen, die Reiterstiefel und die Fußlappen ab, und ein Kleidchen, Kamm und Seife machten aus ihr ein ganz hübsches Mädchen. Was soll ich schon groß sagen – ein Bad und saubere Kleidung hoben bei allen die Stimmung. Sogar bei mir. Bei recht guter Laune gingen wir alle zu dieser Audienz   …«
    »Mach mal kurz Pause.« Reynart deutete mit einer Kopfbewegung zu Neuankömmlingen hin. »Da sind Geschäfte im Anmarsch. Ho, ho, und nicht etwa ein Weingut, sondern zwei! Malatesta, unser Kunde, bringt einen Kollegen mit   … und Konkurrenten. Wunder über Wunder!«
    »Wer ist der andere?«
    »Das Weingut Pomerol. Deren Wein, Côte de Blessure, trinken wir gerade.«
    Malatesta, der Verwalter des Weinguts Vermentino, bemerkte sie, winkte, kam näher und brachte seinen Begleiter mit, einen Mann mit schwarzem Schnauzbart und üppigem schwarzem Kinnbart, der eher zu einem Räuber als zu einem Angestellten gepasst hätte.
    »Die Herren gestatten«, stellte Malatesta den Bärtigen vor, »Herr Alcides Fierabras, der Verwalter des Weinguts Pomerol.«
    »Bitte Platz zu nehmen.«
    »Wir kommen nur für einen Moment. Zu dem Herrn Hexer bezüglich der Bestie in unseren Lagern. Daraus, dass die Herren hier sitzen, schließe ich, dass das Untier schon erlegt ist?«
    »Mausetot.«
    »Die vereinbarte Belohnung«, versicherte Malatesta, »wird spätestens übermorgen auf Eurem Konto bei den Cianfanelli eingehen. Oh, ich danke Euch, Herr Hexer. Tausend Dank. Soein schöner Weinkeller, ausgemauert, nach Norden ausgerichtet, weder zu trocken noch zu feucht, akkurat so, wie er für den Wein sein muss, aber wegen des widerlichen Monsters war er nicht zu benutzen. Ihr habt selbst gesehen, wir mussten dort einen ganzen Teil der Keller zumauern, aber die Bestie ist trotzdem hineingelangt   … Puh, wo die nur hergekommen sein mag   … Wohl geradewegs aus der Hölle   …«
    »In Höhlen, die in vulkanische Tuffe geschlagen wurden, gibt es immer reichlich Ungeheuer«, belehrte ihn mit kluger Miene Reynart de Bois-Fresnes. Er arbeitete schon seit über einem Monat mit dem Hexer zusammen, und als guter Zuhörer hatte er eine Menge gelernt. »Klarer Fall, wo es Tuff gibt, da findet man allemal Ungeheuer.«
    »Schön, vielleicht auch Tuff.« Malatesta warf ihm einen schiefen Blick zu. »Wer immer das ist, dieser Tuff. Aber die Leute sagen, es liegt daran, dass unsere Keller mit tiefen Höhlen in Verbindung stehen, mit dem Mittelpunkt der Erde selbst. Bei uns gibt es viele solche Gänge und Hohlräume   …«
    »Etwa unter unseren Kellern, zum Beispiel«, ließ sich das schwarzbärtige Weingut Pomerol vernehmen. »Diese Gänge ziehen sich meilenweit hin, wo und wohin, weiß niemand. Die Leute, die das in Erfahrung bringen wollten, sind nicht zurückgekehrt. Und ein schreckliches Ungeheuer ist dort auch gesehen worden. Heißt es. Deswegen würde ich gern vorschlagen   …«
    »Ich kann mir denken«, sagte der Hexer trocken, »was Ihr mir gern vorschlagen würdet. Und ich nehme den Vorschlag an. Ich werde in Eure Keller vordringen. Die Bezahlung legen wir danach fest, was ich dort vorfinde.«
    »Es wird Euer Schade nicht sein«, versicherte der Bärtige. »Ähm, ähm   … Da wäre noch etwas   …«
    »Sprecht, ich höre.«
    »Dieser Sukkubus, wo nächtens die Ehemänner heimsucht und plagt   … Der, wo Euch die allerdurchlauchtigste Frau Fürstin zu töten befohlen hat   … Mich deucht, der muss durchausnicht unbedingt getötet werden. Der Mahr schadet ja niemandem, also wirklich   … Na ja, sucht einen ab und zu heim   … neckt ein bisschen   …«
    »Aber nur Volljährige«, warf Malatesta rasch ein.
    »Ihr nehmt mir das Wort aus dem Munde, Gevatter.

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