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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der Wind am Dach. Mitch lauschte auf das Zischen der Grubenlaterne.
    »Was ist zwischen dir und Kaye nach deiner Entlassung aus dem Gefängnis passiert?«, fragte Eileen.

    »Ich weiß es selbst nicht«, erwiderte Mitch, aber seine Kiefermuskeln spannten sich. Dass sie ihn danach fragte, empfand er auf seltsame Weise als Verrat.
    »Entschuldigung.« Sie spürte seine plötzliche Wut.
    »Es ist ein empfindlicher Punkt«, gab er zu.
    Er spürte den Luftzug in seinem Rücken, noch ehe er den Schatten der Frau bemerkte. Connie Fitz stapfte leise über den festen Sand, stellte sich neben Eileen und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Unser kleiner Eintopf ist drauf und dran überzukochen«, erklärte sie. »Meiner Meinung nach können wir den Deckel höchstens noch zwei oder drei Tage draufhalten. Die Glaubenseiferer wollen eine Pressemitteilung herausgeben.
    Und die Skeptiker wollen die Sache unter Verschluss halten.«
    Eileen sah Mitch mit geschürzter Unterlippe an. All das liegt außerhalb meiner Kontrolle, besagte der Gesichtsausdruck.
    »Versklavte Frauen, die von feigen Männern im Lager ihrem Schicksal überlassen wurden«, nahm sie den Faden ihres Gesprächs wieder auf. Ihre Augen funkelten im gedämpften Licht der Grubenlaterne.
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Mitch.
    »Ach, komm schon, Mitch, ich weiß doch selbst nicht, was ich glauben soll.«
    Mitchs Verdauungsapparat war sich gegenwärtig nicht sicher, was er von der nächtlichen Mahlzeit halten sollte. »Zumindest solltest du den Studentinnen sagen, dass sie den Radius erweitern müssen. Es könnten sehr wohl noch weitere Körper herumliegen, vielleicht innerhalb einiger hundert Meter.«
    Fitz setzte eine Miene aus unverbindlichem Interesse und leichter Skepsis auf. »Wir haben auch schon darüber gesprochen. Aber jede will ein Stück vom Hauptfund, deshalb war von der Idee auszuschwärmen niemand so recht begeistert.«

    »Spürst du was?« Eileen beugte sich zu Mitch und setzte scherzhaft mit Grabesstimme nach: »Verraten dir diese Knochen irgendetwas?«
    Fitz lachte, während Mitch zurückfuhr. »Ist nur so ein Gefühl«, wehrte er ab. »Vermutlich kein sehr verlässliches«, fügte er leiser hinzu.
    »Wird Daney weiterhin zahlen, wenn wir hier noch ein paar Tage herumhängen und buddeln?«, fragte Fitz.
    »Merton hält ihn für geduldig und spendierfreudig«, erwiderte Eileen. »Und er kennt Daney besser als wir alle zusammen.«
    »Das hier könnte sich als genauso schlimm erweisen wie Ausgrabungsarbeiten in Israel«, bemerkte Fitz, die stets zum Pessimismus neigte. »Dort ist jede Ausgrabungsstätte mit politischer Bedeutung aufgeladen. Glauben Sie, dass der Krisenstab sich einmischt und unsere Grube unter dem Vorwand des Gräberschutzgesetzes schließt?«
    Mitch sann darüber nach. So spät in der Nacht konnte er, erschöpft wie er war, nur noch langsam und mit Mühe denken.
    »Für so verrückt halte ich die nicht. Allerdings ist die ganze Welt ein einziges Pulverfass.«
    »Vielleicht sollten wir ein Streichholz hineinwerfen«, sagte Eileen.

    26
    Baltimore

    Kaye wachte davon auf, dass das Telefon auf ihrem Nachttisch schrillte. Sofort setzte sie sich gerade im Bett auf, strich sich das Haar aus dem Gesicht und spähte mit schlaftrunkenen Augen auf die Streifen von Tageslicht, die durch die Jalousien fielen. Die Uhr zeigte 5:07. Ihr fiel niemand ein, der sie so früh am Morgen anzurufen wagte.
    Es würde kein schöner Tag für sie werden, so viel war ihr bereits klar. Dennoch griff sie zum Telefon und stopfte sich das Kopfkissen als Stütze in den Rücken. »Hallo.«
    »Ich muss mit Kaye Lang sprechen.«
    »Ich bin dran«, erwiderte sie schläfrig.
    »Kaye, hier ist Luella Hamilton. Sie haben sich vor einer Weile mit uns in Verbindung gesetzt.«
    Kaye merkte, wie eine Welle von Adrenalin durch ihren Körper schoss. Sie war Luella vor fünfzehn Jahren begegnet, als diese freiwillig als Versuchsperson an einem SHEVA-Forschungsprojekt in den National Institutes of Health in Bethesda teilgenommen hatte. Kaye hatte freundschaftliche Gefühle für die Frau entwickelt, aber nichts mehr von ihr gehört, seit sie mit Mitch nach Westen, in den Staat Washington, gezogen war. »Luella? Ich erinnere mich nicht…«
    »Na ja, seinerzeit haben Sie sich erinnert.«
    Unwillkürlich zog Kaye das Telefon näher an sich heran. Sie hatte irgendetwas darüber gehört, dass die Hamiltons Verbindung zu Up River hielten, einer Organisation, die als sehr

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