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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Virus«, erklärte er. »Ein Picorna-Virus. Das ist nicht weiter überraschend. Irgendeine Form von Magen-Darm-Virus. Wahrscheinlich eine Abart vom Coxsackie.

    Allerdings…«, er sah mit einem seltsam besorgten Gesichtsausdruck zu ihnen hinüber, »treten da gleichzeitig auch einige abweichende Merkmale auf, die mit dem NuTest nicht zu erfassen sind. In diesem Punkt kann ich nichts Endgültiges sagen.«
    »Waren die kalten Bäder das Richtige?«, fragte Mitch.
    »Auf jeden Fall. Ihre Temperatur ist vier Grad höher als normal. Mag sein, dass sie jetzt fällt, aber sie kann schnell wieder ansteigen. Halten Sie Ihre Tochter kühl, aber vermeiden sie die völlige Erschöpfung. Sie ist nur noch Haut und Knochen.«
    »Dünn ist sie von Natur aus«, sagte Kaye.
    »Gut, dann kann sie später sicher als Model arbeiten.«
    »Nur über meine Leiche.«
    Der Doktor starrte sie an. »Kenne ich Sie nicht von irgendwo her?«
    »Nein, Sie kennen mich nicht.«
    »Natürlich nicht«, berichtigte sich der Arzt, als ihm wieder einfiel, mit wem er es zu tun hatte. Er gab Stella die erste Injektion, ein Breitband-Mittel zur Virenabwehr, das mehrere Arten von Immunglobulinen und Vitamin B enthielt. »Ich habe diese Mittel benutzt, als in Lancaster mehrere Kinder der alten Art an Masern erkrankt waren.« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Kinder der alten Art, unsere Sprache nimmt absurde Formen an. – Hören Sie, es sind keine Masern, aber die Spritze kann nicht schaden. Allerdings nützt sie nur, wenn Ihre Tochter eine ganze Reihe davon bekommt. Ich werde die Werte ihrer Proben anonym nach Atlanta durchgeben, das gehört zum praktischen
    Forschungsprogramm. Es ist völlig anonym.«
    Mitch hörte zu, ohne darauf zu reagieren. Es war ihm inzwischen fast schon egal, ob die Anonymität gewahrt blieb.
    Er sah erst auf, als der Arzt auf das NuTest-Display starrte und

    » Ups – Scheiße!« sagte. Sein Gesicht reflektierte das heftige Blinken der Datenanzeige.
    »Was ist passiert?«
    »Gar nichts«, erwiderte der Arzt, aber Mitch meinte, den Ausdruck eines schlechten Gewissens bei ihm zu entdecken, als habe er etwas vermasselt. »Kann ich etwas von dem Kaffee haben?«, fragte der Arzt. »Macht nichts, wenn er kalt ist. Ich hab noch zwei Hausbesuche vor mir.«
    Er befühlte die Haut unterhalb von Stellas Kinn und hinter den Ohren und drehte sie danach herum, um ihr Gesäß zu inspizieren. Auf beiden Hinterbacken zeichnete sich ein beginnender Ausschlag ab. »Das Fieber steigt wieder.« Er drehte sie herum und half, sie zur Badewanne zu tragen.
    George hatte die Eismaschine in der Küche bereits geleert und war weggefahren, um im Lebensmittelladen in der Nachbarschaft weiteres Eis zu besorgen. Sie wuschen Stella von Kopf bis Fuß mit kaltem Leitungswasser. Als George endlich zurück war, hatte Stella Krämpfe.
    Mitch zog sie an den Unterarmen aus der Wanne und wurde dabei klitschnass. Nachdem George vier Eisbeutel ins Wasser geschüttet hatte, ließen sie Stella wieder in die Wanne gleiten.
    »Es ist zu kalt«, jammerte Stella mit dünnem Stimmchen.
    Mitch kam es so vor, als habe seine Tochter kaum noch Gewicht. Zart wie irgendein kurzlebiges Geschöpf. Die Krankheit stahl sie ihm so schnell weg, dass ihm gar keine Zeit blieb, darauf zu reagieren.
    Der Arzt verließ das Bad, um eine weitere Injektion vorzubereiten.
    Kaye hob die Hand ihrer Tochter an, die bleich und bläulich angelaufen war. Zwischen den Fingern entdeckte sie kleine offene Stellen. Nach Luft schnappend, ließ sie die Hand sinken und beugte sich hinunter, um nach Stellas Fuß zu greifen und ihn Mitch zu zeigen. Zwischen den Zehen war die Haut mit kleinen Wunden übersät. »Die hat sie auch an den Händen.«
    Mitch schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was das ist.«
    Als sich George von der Wanne abwandte und aufstand, zeichnete sich auf seinem Gesicht Bestürzung ab. Der Arzt kehrte mit einer weiteren Spritze zurück. Während er sie Stella injizierte, musterte er ihre Finger und nickte. Gleich darauf zog er Stellas Lippen zurück und sah ihr in den Mund. Sie stöhnte auf.
    »Könnte eine Herpes-Angina oder eine mit Bläschen verbundene Mundschleimhautentzündung sein.« Er holte tief Luft. »Ich kann das allein aufgrund eines NuTests nicht bestimmen. Am besten wäre es, sie mit einem antiviralen Mittel ganz gezielt zu behandeln, aber dazu bräuchten wir einen genauen Befund. Der müsste in einem professionell ausgestatteten Krankenhauslabor erstellt werden,

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