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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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meisten der üblichen Annehmlichkeiten ausgestattet: mit Kletterbäumen, Schaukeln und Ringen, Bodenbelägen aus Gummi, verschiedenen Ebenen, auf denen die Tiere herumlaufen oder -klettern konnten, einer großen Auswahl an Plastikspielzeugen. Dicken zählte sechs Brüllaffen – nach Geschlechtern auf zwei Käfige verteilt –, die eine perforierte Plastikplane trennte: Sie konnten einander zwar sehen und riechen, aber nicht berühren.
    Sie gingen weiter und blieben vor einem langen, schmalen Aquarium stehen, in dem ein Schnabeltier munter mit mehreren kleinen Fischen herumschwamm. Dicken liebte Schnabeltiere. Er lächelte wie ein kleiner Junge, als das fußlange Jungtier mehrmals durch das klare grüne Wasser pflügte und tauchte, wobei vom glatten Fell Blasen ins Wasser strömten und dort silberne Spuren hinterließen.
    »Sie heißt Torrie«, sagte Presky. »Hübsch, nicht?«
    »Wunderschön«, bestätigte Dicken.
    »Alles, was Fell, Schuppen oder Federn hat, besitzt auch virale Gene, die von uns für Interesse sind«, erklärte Jurie. »Im Augenblick ist Torrie noch ein junger Nichtsnutz, aber wir mögen sie trotzdem. Wir sind gerade damit fertig geworden, die Allogenome der Echidna – der Ameisen- oder Schnabeligel- und natürlich auch der Schnabeltiere zu sequenzieren und miteinander zu vergleichen.«
    »Derzeit machen wir eine Bestandsaufnahme der endogenen Retroviren bei diesen beiden primitiven Vertretern der Monotremata«, ergänzte Turner. »Bei lebendgebärenden Tieren sind die ERVs während der Embryonalentwicklung durchaus nützlich. Sie helfen uns dabei, uns gegen die Immunsysteme unserer Mütter zu behaupten. Sonst würden deren Lymphocyten die Embryonen töten, weil das embryonale Zellgewebe teilweise dem des Vaters entspricht.
    Allerdings legen Monotremata Eier, genau wie Vögel.
    Während des Frühstadiums ihrer Entwicklung dürften sie endogene Retroviren eigentlich gar nicht so dringend brauchen.«
    »Die Temin-Larsson-Villarreal-Hypothese«, bemerkte Dicken.
    »Sie sind mit der TLV-Hypothese vertraut?«, fragte Turner erfreut. TLV stand für eine Theorie der Interaktionen zwischen Virus und Wirt, die aus der jahrzehntelangen Arbeit der Wissenschaftler Howard R. Temin, Eric Larsson und Luis Villarreal in verschiedenen Institutionen hervorgegangen war.
    Seit SHEVA hatte die TLV-Hypothese zunehmend positive Resonanz gefunden.
    Dicken nickte. »Und tun sies?«
    »Tut wer was?«, fragte Presky.
    »Exprimieren Echidna und Vögel ERV-Teilchen, um ihre Embryonen zu schützen?«
    »Ah…«, Presky lächelte geheimnisvoll und wackelte mit dem Finger. »Das fällt unter die Geheimhaltung.« Er wandte sich Turner zu. Sein Körper machte jede Bewegung seines Kopfes mit, er bewegte sich wie die Figur in einem Glockenspiel. »Torrie bekommt bald einen Gefährten, das wird viele für uns spannende Veränderungen bewirken.«
    »Vermutlich auch spannend für Torrie«, ergänzte Jurie trocken.
    Sie gingen weiter zu einem Betongehege mit einem echt wirkenden, wenn auch kleinen Nadelgehölz. »Wir haben zwar keine Löwen oder Tiger, aber Bären«, sagte Presky. »Zwei männliche Bärenjungen. Manchmal raufen sie hier draußen miteinander. Sind Brüder, kämpfen gern miteinander, ist aber nur Spiel.«
    »Großbären, Waschbären, Dachse«, ergänzte Turner.
    »Durchaus friedliche Geschöpfe, jedenfalls was Viren betrifft.
    Dagegen scheinen Affen, wir selbst eingeschlossen, die aktivsten und zahlreichsten ERVs zu besitzen.«
    »Die meisten Pflanzen und Tiere besitzen ganz eigene Fähigkeiten der biologischen Beeinflussung und Kriegführung.
    Zum Krieg kommt es aber nur dann, wenn die Populationen stark unter Druck stehen«, sagte Jurie. »Wollen wir uns jetzt Dr. Turners Lieblingsbeispiel anhören?«
    Turner führte sie zu einem weitläufigen Gehege hinüber, in dem sich recht räudig wirkende europäische Wisents befanden.
    Vier große zottelige Tiere, deren Pelz in Fetzen hing, musterten die menschlichen Zuschauer mit altersloser Gleichmütigkeit.
    Als eines den Kopf schüttelte, flog Staub und Stroh auf.
    »Eine noch junge Erkenntnis der Neuzeit, jedenfalls für Leute, die Hamburger essen, ist der Transfer toxischer Gene zu E.
    coli- Bakterien beim Vieh«, begann Turner. »Die fabrikmäßige Tierzucht und Tierhaltung und die modernen Schlachtmethoden setzen dem Vieh so zu, dass es hormonelle Signale an seine Mägen, den Pansen weiter gibt. Die Kolibakterien reagieren auf diese Signale, indem sie Phagen aufnehmen

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