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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Gleich darauf löste er sich aus der Gruppe und stieß mit bedächtigen Schritten zu ihnen.
    »Dr. Augustine.« Bloch streckte ihm die Hand hin.
    »Frau Senatorin, es freut mich, Sie zu sehen.« Während Augustine lächelte und ihr die Hand gab, ruhte sein Blick weiter auf Dicken. »Traurige Pflicht, wie, Christopher?«
    Dicken nickte. »Wie geht’s Ihnen, Mark?«
    »Happige neue Erfahrung für uns alle.«
    Dicken nickte erneut. Er empfand keinen Triumph, hatte lediglich das dumpfe Gefühl, dass etwas noch nicht zu Ende gebracht war.
    Augustine spitzte die Lippen und zog einen gefalteten Zettel aus der Jackentasche. »Ich habe zwei Neuigkeiten. Die erste ist, dass ich Sumners Stabsleiter Stan Parton für den Ausschuss gewinnen konnte, der eine gemeinsame Sitzung beider Kammern zur Wiedergutmachung vorbereitet. Wir werden eine bestimmte Anzahl von Kindern dabei haben, die auf persönliche Einladung des Präsidenten an der Sitzung teilnehmen. Der Vizepräsident wird auch da sein.«
    »Das ist großartig.« Blochs Blick hellte sich auf. »Dick hätte sich sehr darüber gefreut. Wann soll die Sitzung stattfinden?«
    »Kann noch Monate dauern. – Die andere Neuigkeit ist eine traurige Angelegenheit.«
    Schlechte Neuigkeiten waren das Letzte, was die Gruppe im Augenblick hören wollte. Bloch seufzte und verdrehte die hervorstehenden Augen.
    »Rücken Sie schon raus damit«, sagte Dicken.
    »Mrs. Rhine ist heute Morgen um sechs Uhr dreißig ins Koma gefallen und um elf Uhr fünfzehn gestorben.«
    Dicken stockte der Atem.
    »Sie hatte seit Jahren nur noch Schmerzen«, bemerkte Augustine.
    »Eigentlich ist es eine Erlösung«, sagte Bloch.

    Dicken erkundigte sich nach einer Toilette und entschuldigte sich. Nachdem er den leeren, widerhallenden Raum betreten und die Kabinentür fest hinter sich verschlossen hatte, wollte er sich den Tränen überlassen, aber es kamen keine. Er fühlte sich nicht einmal benommen. »Seltsame Welt«, flüsterte er und blickte zur Decke hinauf, als könne Mrs. Rhine ihm von dort aus zuhören. »Seltsame alte Welt. Wo immer du auch sein magst, Carla, ich hoffe, dort ist es besser.«
    Gleich darauf verließ er die Kabine, wusch sich die Hände und kehrte zu Bloch und Augustine zurück, die immer noch vor dem Saal standen.
    Inzwischen waren Rachel Browning und ihre Rechtsanwälte eingetroffen, sie standen etwa fünf Meter von Augustine und Bloch entfernt und hielten Kriegsrat. In Brownings Gesicht hatten sich tiefe Linien gegraben. Es war so bleich, als sei es in Gips gegossen – eine Totenmaske. Sie nickte zu dem, was ihr die Rechtsanwälte weitschweifig erklärten. Irgendjemand blieb bei ihr stehen, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Sie tut mir Leid«, bemerkte Dicken, der in so verletzlicher Stimmung war, dass die Nächstenliebe die Oberhand gewann.
    »Sie sollten kein Mitleid mit ihr haben«, entgegnete Augustine schroff. »Das wäre ihr wirklich zuwider.«
    »Gehen wir, meine Herren«, sagte Bloch, als der Gerichtsdiener die Türen öffnete. Sie fasste Dicken und Augustine an den Ellbogen und geleitete sie in den Saal. Seite an Seite traten sie ein.

    5
    Lake Stannous, Kalifornien

    Mitch griff nach Kayes Hand, als eine Gruppe von mehr als zwanzig Jugendlichen einen immer engeren Kreis um sie bildete. Morgan, den sie auf die Seite gezerrt hatten, war von drei jungen Männern umstellt. Er hatte die Hände ausgestreckt und lächelte nervös mit hochrotem Kopf. Die Windjacke war ihm in der Hitze des Gefechts an einer Seite von der Schulter gerutscht. Er wusste offenbar nicht, wie ihm geschah.
    Mehrere andere Jugendliche und eine Frau, die Ende siebzig sein mochte, durchsuchten Morgans Lastwagen. Mitch nahm an, dass sie nach Sendern oder Ortungsgeräten Ausschau hielten. Alle verhielten sich ruhig und ernst.
    »Wir suchen nach einem Mädchen namens Stella Nova«, wiederholte Kaye. Manipulierende Gerüche lagen schwer in der Luft. Trotz der Nasenpfropfen, die sie sich im Badezimmer des Motels aus Toilettenpapier und Lippenbalsam mit Vanillegeschmack gebastelt hatten, fühlte Mitch sich bereits benebelt und verwirrt.
    Ein älterer Mann mit geröteten Wangen und widerspenstigem roten, von grauen Strähnen durchzogenen Haarschopf trat durch den Kreis auf sie zu und griff nach Mitchs und Kayes Händen. Genau wie die Frau musste er schon Mitte oder Ende siebzig sein. Er trug eine Jeansjacke mit Messingknöpfen.
    Abgesehen von dem runden Gesicht und typischen SHEVA-Zügen hätte er irgendein alter

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