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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ausgetrocknet, an manchen Stellen wuchsen Bäume und zähes Gestrüpp. Mittlerweile war der Flusslauf selbst von der Schneeschmelze und plötzlichen Überschwemmungen abgeschnitten. Schon seit mehreren tausend Jahren konnten hier keine schweren Erosionen mehr aufgetreten sein.
    »Hier war früher bestimmt eine Furt, in der man gut Fische fangen konnte, würde ich sagen. Selbst in den Hochzeiten des Spent River muss es hier seichte Stellen gegeben haben, an denen man den Fluss durchqueren und Fische mit dem Speer jagen konnte. In der Mulde da drüben, unter dem Felsen, hätte man eine Fischreuse aufstellen können.« Mitch deutete auf einen großen Felsblock, der größtenteils unter altem Schlamm und Asche begraben war.
    Eileen lächelte und nickte. »Mach weiter.«

    Mitch legte einen Finger an die Lippen, umkreiste den Tahoe, schwenkte die Arme so schnell, dass er viel Wind machte, versetzte dem Schlamm Fußtritte und schnüffelte in der Luft.
    Eileen lachte und klatschte sich auf die Knie. »Das habe ich gebraucht.«
    »Ach, Quatsch«, wehrte Mitch bescheiden ab. »Wenn ich mystische Geister anzapfe, muss ich mich doch entsprechend verhalten.« Er konzentrierte den Blick auf eine Felsspalte oberhalb der Asche, die zu einem höher gelegenen Gelände führte, legte den Kopf schief und lockerte seinen behinderten Arm, der inzwischen zu schmerzen begann. Dabei wirkte er wie ein Jagdhund, der eine Fährte aufgenommen hat. Während er mit den Augen den zerklüfteten Boden absuchte, ging er zu der ausgewaschenen Stelle hinüber und kletterte um den Felsblock herum.
    »Warte doch!«, brüllte Eileen.
    »Auf keinen Fall«, rief Mitch zurück, »ich hab’s gleich gefunden.«
    Und er fand es: Zehn Minuten später entdeckte er das Lager.
    Völlig außer Atem stieß Eileen zu ihm. Auf einem nur spärlich bewaldeten, glatten Plateau, dessen graue Bodenschichten ins Auge fielen – hier war die tiefer gelegenen Ascheschicht durch Erosion freigelegt worden –, sah er zwölf niedrige, leichte Zelte, die unter Netzen, abgestorbenen Ästen und herausgerissenem Buschwerk versteckt waren. Zwei alte Landrover, die nah beieinander standen, waren als großer Felsen getarnt.
    Mitch ließ sich auf einem Felsbrocken nieder und starrte verdrossen auf die Zelte und Fahrzeuge. »Was soll die Tarnung?«
    »Ist wegen der Satelliten und ferngesteuerten Überwachungskameras, die das Gelände im Auftrag der Bundesbehörde für Landverwaltung und der Armee absuchen«, erklärte Eileen. »Die sollen die Rechte der Indianer schützen, auf der Grundlage des NAGPRA.«
    Die Bundesregierung reagierte damit auf Beschwerden bestimmter Indianergruppen, die sich auf den Native American Graves Protection Act, das Gesetz zum Schutz von Grabstätten der Ureinwohner, beriefen. Schon seit beinahe zwanzig Jahren hatten die amerikanischen Archäologen die Auslegung dieses Gesetzes durch die Behörden auszubaden.
    »Oh, warum dann überhaupt ein solches Risiko eingehen?
    Können wir das derzeit brauchen? Damit die Bundesfuzzis deine Ausgrabungsstätte später einbetonieren?« Auf diese Weise hatte eine technische Abteilung der Armee vor Jahren Mitchs Ausgrabungsstätte gegen weitere Störungen geschützt: Die Soldaten hatten sie mit Beton versiegelt. Es kam ihm so vor, als sei das in einem anderen Leben gewesen. Mit ärgerlicher Miene deutete er auf das Lager. »Nicht besonders schlau, sich auf diese Weise zu verstecken und darauf zu setzen, dass die großen Jungs schon nichts merken.«
    »Hast du damals nicht genau das getan?«, fragte Eileen.
    Mitch schnaubte, allerdings nicht, weil er ihre Bemerkung besonders witzig fand. »Jetzt hast du mich am Wickel«, räumte er ein.
    »Wir leben nun mal nicht in Zeiten, in denen die Vernunft regiert«, sagte Eileen. »Du wirst noch schnell genug begreifen, worum es hier geht. Müssen wir alle nicht endlich verstehen lernen, was es mit dem Menschsein auf sich hat? Heute mehr denn je? Wie wir dorthin gekommen sind, wo wir heute stehen, und was künftig auf uns zukommt?«
    »Wie könnten uns ein paar indianische Knochen etwas verraten, das wir nicht längst wüssten?« Mitch spürte, wie seine Entdeckerfreude in Fahrt kam und er gleichzeitig nach Ausflüchten suchte.

    »Hätte ich dich hierher gelockt, wenn es nur darum ginge?
    Du müsstest mich doch besser kennen, Mitch Rafelson. Das hoffe ich jedenfalls.«
    Mitch wischte sich die Hand am Hosenbein ab und sah über die Schulter zu der lang gestreckten, ausgedehnten Kuhle im

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