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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Flussbett hinüber. Obwohl sie sich inzwischen mehr als fünf Meter höher befanden, konnte er dort die Anzeichen uralter Erosion erkennen. »War vor Urzeiten mal ein gewaltiger Fluss«, bemerkte er.
    »In der Zeit, aus der unsere Ausgrabungen stammen, war er nicht so imposant«, sagte Eileen. »Nur ein breiter, seichter Fluss voller Lachse. Die Bären kamen dort hinunter, um sich Fische zu schnappen. Auf der anderen Seite des Flusses hat eine meiner Studentinnen einen alten männlichen Bären gefunden. Ist in einer frühen Phase des Ascheregens ums Leben gekommen, im ersten Stadium des Lavaausbruchs.«
    »Und wie lange ist das her?«
    »Wir schätzen zwanzigtausend Jahre. Asche hinterlässt aufschlussreiche Spuren von Kalium und Argon. An der genaueren Datierung arbeiten wir noch, mit Kohlenstoff-Tests.«
    »Und gibt’s außer dem toten Grizzlybären sonst noch was Aufregendes?«
    Eileen nickte wie ein kleines Mädchen, das bestätigt, dass sie tatsächlich noch andere Puppen im Kinderzimmer hat. »Dem Bären fehlte der Schädel. Er ist ihm gewaltsam abgetrennt worden, die Knochen waren mit Steinäxten durchgehackt.«
    »Vor zwanzigtausend Jahren?«
    »Tja. Also ist meine Studentin auf die andere Seite des Spent River gegangen und hat nach weiteren Offenbarungen Ausschau gehalten. Nur, um Zeit totzuschlagen, bis der Landrover sie abholen kam. Sie hat eine erodierte Schicht von Asche mit hohem Quarzanteil gefunden, direkt da unten, etwa fünfzig Meter von dort, wo jetzt das Lager ist.« Eileen deutete die Richtung an. »Sie ist fast auf einen menschlichen Zehenknochen getreten, der von Kies umgeben war. Eigentlich nichts Spektakuläres. Aber sie ging einer Spur an der Stelle nach, wo der Knochen verwittert war, und fand noch mehr.«
    »Zwanzigtausend Jahre.« Mitch konnte es noch immer nicht glauben.
    »Und das ist noch längst nicht alles.«
    Mitch ließ sich auf die ferne Vergangenheit ein, tat einen riesigen Sprung zurück in der Zeit, um eine Hypothese zu wagen, in die sich aber sofort wieder leichte Skepsis mischte.
    »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass…«
    Eileen sah ihn begeistert an.
    »… dass du auf Neandertaler gestoßen bist?«
    Eileen schüttelte heftig den Kopf. Gleich darauf belohnte sie ihn mit einem tränenfeuchten Lächeln, das einigen Aufschluss darüber gab, welche inneren Qualen sie durchlitten hatte, als sie nachts wach im Bett gelegen und die Dinge durchdacht hatte.
    Mitch atmete laut aus. »Auf was dann?«
    »Ich will ja nicht zickig sein«, sagte sie kurz angebunden und griff nach seiner Hand, »aber deine Vorstellungen sind noch längst nicht verrückt genug. Komm schon, Mitch, lass uns gehen, ich will dich den Mädchen vorstellen.«

    21
    Baltimore

    Morgensterns Fragen waren sehr gezielt und schwierig zu beantworten. Kaye hatte ihr Bestes getan, aber trotzdem das Gefühl, ein paar Antworten ziemlich schlimm vermasselt zu haben. Sie kam sich wie eine Maus in einem Zimmer voller Katzen vor. Jackson wirkte von Minute zu Minute zuversichtlicher.
    »Deshalb ist die Arbeitsgruppe Fruchtbarkeit zur Auffassung gelangt, dass Kaye Rafelson nicht die richtige Person ist, die Forschung zur Eliminierung von ERVs weiterzuführen«, beendete Morgenstern die Befragung. »Sie hat offensichtlich Vorurteile. Man muss ihrer Arbeit mit Misstrauen begegnen.«
    Kurze Stille. Niemand widersprach dieser Anschuldigung.
    Jeder dachte nur über die eigenen Möglichkeiten und die Geographie des politischen Minenfeldes ringsum nach.
    »Also gut«, sagte Cross mit einem Gesicht, das so heiter wie das eines Babys wirkte. »Ich weiß immer noch nicht, wo wir stehen. Sollen wir weiterhin Gelder in Impfstoffe stecken?
    Sollen wir weiterhin nach Möglichkeiten suchen, Organismen von der Last der Viren zu befreien?« Niemand antwortete.
    »Lars?«, hakte Cross nach.
    Nilson schüttelte den Kopf. »Dr. Morgensterns Stellungnahme hat mich überrascht. Mir kommt Dr. Rafelsons Arbeit beeindruckend vor.« Er zuckte die Achseln. »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sich menschliche Embryonen mithilfe alter viraler Gene im Schoß ihrer Mutter festsetzen.
    Zweifellos ist das auch Dr. Morgenstern bekannt, wahrscheinlich noch besser als mir.«

    »Allerdings«, erwiderte Morgenstern selbstsicher. »Dass Primaten in ihrer Entwicklung endogene virale Gene nutzen, ist zwar interessant, aber ich kann Dutzende von wissenschaftlichen Artikeln zitieren, die beweisen, dass es eine Zufallserscheinung ist, die weder System hat

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