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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gespeichert hat, ehe wir hineingehen.«
    »Und falls nicht?«
    »Wenn Sie Glück haben, verwendet man ein
    Betäubungsgewehr, ehe Sie von Kugeln durchsiebt werden.«
    Turner zeigte ihm, wie er seine Handfläche gegen eine Glasplatte drücken und in einen Netzhaut-Scanner blicken musste. »Das System erkennt Sie«, bemerkte Turner. »Und was noch besser ist: Es mag Sie.«
    »Gott sei Dank.«
    »Hier ist Sicherheit das oberste Gebot. Das Atomzeitalter war ein Feuerwerkskörper verglichen mit dem, was sich auf der anderen Seite dieser Tür befindet.« Die Tür ging auf.
    »Willkommen am Ground Zero. Dr. Jurie freut sich schon darauf, Sie kennen zu lernen.«

    5
    Washington, D.C.

    Begleitet von Laura Bloch, seiner Stabsleiterin, fegte Gianelli durch den Vorraum seines Büros. Sein Gesicht war rot und er sah genauso aus, wie Mitch ihn einmal beschrieben hatte: so als könne er jederzeit einen Herzinfarkt bekommen, aber vom Gesichtsausdruck her großzügig und freundlich und von den Augen her blitzgescheit.
    Kaye stand von dem langen schmiedeeisernen Kaffeetisch mit Marmorplatte auf, der den Mittelpunkt des Warteraums bildete. Obwohl außer ihr keine weiteren Gäste anwesend waren, fühlte sie sich wie auf dem Präsentierteller.
    »Sie liegen sich in den Haaren«, teilte Laura Bloch Gianelli mit gedämpfter Stimme mit. »Die Leiterin hat sich verspätet.«
    »Perfekt«, erwiderte Gianelli und warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war dreiundzwanzig Uhr. »Wo ist meine Starzeugin?« Er bedachte Kaye mit einem schiefen Lächeln, wobei seine Miene sowohl Mitgefühl als auch Zweifel ausdrückte. Ihr war klar, dass sie nicht vorbereitet wirkte, sie fühlte sich auch entsprechend. Gianelli nieste und ging in sein Büro. Ein junger Geheimdienstagent schloss die Tür hinter ihm und blieb, die Hände vor sich gefaltet, als Wachposten daneben stehen. Seine Augen waren hinter den getönten Gläsern nicht zu erkennen.
    Kaye atmete tief aus.
    Gleich darauf öffnete sich die in Ahorn eingefasste Glastür und der Senator streckte den Kopf heraus. »Dr. Rafelson«, rief er und winkte ihr mit dem Finger, näher zu kommen.

    Sein Büro war voll gestopft mit Zeitungen, Zeitschriften und zwei veralteten PCs, die sich auf drei Schreibtische verteilten.
    Der riesige Schreibtisch, der dem Fenster am nächsten stand, war übersät mit juristischen Fachbüchern und Schachteln mit Resten chinesischen Essens.
    Der Agent machte hinter Kaye die Tür zu. Die Luft war dick, abgestanden und kühl. Laura Bloch – sie war Mitte vierzig, klein und gedrungen, hatte dunkle, eindringlich blickende Augen, die leicht hervorquollen, und einen Heiligenschein aus krausem schwarzem Haar – stand auf, um Gianelli Papiere zu reichen, die sie einer Aktenmappe entnommen hatte.
    »Entschuldigen Sie das Chaos hier«, sagte er.
    »Das sagt er jedem«, bemerkte Bloch. Ihr Lächeln war freundlich und gleichzeitig beunruhigend; ihr Gesichtsausdruck erinnerte Kaye an einen Boxer oder Bullterrier. Und sie konnte offenbar niemanden direkt ansehen.
    »Das hier ist in den letzten Tagen meine Zweitwohnung gewesen. Ich esse, trinke und schlafe hier.« Gianelli bot ihr die Hand. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Kaye schüttelte ihm leicht die Hand. Er überließ ihr die Entscheidung, wie ausgedehnt und wie fest dieser Händedruck sein sollte.
    »Das hier ist Laura Bloch. Sie ist meine rechte Hand… und auch meine linke.«
    »Wir sind uns schon begegnet«, erklärte Bloch und lächelte.
    Kaye gab Laura die Hand, die ihr weich und trocken vorkam, und hatte dabei das Gefühl, dass Laura ihre Stirn und ihre Nase musterte. Plötzlich, ohne jeden ersichtlichen Grund, fand Kaye sie sympathisch und vertrauenswürdig.
    Was Gianelli betraf, war sie sich nicht so sicher. Er hatte in den letzten Jahren furchtbar schnell Karriere gemacht. Und Kaye hatte einigen Argwohn gegenüber Politikern entwickelt, die in Zeiten der Krise Karriere machten.

    »Wie geht es Mitch?«, erkundigte er sich.
    »Wir haben schon seit einigen Wochen nicht mehr miteinander gesprochen.«
    »Ich mag Mitch.« Gianelli rollte die leicht hochgezogenen Schultern, ohne etwas Bestimmtes damit auszudrücken. Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz, starrte über die verkrusteten Schachteln hinweg und runzelte die Stirn. »Ich fand es furchtbar, was ich über die Geschehnisse gehört habe.
    Schreckliche Zeiten. Wie geht es Marge?«
    Kaye wusste, dass ihm Marge Cross herzlich egal war, jedenfalls in diesem Augenblick. Er

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