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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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pheromonale Abstimmung und die Vervollkommnung
    der physischen
    Kommunikationssysteme zu ermöglichen. Im dritten Stadium, dem der Wespe, waren die Frauen reproduktionsfähig. Sexuelle Aktivitäten konnten also zur Schwangerschaft führen. Wenn ein Dem auseinander fiel oder eine intime Beziehung zerbrach, konnte es bei Shevitinnen passieren, dass sie ins Stadium der Biene zurückfielen.
    Die Männer erreichten mit der Pubertät sofort das Bienenstadium und traten bald darauf, manchmal innerhalb von Stunden, ins Wespenstadium ein.
    »Lemon und Lime haben sich oft genug dazu geäußert«, fuhr Stella fort. Lemon und Lime waren diejenigen, auf die sich die Sakartvelos stets stützten. »Sie meinen, du solltest noch warten.«
    »Du hast nicht gewartet.«
    »Das war eine andere Situation.« Stella warnte Luce mit ihrem Wangenmuster und signalisierte, dass sie darüber nicht nachdenken und noch viel weniger reden wollte.
    »Aber dich unterstützen Lemon und Lime«, gab Luce gereizt zurück.
    »Es blieb ihnen ja auch wohl kaum etwas anderes übrig, nicht?«
    Ein Zehnjähiger namens Burke trat ans Ende des Tisches, blieb, die Hände vor sich gefaltet, schüchtern stehen und wippte mit den Fersen auf und ab.
    »Was gibt’s?«, schnappte Stella. Während sie ihn ansah, funkelten ihre Wangen in einem satten Goldton.
    Burke wich zurück. »Lemon, Lime und einige andere sind am Tor. Es sind Menschen da.«
    »Na und?«
    »Sie behaupten, sie seien deine Eltern. Jemand anderes hat sie hierher gebracht, der Lieferant, der nichts riechen kann.«

    Stella schüttelte den Kopf, schlug mit den Händen auf den Tisch und trommelte so heftig darauf herum, dass die Teller klapperten. Im Speisesaal drehten sich Köpfe nach ihr um.
    Zwei Männer standen vorsichtshalber auf. Falls die Anwesenden zu dem Schluss kamen, es sei an der Zeit einzugreifen, würden sie es übernehmen.
    Luce, die ihre Freundin noch nie so unbeherrscht erlebt hatte, wich zurück.
    »Das sind nicht meine Eltern.« Stella schwang ihre Beine über die Bank und stand auf. »Doch nicht jetzt.« Mit hochrotem Gesicht und flammendem Blick, der forschend und anklagend auf Burke ruhte, ging sie so auf ihn los, als wolle sie ihn bestrafen.
    »Die Frau riecht aber genau wie du!« heulte Burke. Gleich darauf bildeten die anderen einen Kreis um sie und drängten Stella mit sanften Ellbogenstößen zur Seite. Es galt als sehr rüdes Verhalten, einen anderen im Zorn mit den Händen zu berühren. Burke rannte weinend davon.
    »Geh hin und sieh nach«, schlug Luce vor, deren Wangen jetzt ebenfalls leuchteten. Niemand konnte andere bessere beeinflussen als Luce. »Falls es sich nicht um deine Eltern handelt, wird man sie so einnebeln, dass sie alles vergessen.
    Wenn es aber wirklich deine Eltern sind, musst du dich der Begegnung stellen.« Sie streckte ihre mit Spucke befeuchtete Handfläche aus, genau wie die anderen, die einen Kreis um den Tisch gebildet hatten, aber Stella verweigerte jede Berührung.
    »Ich wills gar nicht wissen!«, jammerte sie. »Ich will nicht, dass sie es erfahren.«

    4
    Albert-V.-Bryan-Gerichtshof der
    Vereinigten Staaten
    Alexandria, Virginia

    Senatorin Laura Bloch begrüßte Christopher Dicken in der Halle vor dem Gerichtssaal. Dicken trug das, was er als Konzession an offizielle Anlässe meistens bei solchen Gelegenheiten trug: ein braunes Tweedjackett, Kordhosen und eine völlig altmodische breite Krawatte. Die Senatorin hatte für diesen Anlass ein marineblaues Kostüm gewählt und trug einen kleinen Aktenkoffer. Hinter ihr standen ein junger Mann mit Ansatz zur Glatze und – abseits von ihm – eine gequält blickende Frau mittleren Alters, beide in Anzügen und ebenfalls mit Aktenkoffern ausgestattet.
    »Sie wird davonkommen«, erklärte Bloch kurz angebunden.
    »Sie stellt sich selbst als die gute einfache Streifenpolizistin dar, die uns alle beschützt hat.«
    Dicken, der nicht viel von Bestrafungen hielt, widerstrebte es, als Zeuge auftreten zu müssen.
    »Ich frage mich, was Gianelli dazu sagen würde«, fuhr Bloch mit weicherer Stimme fort. Sie starrte auf die Bänke, die Schlangen von Rechtsanwälten und Zeugen, die auf Einlass in den Gerichtssaal warteten, um dort Platz zu nehmen, bis man sie aufrief.
    Mark Augustines Gehstock war nicht zu überhören. Als Dicken und Bloch sich umdrehten, sahen sie, wie er durch die Halle auf den Saal zuging. Er nickte seinen Rechtsanwälten zu, sprach kurz mit ihnen und wandte dabei seinen Blick Dicken zu.

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