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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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drin? LaShawna, bist du’s?«, fragte eine tiefe, prägnante Männerstimme.
    »Celia? Hugh Davis? Johnny? Johnny Lee?«, war eine andere Stimme zu hören.
    »Ich bins«, sagte Stella. »Ich bin hier.«

    Als Nächstes hörte sie, wie LaShawna aufschrie und zu weinen anfing. »Mein Bein ist verletzt«, jammerte sie.
    »Wir holen dich gleich heraus, LaShawna. Sei tapfer. Hilfe kommt sofort.«
    Irgendein Mann fluchte laut und lange, schimpfte mit jemandem.
    »Halten Sie sich da raus. Bleiben Sie, wo Sie sind. Das ist zwar eine schlimme Sache, aber halten Sie sich da raus!«
    »Sie haben uns von der Straße gedrängt, verdammt noch mal!«
    »Sie sind ins Schleudern geraten.«
    »Was, zum Teufel, hätte ich denn auch tun sollen? In beiden Richtungen waren Wagen unterwegs. Mein Gott, wir brauchen einen Krankenwagen. Rufen Sie die Ambulanz!«
    Stella überlegte, ob sie für den Augenblick einfach da bleiben sollte, wo sie war, im Halbdunkel, wo sie bislang noch niemand entdeckt hatte.
    Plötzlich zog jemand sie am Arm, zerrte sie zwischen den Sitzen hervor, schob sie in den Raum zwischen den Sitzbänken und dem Dach des Busses, der eine Art Korridor bildete, nur dass die Fenster sich am Boden befanden. Es war Will, dessen Gesicht mit Blut beschmiert war. Er kauerte vor ihr und starrte sie wie ein zotteliger Affe an. »Wir können jetzt abhauen«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Die Leute sind da, um uns abzuholen. Es sind Menschen, die uns befreien wollen. Aber wir können auch gehen.«
    »Wir müssen helfen.«
    »Was können wir schon tun?«
    »Wir müssen helfen!«
    Für einen Moment hätte sie ihn am liebsten geohrfeigt; sie fühlte, wie ihr das Blut in die Ohren schoss.

    Will schüttelte den Kopf und krabbelte halb geduckt in den vorderen Teil des Busses. Einen Augenblick lang sah es so aus, als werde er einfach durch ein Fenster nach draußen steigen.
    Aber dann streckten sich vier Arme zu ihm hinunter. Als er einen letzten Blick nach hinten zu Stella warf, nahm sein Gesicht einen bitteren Ausdruck an. »Da hinten ist noch ein Mädchen«, sagte er. »Ist aber nicht schlimm verletzt.
    Kümmern Sie sich darum, aber lassen Sie mich in Ruhe.«

    Stella blieb am Randstreifen der lang gestreckten zweispurigen Schnellstraße sitzen und stützte das Gesicht in die Hände. In dem Buswrack hatte sie sich den Kopf so heftig angeschlagen, dass er jetzt pochte. Durch die gespreizten Finger hindurch warf sie heimlich Blicke auf die Erwachsenen, die um den Bus herumgingen. Seit dem Unfall waren etwa zwanzig Minuten vergangen.
    Will, der neben ihr lag, hatte die Hand lässig über die Augen gelegt, als mache er ein Nickerchen. Dort, wo seine Hose aufgerissen war, zeichnete sich ein langer Kratzer auf der Haut ab. Ansonsten schienen sie beide unversehrt zu sein.
    Celia, LaShawna und alle Jungen außer Will saßen bereits hinten in zwei Personenwagen, die nicht zur Eskorte gehört hatten. Die Wagen der Eskorte waren in einem Abwassergraben gelandet und hatten dabei einiges abbekommen: Aus den eingedrückten Kühlern zischte und dampfte es, die Kofferraumdeckel waren aufgesprungen.
    Stella meinte, auf der anderen Seite des Busses die Stimmen der beiden Sicherheitsleute, vielleicht auch die des Busfahrers zu hören.
    Etwa hundert Meter hinter ihnen parkten zwei Streifenwagen der Polizei am Straßenrand. Stella konnte die Insignien zwar nicht erkennen, aber die Blaulichter waren eingeschaltet.

    Warum machten sie keine Anstalten dabei zu helfen, die Kinder wieder zurück zur Schule zu bringen? Lag es daran, dass bald ein Transporter des Krisenstabs oder ein Krankenwagen vorfahren würde?
    Ein dunkelhäutiger Mann in zerknittertem braunem Anzug kam auf Stella und Will zu. »Die anderen Mädchen und Jungs haben zwar viele blaue Flecken und Blutergüsse, aber nichts Ernstes. LaShawna geht’s so weit gut, mit ihrem Bein ist, Gott sei Dank, alles in Ordnung.«
    Stella musterte ihn argwöhnisch, da sie nicht wusste, wer er war.
    »Ich bin John Hamilton«, stellte er sich vor, »LaShawnas Vater. Wir müssen hier verschwinden, ihr müsst mitkommen.«
    Will setzte sich auf. Wegen der Sonne, aber auch aus Trotz, hatten seine Wangen fast die Farbe von Mahagoni angenommen. »Warum?«, fragte er. »Wollen Sie uns in eine andere Schule bringen?«
    »Wir müssen euch zu einem Arzt bringen, der euch untersucht. Der nächste sichere Ort liegt rund achtzig Kilometer von hier.« Er deutete hinter sich. »Wir bringen euch nicht zur Schule zurück. Da geht meine

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