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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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blickte, fiel ihr zum ersten Mal auf, wie jung der Fahrer war.
    Und wie bekümmert er wirkte. »Der Sicherheitsdienst des Ladens hat mich trotz meiner Lizenz nirgendwo parken lassen.
    Der Mistkerl von Wachmann hat sogar mit dem Pistolenhalfter herumgefummelt und mich bedroht. Herrgott noch mal, Mrs.
    Rafelson, es tut mir wirklich Leid. Bei Ihnen alles in Ordnung?«

    2
    Senator-Hart-Gebäude
    Plenarsitzung des Senatsausschusses zur Kontrolle des Krisenstabs, Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit

    Mark Augustine wartete geduldig im Vorzimmer, bis er aufgefordert wurde, seinen Platz einzunehmen. Im Protokoll wurde ordnungsgemäß festgehalten, dass er früher Leiter des Krisenstabs gewesen war. Die neun Senatoren, die sich zu dieser außerordentlichen Sitzung am Abend zusammengefunden hatten – fünf Republikaner, vier Demokraten –, tauschten ein paar Minuten lang Frotzeleien aus. Schließlich ließen zwei der Demokraten im Protokoll vermerken, dass sich die derzeitige Leiterin des Krisenstabs zum verabredeten Zeitpunkt nicht eingefunden habe.
    Auch Senator Gianelli glänzte durch Abwesenheit.
    Die Ausschussvorsitzende, Senatorin Julia Thomasen, die Maryland vertrat, machte ihrem Ärger darüber Luft. Wer habe diese Sitzung überhaupt einberufen? Das konnte niemand so recht beantworten.
    Die Sitzung begann in Abwesenheit der Krisenstableiterin und des Senators Gianelli. Da keineswegs klar war, worauf diese Zusammenkunft hinauslaufen sollte, glitt die Debatte schnell in eine hitzige Diskussion über die Ereignisse ab, die vor drei Jahren zur Entlassung von Mark Augustine geführt hatten.
    Augustine lehnte sich in seinem Sessel zurück, faltete die Hände im Schoß und ließ die Senatoren ihren Wortwechsel austragen. In seinem Berufsleben war er schon dreiundfünfzig Mal zu Anhörungen ins Kapitol geladen worden. Macht konnte ihn nicht beeindrucken. Was ihm viel mehr zu denken gab, war die Ohnmacht: Seiner Einschätzung nach hatte keiner der hier Anwesenden viel Einfluss auf irgendwelche Entscheidungen.
    Ganz abgesehen davon, dass das, was die Senatoren bislang nicht wussten, ihnen bald die Hölle heiß machen würde, falls an den Gerüchten etwas dran war.
    Für einige Minuten beherrschten die Demokraten, die in der Minderheit waren, das Feld und ließen ihre Stellungnahmen geschickt ins Protokoll einfließen. Senator Charles Chase, der Arizona vertrat, eröffnete die Befragung Augustines mit den höflichen, verbindlichen Worten eines erfahrenen Politikers.
    Seine Fragen lenkten das Augenmerk schnell auf die Rolle, die der Bundesstaat Ohio beim Tod der SHEVA-Kinder gespielt hatte.
    »Frau Vorsitzende«, brüllte Senator Percy aus Ohio dazwischen, »ich verwahre mich gegen jegliche Unterstellung, die dem Bundesstaat Ohio die Schuld an dieser Katastrophe zuweist.«
    »Senator Percy, im Augenblick hat Senator Chase das Wort«, wies ihn die Vorsitzende Thomasen zurecht.
    »Ich verwahre mich gegen die ganze Richtung, die diese Debatte nimmt«, rief Percy.
    »Im Protokoll vermerkt. Bitte fahren Sie fort, Senator Chase.«
    »Frau Vorsitzende, ich führe die Befragung lediglich an dem Punkt fort, der letzte Woche von Senator Gianelli angeschnitten wurde. Ich hoffe, Senator Gianelli ist heute nicht aus gesundheitlichen Gründen abwesend. Zumindest wünsche ich ihm, dass er sich nicht etwa ein Virus eingefangen hat.«
    Niemand im Senatssaal lachte. Chase legte sofort nach.

    »Selbstverständlich will ich dem ehrenwerten Senator von Ohio nichts Unehrenhaftes unterstellen.«
    Senator Percy fuchtelte mit der Hand so herum, als wolle er alle Anwesenden liebend gern aus dem Fenster befördern.
    »Wenn sich ein Einzelner als bestechlich erwiesen hat, darf man das nicht einem ganzen intakten Bundesstaat anlasten.«
    »Selbstverständlich liegt es auch nicht in meiner Absicht, den Ruf des Bundesstaates Ohio in Zweifel zu ziehen – den Ruf des Staates, in dem ich geboren bin, Frau Vorsitzende. Darf ich jetzt in der Befragung fortfahren?«
    »Warum, zum Teufel, sind Sie überhaupt weggezogen, Charlie?«, fragte Percy. »Wir könnten Ihr Adlerauge gut brauchen.« Er grinste in den fast leeren Saal. Nur ein Senator, der gern Fensterreden hielt, oder ein abgehalfterter Varieté-
    Komiker brachte es fertig, sich ein Publikum zusammenzufantasieren, wo in Wirklichkeit keines war, sinnierte Augustine. Er löste die Hände und trommelte mit dem Finger leise gegen die Tischplatte.
    »Die Vorsitzende bittet um ein Minimum von

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