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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Steigen Sie ein, meine Herren.«
    »Können Sie schon was sagen?«, fragte Augustine leise, als sie auf der Mittelbank Platz nahmen. Der Geheimdienstmann, den Dicken inzwischen kaum noch bemerkte, ließ sich auf dem Rücksitz nieder, der nach hinten wies, und murmelte irgendetwas in das Funkmikro, das an seinem Revers steckte.
    Dicken zuckte die Achseln. »Irgendein Magen- oder Darmvirus, vielleicht ein Coxsackie-Virus, möglicherweise auch eine Art von Herpes. Die Kinder hatten auch schon früher Probleme mit Herpes, im pränatalen Stadium. Ich muss erst noch weitere Untersuchungen anstellen.«
    »Ich hätte ein NuTest-Gerät mitbringen können, wenn ich das vorher gewusst hätte.«
    »Würde uns auch nicht viel nützen«, erwiderte Dicken.
    Irgendetwas Neuartiges, Unbekanntes hatte die Kinder befallen. Wenn ein neues Virus die ersten Abwehrmechanismen eines Menschen durchbrach – das ihm eigene Immunsystem – und sich in geschlossenen Siedlungen oder innerhalb begrenzter Bevölkerungsgruppen schnell genug verbreitete, dann konnte es jede subtilere Reaktion des Immunsystems abschmettern und innerhalb von Tagen eine riesige Zahl von Opfern zur Strecke bringen. Er bezweifelte, dass die Kontaktsperre nach außen irgendeinen Einfluss auf den Ausbruch dieser Krankheit gehabt hatte. Vielleicht hatte Mutter Natur nur wieder einmal etwas vermasselt. Oder auch nicht. Immer noch musste er vieles, was er über Viren und Krankheiten zu wissen geglaubt hatte, über Bord werfen, immer noch viele Hypothesen erneut überprüfen.
    Er würde den Fluss dieser Krankheit kartographieren müssen, ehe er sich mit irgendeiner Antwort vorwagen konnte, würde ihn von diesem Standort am Nebenarm aus – welcher es auch sein mochte – zu seiner Quelle zurückverfolgen. Er wollte das Virus im Schlafzustand – das Eisvirus, wie er es auch nannte –
    kennen lernen. Wollte in Erfahrung bringen, wo es sich als gefrorener Schnee in den Hochtälern vor Menschen und Tieren versteckte, bis es schließlich schmolz und zu dem Sturzbach wurde, mit dem sie es hier zu tun hatten.
    Wenn er irgendetwas entdeckte, das näher an der Quelle, am Ursprung lag, würden sich die Einzelheiten möglicherweise zusammenfügen. Und vielleicht würde er dann alles begreifen.
    Oder auch nicht.
    Sie alle mussten schon aus praktischen Gründen in Erfahrung bringen, ob dieser Strom über die Ufer treten und sich ein anderes Bett suchen würde. Um diese Frage zu beantworten, musste er sich als Erstes Proben vom Personal besorgen. Aber instinktiv hatte er bereits das Gefühl, dass diese Krankheit, die jetzt eine neuartige, noch junge Bevölkerungsgruppe heimgesucht hatte, nicht so leicht auf Menschen des alten Schlages übergreifen würde.
    Wenn er das beweisen konnte, würde er dem politischen Albtraum, der sich da draußen zusammenbraute, den Boden entziehen – sofern die Welt noch nicht gänzlich verrückt geworden war.

    Am Ende der Rampe kamen sie an einer Lattenkiste mit Leichensäcken vorbei. »Mit der Lieferung gabs keine Probleme«, bemerkte Middleton. »Die werden in zwei Stunden voll sein.«

    34
    Pennsylvania

    Bereits zum vierten oder fünften Mal wusch sich Mitch das Gesicht im Bad neben dem Schlafzimmer. Er musterte die Beleuchtungskörper aus Messing, die antiken goldenen Wasserhähne, den Fliesenboden. Er machte sich zwar nicht viel aus Luxus, aber es wäre schön gewesen, wenn er Kaye und Stella mehr hätte bieten können als ein schäbiges Holzhaus im ländlichen Teil von Virginia. Die Ameisen und Küchenschaben waren eine Plage gewesen. Allerdings hatte ihm der große Garten gefallen. Er hatte dort gern mit Stella gesessen und für den Kater Shamus, der immer zu Spielen aufgelegt war, eine Schnur hin und her bewegt.
    Schließlich kam der Arzt. Er mochte Anfang dreißig sein, trug eine Mecki-Frisur mit Strähnchen und wirkte in seinem kurzärmeligen Hemd noch sehr jung. Er hatte eine schwarze Arzttasche und ein NuTest-Gerät von der Größe eines Handcomputers dabei. Unverzüglich machte er sich daran, Stella zu untersuchen, obwohl er genauso erschöpft war wie sie alle. Er entnahm ihr Blut und Speichel. Den Einstich der kleinen Nadel spürte sie kaum. Schwieriger war es allerdings, an den Speichel zu kommen, da Stellas Mund völlig ausgetrocknet war. Er schmierte die Flüssigkeiten auf die aktiven Träger des NuTest-Gerätes – kleine Platten mit Plastikrillen – und schob sie hinein. Wenige Minuten später hatte er erste Ergebnisse.
    »Es ist ein

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