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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sich zerstreuenden Menge zurückblieben.
    Ein Windstoß, der flüsternd durch die Bäume und über die Schotterfläche strich, vertrieb den penetranten Geruch. Stella umarmte ihre Mutter, griff über Kayes Schulter nach Mitchs Arm und zog auch ihn nahe zu sich heran.
    Weitere Jugendliche stießen neugierig zu der versammelten Menge dazu, um, falls nötig, ebenfalls einzugreifen.
    »Sehen Sie!«, rief Morgan triumphierend. »Würde ich Sie etwa reinlegen? Mann, lassen Sie die Leute doch in Ruhe! Sie sind eine Familie!«

    Sie bedankten sich bei Morgan und verabschiedeten sich von ihm, Mitch mit Handschlag. Der alte Shevite teilte Morgan mit strenger Stimme mit, er sei hier nicht mehr erwünscht und solle bloß nie wiederkommen.

    »He, das wars mir wert«, erwiderte Morgan trotzig. Als Stella Mitch und Kaye zu einem kleinen Besprechungszimmer hinten an der alten Kegelbahn führte, winkte er ihnen zum Abschied zu.
    »Sie sind gar nicht glücklich darüber, dass ihr hier seid«, sagte Stella, zog Stühle an einen schäbigen alten Tisch und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen. Das Fenster im hinteren Teil des Raumes lag dunkel da, es war bereits Abend geworden.
    »Sie möchten verhindern, dass man uns findet.«
    »Wen meinst du mit sie?«, fragte Kaye ein bisschen zu scharf, aber sie konnte nicht anders. »Eure Gurus? Wie heißen sie, Stinkstiefel und Glotzauge?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Stella.
    »Sie wollten nicht mit mir sprechen.« Kaye bemühte sich um Beherrschung. »Hassen sie uns so sehr?«
    Stella vermochte im Augenblick nicht darauf zu antworten und schüttelte nur den Kopf. Ihr fehlten sogar die Worte, um Kaye zu erklären, wie kompliziert eine solche Antwort ausfallen musste.
    »Ihr alle habt meine volle Sympathie, Stella«, sagte Kaye.
    »Und auch die von Mitch. Sicher haben sie eine wunderbare Geschichte zu erzählen, aber wir haben so lange nach dir gesucht und hatten solche Angst um dich!« Sie schlug so hart auf den Tisch, dass der Fußboden vibrierte und das Fenster klapperte.
    Mitch legte seine Hände über Kayes. »Wir haben beide nach dir gesucht.« Er musterte Stella, während sich in seinem Mienenspiel Zorn und Erleichterung abwechselten.
    »Das tut mir Leid«, erwiderte Stella. »Will und ich sind nach dem Busunglück hierher gekommen. Es war am besten so.«
    »Will?«, fragte Mitch. »War er der Junge mit dir im Wagen?« John Hamilton hatte ihnen erzählt, dass er Stella und Will in das Auto von Jobeth Hayden gesetzt hatte. Die Landespolizei von Nevada hatte Hayden festgenommen und dem FBI überstellt, aber man hatte keine Anklage gegen sie erhoben. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wo die Kinder hingegangen sein konnten. In ihrem Wagen hatte man Stapel zusammengeknüllter Seiten aus einem Taschenbuch gefunden.
    »Ihr habt ihn in Virginia gesehen, in dem langen Gebäude, wo ihr mich gefunden habt. Da, wo das Mädchen gestorben ist.«
    »Ich erinnere mich kaum noch an ihn«, erklärte Mitch.
    »Er war mein Freund.« Stella wandte sich Mitch zu und musterte ihn mit scheuem, flackerndem Blick. Dabei verdüsterte sich ihre Miene und die Pupillen schrumpften auf Stecknadelgröße zusammen. Noch nie hatte Mitch seine Tochter so niedergeschlagen, so entmutigt erlebt.
    »War?«
    »Er ist tot.«
    »Wie ist er gestorben?«, fragte Kaye.
    Stella schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab.
    »Hat er sich hier eingefügt?«, fragte Kaye vorsichtig.
    Erneut schüttelte Stella den Kopf. »Er hat zu lange unter Menschen gelebt. Sie haben ihm weh getan und wütend gemacht. Er konnte sich in kein Dem einfügen, nicht einmal in meines.«
    »Du hast doch auch unter Menschen gelebt«, sagte Kaye leise.
    »Aber nicht unter solchen.«
    »Bist du schwanger, Stella?«, fragte Mitch. Kaye fuhr zusammen, als hätte jemand sie getreten.
    »Ja.«
    Kaye biss die Zähne zusammen, während Mitch Stella die Hand auf die Schulter legte. »Von Will?«
    »Ja.«

    Kaye stöhnte auf und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Stella, die den Kummer ihrer Mutter nicht mit ansehen wollte, starrte zum Fenster.
    »Er ist also der Vater.«
    »Ich hab mich so schnell zur Wespe entwickelt. Alles schien zu stimmen. Zu mir war er immer sanft und lieb, wenn die anderen nicht dabei waren.«
    »Haben sie ihn umgebracht?« Als Stella den Kopf schüttelte, nahmen ihre Wangen einen reizenden Rotton an. Aber dieses Siena-Rot drückte, wie Mitch wusste, ein keineswegs freundliches Gefühl aus, sondern Trauer. Dieselbe Farbe hatten ihre

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