Die Darwin-Kinder
Percy wischte sich über die Stirn.
»Das steht hier nicht zur Debatte, Senator Percy«, gab Gianelli scharf zurück.
Browning fegte dazwischen: »Wir setzen darauf, dass wir alle wissenschaftlichen Ergebnisse mit Americol und mit diesem Ausschuss austauschen können«, erklärte sie. »Wir sind ganz ehrlich der Meinung, dass Ms. Lang und ihre wissenschaftlichen Kollegen sich uns gegenüber genauso aufrichtig verhalten und vielleicht noch ein bisschen mehr Sorgfalt an den Tag legen sollten.«
Kaye faltete die Hände auf dem Tisch.
Nachdem der Hammer gefallen und die Sitzung geschlossen war, trank Augustine im Vorzimmer ein Glas Wasser.
Browning kam forsch auf ihn zu. »Hatten Sie hier Ihre Hände im Spiel, Mark?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme und goss sich aus dem Krug mit Eiswasser ein Glas ein. Vor drei Jahren hatte er unterschätzt, zu welcher Angst und zu welchem Hass Amerikaner fähig sind, Rachel Browning hatte es nicht. Falls die neue Leiterin des Krisenstabs irgendein Seil hinter sich herschleppte, konnte er es jedenfalls nicht sehen.
Es konnten noch viele Jahre vergehen, bis sie sich selbst den Strick gab.
»Nein«, erwiderte Augustine. »Warum sollte ich?«
»Na ja, die Neuigkeiten werden schnell genug die Runde machen.«
Als Laura Bloch Kaye ins Vorzimmer führte, wandte sich Browning von der Tür ab, um zusammen mit ihrer Beraterin unauffällig zu verschwinden. Bloch sicherte Kaye schnell eine Tasse Kaffee. Währenddessen blieben Augustine und Kaye in Schrittweite voreinander stehen. »Hallo Mark«, sagte Kaye und hob ihre Tasse an den Mund.
»Guten Abend, Kaye. Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«
»Das bezweifle ich, aber trotzdem vielen Dank.«
»Ich wollte Ihnen sagen, dass es mir Leid tut.«
»Was tut Ihnen Leid?« Selbstverständlich wusste Kaye nichts von den Geschehnissen des Tages, an dem Browning ihn angerufen und ihm mitgeteilt hatte, sie habe Kayes Familie so gut wie am Haken.
»Tut mir Leid, dass Sie hier den Lockvogel spielen mussten.«
»Daran bin ich gewöhnt. Das ist der Preis, den ich dafür zahle, dass ich schon so lange nicht mehr zum Kreis der Eingeweihten gehöre.«
Augustine bemühte sich um ein verständnisvolles Grinsen, brachte mit seinem starren Gesicht aber nur einen schwachen Abklatsch davon zustande.
»Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen.«
»Endlich«, erwiderte Kaye brüsk und wandte sich Laura Bloch zu.
Augustine war klar, dass er soeben eine Abfuhr erlebt hatte, aber er wusste inzwischen, wie man sich in Geduld übt, während man stillschweigend und ohne viele Lorbeeren einzuheimsen im Hintergrund wirkt.
Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, es den primitiven Viren gleichzutun.
9
New Mexico
Ehe sie den Zoo des Zentrums für Pathogenese betreten konnten, mussten sie durch einen Raum mit nackten, schwarz gestrichenen Betonwänden und ihre Schuhe in flache Becken mit einer gelben Flüssigkeit tauchen, die widerlich süßlich roch – eine Art Lysol, wie Turner erklärte.
Dicken fuhr mit den Schuhen unbeholfen durch die Brühe.
»Wir machen das auch auf Rückweg«, sagte Presky mit seinem Akzent. »Gummisohlen halten länger.«
Sie traten ihre Schuhe auf schwarzen Nylonmatten ab, bis sie trocken waren, und schlüpften danach in eine Kombination aus Schuhhüllen und Leggings, die aus Baumwolle waren und an der Wade festgezurrt wurden. Presky gab jedem eine Haube für die Haare und einen Mundschutz mit Atemfilter aus feinem Netz und instruierte sie, so wenig wie möglich anzufassen.
Der Zoo hätte einer Kleinstadt zur Ehre gereicht. Er füllte vier Lagerhäuser und umfasste mehrere tausend Quadratmeter.
Links und rechts der Stahl- und Betonwände lagen Gehege, die lockere Nachgestaltungen natürlicher Umgebungen enthielten.
»Gemütlich hier, wenig Stress«, betonte Turner. »Wir möchten, dass sich all unsere alten Viren in gelassenem und gesammeltem Zustand befinden.«
»Dr. Blakemore arbeitet mit südafrikanischen Grünen Meerkatzen und mit südamerikanischen Brüllaffen«, sagte Jurie. »Affen aus der Alten und Neuen Welt. Ihre ERV-Profile sind völlig unterschiedlich, wie Sie sicher wissen. Wir hoffen, dass wir bald auch Schimpansen haben, aber vielleicht können wir uns auch einfach ins Schimpansenprojekt von Americol einklinken.« Er sah Dicken mit seinen braunen Augen forschend an. »Dafür ist doch Kaye Lang zuständig, nicht wahr?«
Dicken nickte gedankenverloren.
Die fünf großen Käfige der Primaten waren mit den
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