Die Darwin-Kinder
Kollegialität, damit Senator Chase ausreden kann.«
»Ich bin fertig, Frau Vorsitzende«, verkündete Percy, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken.
Augustine nippte bedächtig an einem Glas Wasser.
»Vielleicht sollten die Fragen gezielter gestellt werden und sich weniger mit der Örtlichkeit als mit der Verantwortlichkeit befassen«, schlug Thomasen vor.
»Hört, hört«, sagte Percy.
»Als Sie im Auftrag des Krisenstabs für die schulische Unterbringung der SHEVA-Kinder verantwortlich zeichneten, haben Sie da alle Schulen – auch die in der Oberhoheit einzelner Bundesstaaten – mit den Arzneimitteln ausgestattet, die vom Bund zugeteilt wurden?«, fuhr Chase fort.
»Allerdings, Herr Senator«, erwiderte Augustine.
»Und diese Zuteilungen haben auch eben jene antiviralen Mittel umfasst, die vielleicht zur Rettung dieser unglückseligen Kinder hätten beitragen können?«
»Ja.«
»In wie vielen Bundesstaaten haben die Vorräte von diesen antiviralen Medikamenten ausgereicht, um die erkrankten Kinder zu versorgen?«
»In fünf, sechs, wenn wir Puerto Rico mit einschließen.«
»Und der Bundesstaat, den ich vertrete, war unter diesen fünf?«
»Ja, Herr Senator.«
Senator Chase schwieg kurz, um die Antwort wirken zu lassen. »Der Vorrat an Gegenmitteln reichte also aus, um die Kinder zu behandeln, die unserer Obhut – unserer Fürsorge –
anvertraut waren. Arizona hat nicht annähernd so viele Kinder wie die meisten anderen Bundesstaaten verloren. Und die Versorgung mit Medikamenten war deswegen gesichert, weil Arizona nicht danach gestrebt hat, die Zuteilungen des Bundes selbst zu verwalten und den einzelnen Spezialschulen des Krisenstabs zuzuweisen. Das war doch eine Piraterie, die von der republikanischen Mehrheit unterstützt wurde, wenn ich mich recht erinnere, oder?«
»Ja, Herr Senator.« Augustine trommelte erneut auf die Tischplatte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, die Frage aufzuwerfen, wie Arizona die Dinge gegenwärtig handhabte.
Es gab Gerüchte, wonach auch die Kinder von Dissidenten in den Spezialschulen Arizonas festgehalten wurden. Natürlich hatte er selbst keinen Zugriff mehr auf die Personenlisten.
»Kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Sie Ihre Stellung aufgrund dieses Fiaskos eingebüßt haben?«, fragte Chase.
»Es war Teil einer umfassenderen Entwicklung.«
»Ein wesentlicher Teil, wie ich annehme.«
Augustine deutete ein Nicken an.
»Sind Sie noch immer als Berater des Bundeskrisenstabs tätig?«
»Ich berate den Leiter der Nationalen Gesundheitsbehörden in Fragen, die Viren betreffen, und habe immer noch ein Büro in Bethesda.«
Chase suchte in seinen Unterlagen nach weiterem Material und fragte gleich darauf: »Ihr Stern ist also nicht gänzlich gesunken?«
»Wohl nicht, Herr Senator.«
»Und wie hoch ist in diesem Jahr der Etat des Bundeskrisenstabs?« Chase blickte mit Unschuldsmiene auf.
»Wenns einer weiß, dann doch Sie, Charlie«, brummelte Senator Percy.
»Das Budget des Krisenstabs ist nicht Gegenstand der jährlichen parlamentarischen Haushaltsdebatte und ist auch nicht der direkten staatlichen Finanzprüfung unterworfen«, erwiderte Augustine. »Ich selbst habe die genauen Zahlen nicht, würde den gegenwärtigen Etat aber auf mehr als achtzig Milliarden Dollar schätzen – das ist doppelt so viel wie zu der Zeit, als ich den Krisenstab leitete. Das schließt die Mittel für Forschung und Entwicklung auf dem privaten und öffentlichen Sektor mit ein.«
Thomasen blickte sich mit gerunzelter Stirn im Saal um. »Die Leiterin des Krisenstabs ist überfällig.«
»Da sie nicht hier ist, kann sie sich auch nicht verteidigen«, bemerkte Percy belustigt. Thomasen gab Chase mit einem Nicken zu verstehen, dass er weitermachen sollte, und beriet sich danach mit einer Praktikantin.
Chase schoss sich auf sein Lieblingsthema ein: »Die Maßnahmen des Krisenstabs sind zu einem der umfangreichsten Regierungsprogramme in diesem Land geworden. In einer Zeit drastischer Haushaltskürzungen wehrt der Krisenstab erfolgreich alle Versuche ab, seine Vollmachten zu begrenzen und seine Maßnahmen daraufhin zu überprüfen, ob sie noch im Einklang mit der Verfassung stehen. Das stimmt doch, oder nicht?«
»All das trifft zu«, erwiderte Augustine.
»Und mit diesem Budget, das sowohl republikanische als auch demokratische Regierungen Jahr für Jahr abgesegnet haben, hat der Krisenstab mehrere zehn Millionen Dollar an Rechtsanwälte
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