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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Möchten Sie vorher einen Abstecher zum WC
    machen? Die Toiletten befinden sich zu Ihrer Rechten. Die saubersten Klos in der ganzen christlichen Welt.«
    »Nicht nötig.«
    »Das sollten Sie aber, ganz im Ernst. Das Einführungsritual beginnt damit, dass man drei Flaschen Budweiser Light trinkt, und endet mit drei Flaschen Becks oder Heineken. Das symbolisiert den Übergang von den Hallen der üblichen stocknüchternen Wissenschaft zu den erhabenen Rängen des Zentrums für Pathogene von Sandia.«
    »Danke, ich fühle mich ganz wohl.« Dicken tippte sich an die Stirn. »Ein Anarchist namens State«, bot er Turner an.
    »Oh, das ist aber ein völlig anderes Spiel«, bemerkte Turner, klopfte an eine geschlossene Bürotür, trat einen Schritt zurück und faltete die Hände.
    Dicken blickte auf den Gang mit seinen Wänden aus Leichtbeton, auf die Abflussrinnen rechts und links im Boden, auf die Brausen der Sprinkleranlage, die alle zwei Meter in die Decke eingelassen waren. Die länglichen roten und grünen Schilder, die von den Sprinklerköpfen herunterhingen, drehten sich im langsamen Luftstrom, der sich von Norden nach Süden bewegte. Auf den roten Schildern stand: VORSICHT –
    SÄUREN UND REINIGUNGSMITTEL. Eine zweite Leitung und das Sprinklersystem auf der linken Seite des Ganges waren mit grünen Schildern ausgestattet, die besagten: EXTREME VORSICHT – CHLORDIOXID.
    Am südlichen Ende des Ganges war in der Wand ein großer Ventilator angebracht, der sich langsam drehte. Im Falle einer Notsituation würde sich der Ventilator abschalten, damit sich der Gang mit sterilisierendem Gas füllen konnte. Sobald der Bereich dekontaminiert war, würde der Ventilator die toxische Atmosphäre in große Reinigungskammern leiten.
    Die Bürotür öffnete sich einen Spalt. Ein rundlicher Mann mit dichtem schwarzen Haar und Bart und kritisch blickenden dunkelgrünen Augen beobachtete sie argwöhnisch, ohne die Tür weiter aufzumachen. Schließlich lächelte er, trat auf den Gang hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
    »Christopher Dicken – das hier ist Tollhaus-Boss Nummer fünf, vielleicht auch Nummer vier, Vassili Presky«, stellte Turner sie einander vor.

    »Ist mir eine Ehre«, sagte Presky, ohne Dicken die Hand zu bieten.
    »Ganz meinerseits.«
    »Zufällig ist er kein Computerfreak«, fügte Turner hinzu.
    Dicken und Presky starrten ihn mit der Andeutung eines Lächelns verunsichert an. »Wie bitte?«, fragte Presky.
    »Press key«, erklärte Turner, verblüfft über so viel Begriffsstutzigkeit.
    »Es sei Ihnen vergeben, Dr. Turner«, erwiderte Presky mit gequälter Miene.
    »Inzwischen haben wir Stufe zwei des Einführungsrituals erreicht«, sagte Turner. »Wir sind auf dem Weg zur Party.
    Vassili ist der Mann, der mit den Tieren spricht. Er leitet den Zoo und ist außerdem Forscher.«
    Presky lächelte. »Was immer Sie wollen, wir haben es.
    Säugetiere, Beuteltiere, Kloakentiere, Vögel, Reptilien, gewöhnliche Würmer, Insekten, Spinnentiere, Krebse, Strudelwürmer, Fadenwürmer, Einzeller und Pilze, selbst einen Botanischen Garten.« Er schnippte mit den Fingern und machte die Tür nochmals auf. »Hab ganz vergessen, dass es eine förmliche Angelegenheit ist. Lassen Sie mich mein Jackett holen.«
    Als er wieder herauskam, trug er eine graue Tweedjacke mit zerschlissenen Armaufschlägen.

    Die Labors waren wie die Speichen an einer Radnabe angeordnet. Turner und Presky führten Dicken durch breite Doppelglastüren und lotsten ihn danach im Schnelldurchlauf durch ein Gewirr von Korridoren bis zum Mittelpunkt der Forschungseinrichtung. In Dickens Ohren hämmerte es aufgrund der plötzlichen Druckwellen, die jedes Mal entstanden, wenn sich die Türen zischend hinter ihnen schlossen.
    Alle Gebäude und Verbindungsgänge waren mit Sprinklern, Abluftventilatoren und Personalduschen für den Notfall ausgestattet – Duschen aus rostfreiem Stahl mit mehreren Brauseköpfen –, die in Nischen entlang der Gänge untergebracht waren. Darüber hinaus gab es hier Dekontaminationsräume, die mit ferngesteuerten Greifarmen ausgerüstet waren, mit roten und blauen Kennfarben versehenes Inventar, Schutzanzüge, die hinter Plastiktüren hingen, und umfangreiche Notapotheken.
    »Pathogen-Zentrum ist Absteige für Bazillen«, erklärte Presky. Dicken versuchte, seinen Akzent einzuordnen. Er hielt ihn für russisch, durch den jahrelangen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten allerdings stark gemildert. »Bazillen kommen rein,

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