Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Luft und zieht Grimassen, bis sie über ihr aschebestäubtes Aussehen johlen. Der Anführer ist nicht nur gescheit, ihm liegt auch etwas an diesem kleinen, ungewöhnlichen Männertrupp, an seinen Gefährten in diesem rauen Land. Und er sorgt sich auch um die Frauen, die, wenn das Wild erlegt ist, die Häute durchkauen, um die Kleidung, die er trägt, herzustellen.
    Unterschätze niemals deine Vorfahren, deine Cousins. Sie haben eine unglaublich lange Zeitspanne durchgehalten. Und selbst damals gab es Liebe, Mitgefühl und gegenseitigen Schutz.

    31
    Arizona

    Der Bus durchquerte eine Vorstadt von Flagstaff mit Flachbauten aus braunen Ziegelsteinen und Häusern voller Stuckverzierungen, die von staubigen, mit Schotter bedeckten Höfen umgeben waren. Stella hatte als kleines Mädchen in einer solchen Vorstadt gewohnt. Sie lehnte den Kopf im Plastiksitz zurück und starrte auf die vorüberziehenden Häuser.
    Trotz der Klimaanlage war es heiß im Bus und ihr Wasservorrat ging schnell zur Neige.
    Die Jungen hatten aufgehört zu reden; Will schien neben einem kleinen Stapel zusammengeknüllter vergilbter Seiten aus seinem alten Taschenbuch eingeschlafen zu sein.
    Jemand berührte ihre Schulter: der Wachmann. Aus einem größeren Plastikbeutel zog er eine weitere Wasserflasche.
    »Dauert nicht mehr lange«, sagte er und hielt ihr die Flasche hin. »Gebt mir die leeren.« Nachdem ihm die Mädchen die leeren Flaschen gereicht hatten, gab er sie an die Frau weiter.
    Sie verstaute sie in einem anderen Beutel, den sie fest verschloss. Danach trat der Wachmann vorne im Bus hinter den Vorhang, versorgte die Jungen mit neuen Flaschen und sammelte die leeren ein.
    Ehe er Will eine Flasche reichte, schüttelte er den Kopf und betrachtete mit missbilligendem Blick das Chaos auf dessen Platz. »Macht’s Spaß?«, fragte er.
    Will starrte ihn an und schüttelte bedächtig den Kopf.
    Der Busfahrer bog ständig ab und fuhr so viele Straßen hinauf und hinunter, als habe er die Orientierung verloren.
    Stella glaubte allerdings nicht, dass er sich verfahren hatte.

    Offenbar ging es darum, bestimmten Leuten oder einem bestimmten Ort aus dem Wege zu gehen.
    Das brachte sie dazu, sich aufzusetzen und einen Blick nach hinten zu werfen. Ein kleiner brauner Wagen folgte dem Bus.
    Als sie um eine Ecke bogen, entdeckte sie vor dem Bus einen weiteren Wagen, einen grünen, in dem neben dem Fahrer noch ein Beifahrer saß. Der Bus fuhr diesem Wagen hinterher, sie hatten eine Eskorte.
    Das war eigentlich nicht sonderlich überraschend. Warum hatte Stella trotzdem das Gefühl, dass dies alles nicht richtig geplant und etwas schief gegangen war?
    Will beobachtete sie. Er rückte nahe an den Plastikvorhang heran und bewegte die Lippen, aber wegen des Straßenlärms konnte sie seine Worte nicht verstehen. Sie fuhren jetzt über Schotter, rumpelten über einen Feldweg durch fahlbraunes sandiges Gelände auf eine Hauptverkehrsstraße zu. Während der Bus mit Schwung auf den Asphalt holperte und nach links abbog, verlangsamte der Leitwagen sein Tempo, damit der Bus ihn einholen konnte.
    Nachdem sie nicht mehr so durchgerüttelt wurden, gab sie sich größere Mühe, die Worte von Wills Lippen abzulesen.
    Sandia, sagte er unhörbar. Ihr fiel ein, dass er sie schon früher gefragt hatte, ob ihr das Wort etwas sage, aber sie hatte noch immer keine Ahnung, was Sandia sein mochte.
    Als Will sich mit dem Finger quer über die Kehle fuhr, schloss sie die Augen und wandte sich ab. Sie brachte es nicht fertig, ihm weiter zuzusehen. Sie konnte es nicht brauchen, dass er ihr noch mehr Angst machte, als sie sowieso schon empfand.
    Nach einer weiteren Stunde befanden sie sich auf einer geraden Strecke der Bundesstraße und durchquerten eine steinige Wüste, an deren Horizont sich eine rötliche Hügellandschaft abzeichnete. Die Sonne stand fast senkrecht über ihnen. Die Fahrt dauerte bereits viel länger als von Joanie angekündigt.
    Die Bundesstraße war fast leer, nur wenige Wagen waren in jeder Richtung unterwegs. Ein kleiner roter BMW mit Kennzeichen von New Mexico scherte nach links aus, überholte den Kleinbus und raste davon. Die Jungen verfolgten das hastige Überholmanöver mit teilnahmslosen Blicken und streckten gleich darauf die Hände hoch, krümmten die Finger zu irgendwelchen Zeichen und lachten.
    Stella wusste nicht, was sie damit sagen wollten. Ihr Gelächter klang rau. Die Jungen beunruhigten sie, weil sie so unbeherrscht wirkten.
    Die lang gestreckten,

Weitere Kostenlose Bücher