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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dass das politisch wie eine Bombe einschlagen kann«, bemerkte er.
    »Für die Indianer?«, fragte Fitz.
    »Für uns alle.«
    »Wieso?«
    Merton grinste diabolisch. »Zwei verschiedene Spezies, die friedlich zusammenleben. So, als wollte uns irgendjemand eine Lektion erteilen.«

    23
    New Mexico

    Nachdem Dicken am Haupttor des Zentrums für Pathogene seinen Ausweis vorgezeigt hatte, winkten ihn die drei jungen Sicherheitsleute durch, allesamt kräftige Burschen, die Maschinenpistolen um die Schultern geschlungen hatten. Er lenkte den Elektrokarren zum bewachten Parkplatz und legte den Passierschein für sein Auto vor.
    »Ich geh was trinken«, teilte er der Frau mittleren Alters mit, während sie mit ernster Miene den Schein inspizierte.
    »Hab ich Sie etwa danach gefragt?« Sie bedachte ihn mit einem süffisanten, herausfordernden Lächeln.
    »Nein.«
    »Erzählen Sie uns bloß nichts. Wir müssen jede noch so unbedeutende Information weiterleiten. Wodka, Weißwein oder das örtliche Bier?«
    Dicken musste wohl verwirrt gewirkt haben, denn gleich darauf fügte sie hinzu: »Ist nur Spaß, bin gleich wieder da.«
    Sie kehrte am Steuer seines gemieteten Malibu zurück, der über eine spezielle Ausstattung für behinderte Fahrer verfügte.
    »Nette Einrichtung, all die Extras am Lenkrad«, sagte sie.
    »Hat ein bisschen gedauert, bis ich durchgeblickt hab.«
    Er nahm den Kontrollschein entgegen, überzeugte sich davon, dass er vollständig ausgefüllt war – gestern hatte es deswegen einige Probleme gegeben –, und steckte ihn in eine spezielle Tasche an der Sonnenblende. Die grau-braunen Hügel voller Felsgestein hinter dem Haupttrakt des Zentrums für Pathogene waren in die letzten Strahlen der Abendsonne getaucht. »Danke«, sagte er.

    »Viel Spaß.«
    Er nahm die Hauptstraße aus dem Zentrum hinaus, reihte sich in den lebhaften Berufsverkehr ein, fuhr auf dem Zubringer, den er schon kannte, nach Albuquerque hinein und hielt auf dem Parkplatz des Marriott Hotels. Inzwischen war die Luft erträglich, die Grillen begannen bereits zu zirpen. Das Hotel, ein einziger reizloser Wohnturm, zeichnete sich in Braun- und Weißtönen gegen den dunkelblauen Abendhimmel ab, prächtig angestrahlt von einer großen Flutlichtanlage, die ringsum im tiefgrünen Rasen installiert war. Dicken betrat den Restaurantflügel im Erdgeschoss, suchte kurz die Toilette auf und wandte sich dann nach links, zur Bar, die sich gerade zu füllen begann.
    An der Theke saß ein Paar, das offenbar zu den Stammgästen zählte: eine Frau Ende dreißig, die so aussah, als hätten die Männer und das Leben ihr übel mitgespielt, und ein mitfühlender älterer Mann mit langer Nase und eng zusammenstehenden Augen. Die vom Leben gebeutelte Frau lachte gerade über irgendetwas, das der Mann gesagt hatte.
    Dicken nahm auf einem hohen Barhocker an einem winzigen Hochtisch Platz, der neben einer künstlichen Pflanze in einem Tontopf stand. Als die Bedienung kam, bestellte er ein Michelob. Während er bedächtig sein Bier trank, sah er zu, wie die Menschen kamen und gingen, und fühlte sich wie in einem falschen Film. Niemand rauchte, trotzdem roch die Luft kalt, abgestanden und penetrant nach Bier und Schnaps.
    Dicken griff in seine Tasche. Als er die Hand wieder herauszog, umschloss sie eine rote Serviette, die er unter dem Tisch entfaltete. Danach breitete er die Serviette über das ebenfalls rote, feuchte Papiertuch auf dem Tisch und ließ sie dort liegen.
    Als er um zwanzig Uhr, nach anderthalb Stunden, sein Bier fast ausgetrunken hatte und die Kellnerin ihn bereits ins Visier nahm, hatte er die Nase voll und rutschte vom Barhocker. In diesem Moment fasste ihn jemand bei der Schulter, sodass er zusammenfuhr.
    »Wie schafft James Bond das nur?«, fragte ihn ein Mann in grünem Sportjackett und beigefarbenen Hosen leutselig. Mit der beginnenden Glatze, der geröteten Knollennase, die an den Weihnachtsmann erinnerte, dem limonengrünen Golfhemd über dem Bierbauch und dem eng geschnallten Gürtel, der anscheinend eine Taille markieren sollte, wirkte er wie irgendein aufdringlicher Tourist. Er roch auch so.
    »Was schafft er denn?«, fragte Dicken.
    »Bekommt die Weiber ins Bett, obwohl sie doch wissen, dass es den Tod bedeutet.« Der Kahlköpfige taxierte Dicken mit scheelem, wässrigem Blick. »Kapier ich einfach nicht.«
    »Sollte ich Sie kennen?«, fragte Dicken mit Nachdruck.
    »Ich hab Freunde, die jedes Schlupfloch beobachten. Wir kennen alle

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