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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Rücken.
    »Ich will nicht, dass Sie mich erschießen.«
    »Glaub doch nicht an solchen Blödsinn, Toby«, sagte Middleton. »Ich lass doch nicht zu, dass hier irgendjemand erschossen wird.«
    »Darf ich mal sehen, Toby?« Dicken nahm die Schutzbrille ab. Irgendetwas in seiner Stimme, irgendeine Ausstrahlung von Mitgefühl – vielleicht auch sein Geruch, falls Toby diesen Geruch noch wahrnehmen konnte – brachte den Jungen dazu, mit zusammengekniffenen Augen zu Dicken aufzublicken und ihm seine Hände zu zeigen. Vorsichtig drehte Dicken sie herum und inspizierte die Handflächen und die Haut zwischen den Fingern. Keine offenen Stellen. Toby verzog das Gesicht zur Grimasse und krümmte dabei die Finger.
    »Du bist ein starker junger Mann, Toby«, sagte Dicken.
    »Ich hab auf der Krankenstation geholfen und gerade Pause gemacht. Muss jetzt wohl wieder an die Arbeit.«
    »Die Kinder sind so lieb«, sagte DeWitt. »Sie halten so fest zusammen wie eine Familie, sie alle. Erzählen Sie das der Welt da draußen.«
    »Die will nicht zuhören«, murmelte Dicken.
    »Die Leute haben Angst«, sagte Augustine.
    »Vor mir?«, fragte Toby.
    Als das kleine Walkie-Talkie im Elektrokarren quäkte, ging Middleton hinüber, um sich zu melden. Während sie lauschte, wurde ihr Mund immer schmaler. Gleich darauf wandte sie sich zu Augustine um. »Der Sicherheitsdienst hat gesehen, wie der Wagen des Direktors vor zehn Minuten durch das Südtor weggefahren ist. Er saß allein drin. Die nehmen an, dass er sich aus dem Staub gemacht hat.«
    Augustine schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Irgendjemand muss ihm was gesteckt haben. Wahrscheinlich hat der Gouverneur absolute Quarantäne über die Schule verhängt. Für den Augenblick sind wir also völlig auf uns selbst gestellt.«
    »Dann müssen wir sehr schnell vorgehen«, sagte Dicken.
    »Ich brauche Proben vom verbleibenden Personal und von so vielen Kindern wie möglich. Ich muss herausbekommen, woher dieses Virus stammt. Vielleicht können wir eine Nachricht nach draußen geben und diesen Wahnsinn stoppen.
    Haben die Kinder im Zentrum für Spezialtherapie Kontakt mit Kindern draußen gehabt?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Middleton. »Aber für den Trakt bin ich auch nicht zuständig, das war Aram Juries Wirkungsbereich. Er und Pickman gehörten zu Trasks innerem Kreis.«
    »Pickman und Jurie waren der Meinung, dass die Sonderfälle von den anderen getrennt werden sollten«, fügte DeWitt hinzu.
    »Hatte irgendetwas damit zu tun, dass Geisteskrankheit bei SHEVA-Kindern angeblich zusätzliche Krankheiten erzeugt.
    Ich glaube, die haben sich vor allem für die Folgewirkungen von Wahnsinn und psychischem Druck interessiert.«
    Sie haben sich für das interessiert, was Viren auslöst, dachte Dicken. Er schwankte zwischen Abscheu und Hochstimmung.
    Vielleicht fand er hier doch alle Hinweise, die er brauchte.
    »Wer ist jetzt noch da?«
    »Noch vier Krankenschwestern und zwei Pfleger, glaube ich.« Middleton wandte den Blick ab, ihre Augen schwammen in Tränen.

    »Vor allem brauche ich jetzt Proben von diesen Schwestern.
    Nasenabstriche, Horn von den Fingernägeln, Speichel, Blut.
    Ich denke, das sollten wir sofort erledigen.«
    »Christopher ist hier derjenige, der sagt, wo’s lang geht«, erklärte Augustine. »Erfüllen Sie ihm jede Bitte.«
    »Ich kann Sie hinbringen«, erklärte DeWitt und drückte Middleton anteilnehmend den Arm. »Yolanda will zurück zu den Kindern. Die brauchen sie. Ich bin dort im Augenblick überflüssig.«
    »Also los«, sagte Dicken und ging zu Toby herüber. »Danke, Toby. Du hast uns sehr geholfen.«

    36
    Pennsylvania

    George Mackenzie rüttelte Mitch an den Schultern, sodass er im Bett auffuhr. Die pastellfarbenen Wände des tadellos aufgeräumten Schlafzimmers verschwammen vor seinen Augen; er fühlte sich keineswegs ausgeruht. Vor dem Einschlafen hatte er sich nicht die Mühe gemacht, unter die Bettdecke zu schlüpfen oder sich auszuziehen. Er trug immer noch den – inzwischen völlig zerknitterten – Mr. Smith-Anzug.
    »Wo ist Kaye? Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Sie ist bei Ihrer Tochter.« George sah fürchterlich aus. »Sie sind etwa eine Stunde weggetreten. Tut mir Leid, dass ich Sie wecken muss. Kommen Sie, werfen Sie mal kurz einen Blick auf den Fernseher.«
    Als Erstes ging Mitch allerdings ins angrenzende Zimmer.
    Kaye saß am Bett, hatte die Hände zwischen den Knien gefaltet und den Kopf gebeugt. Sie blickte auf, als

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