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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wangen gehabt, als sie vor Jahren Kater Shamus zusammengerollt und tot im Gebüsch gefunden hatten. Das schien Ewigkeiten her.
    »Er hat einfach zu essen aufgehört. Niemand konnte, niemand wollte ihn dazu zwingen. Ich weiß auch nicht, warum.
    Für viele, die erkranken, können wir so viel tun. Ich bin bei ihm geblieben, wir haben uns miteinander die Zeit vertrieben, gespielt. Es war seine Entscheidung. Er sagte, er passe nirgendwo hin. Er durchlitt solche Qualen, entfernte sich immer weiter von mir.«
    Kaye legte den Kopf auf den Tisch. Mitch sah, wie helle Tränen aus ihren Augen kullerten und das narbige Holz benetzten.
    »Er konnte nicht mit uns leben und nicht ohne uns. Auch getrennt von uns konnte er nichts von dem sein, was er gern gewesen wäre. Irgendetwas in ihm war zerbrochen. Ihm war klar, dass er weder bei uns noch irgendwo anders hineinpassen würde. Jewgenia und Juri – unsere Gasteltern – haben alles versucht, was ihnen möglich war.«
    »Wir müssen noch so viel lernen«, murmelte Kaye und wandte den Kopf ihrer Tochter zu.

    »Am Ende wollte er nicht mehr leben. Wir haben ihn im Wald beerdigt.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Lasst uns jetzt nicht mehr von Will reden.«
    Kaye stand auf und stellte sich hinter ihre Tochter. »Können wir eine Weile bleiben?«, fragte sie. »Mit dir zusammen sein?
    Hier vielleicht helfen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Möchtest du, dass wir bleiben?«, fragte Mitch.
    Stella streichelte Kayes Finger, die auf ihrer Schulter ruhten.
    »Ja.«
    »Sind wir die Ersten… von der alten Art, die euch hier besuchen?«, fragte Kaye.
    »Nein, es sind noch vier andere hier. Ein alter Mann und drei alte Frauen. Sie haben in Oldstock gelebt, als Jewgenia und Juri den Ort gekauft haben, und sind geblieben. Der Mann arbeitet als Hausmeister und alle vier sind im Speisesaal beschäftigt.«
    »Also wäre es nicht das erste Mal. Vielleicht können die vier uns einige Dinge erklären«, überlegte Kaye.
    »Ich hätte euch gern hier, wenn das Baby kommt. Das wäre schön.«
    Kaye legte die Wange an Stellas Scheitel. »Ich wäre so stolz.
    Gibt es hier einen Arzt?«
    »Jewgenia und Juri haben in Russland als Ärzte praktiziert.
    Mein Baby wird das Erste sein, das hier zur Welt kommt.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, sagte Mitch mit einem Anflug seiner alten Skepsis. »Mutter und Tochter leisten Pionierarbeit.« Kaye und Stella riskierten ein Lächeln.
    »Du könntest dem Baby etwas vorsingen, genau wie mir damals«, sagte Stella. »Deine Stimme kommt bei Babys gut an.«

    »Sie hat Recht«, bemerkte Kaye. »Was, wenn es ein Junge ist?«
    »Es ist ein Junge«, erklärte Stella. »Das kann ich riechen. Er riecht wie Will.«

    6
    Spent River, Oregon

    Manche behaupteten zwar, jetzt sei der Wendepunkt erreicht, aber Kaye war sich da nicht so sicher. Nach all diesen Jahren des Kampfes konnte sie sich eine Zeit des Wiederaufbaus, des Engagements und der Veränderung kaum noch vorstellen.
    Während sie mit ihrem Mann und den drei Mädchen hinten im Kleinbus saß und sie über die unebenen Wege unterhalb des weiß leuchtenden Mount Hood holperten, empfand sie innerlich so etwas wie teilnahmsloses Abwarten.
    Sie hielt den Arm ihres Mannes umfasst und musterte den Chauffeur und den Geheimdienstagenten, die vor ihr saßen.
    Danach drehte sie sich um und warf einen Blick hinter sich, auf Stella, Celia, LaShawna und John Hamilton. Die Mädchen
    – inzwischen schon junge Frauen – saßen mit großen Augen so steif wie Puppen da und starrten auf die vorüberziehende Landschaft: Hoch aufgeschossenes Gebüsch wurde von Bauernhöfen und Obstplantagen abgelöst, bis das kultivierte Land in einen lichten Wald überging. Sie saßen auf der Rückbank eng aneinander gekuschelt und sprachen nur wenig.
    John blickte aus dem Heckfenster auf die Stelle, an der sich eben noch eine lange Schlange von Kleinbussen und Personenwagen befunden hatte.
    Er wäre jetzt lieber bei Luella, dachte Kaye. Er hat diesen Kampf satt und möchte bei seiner Frau sein. Um dort den nächsten Kampf auszufechten. Frieden und Ruhe sind uns nicht vergönnt.
    Mitch beugte sich vor, um durch das Seitenfenster nach den ersten Spuren des Spent River und des Lagers Ausschau zu halten. Er hatte nicht hierher zurückkehren wollen. »Ich habe die Toten aufgegeben«, hatte er Kaye vor einer Woche nach dem Besuch von Oliver Merton mitgeteilt. »Ich will nicht mehr im Dreck nach Knochen wühlen. Lieber befasse ich mich mit den

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