Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Halt gegeben, aber was sollte er sagen?
»Ich kann nicht mehr«, flüsterte Alissa. »Ich weiß auch nicht mehr, wohin. Wer wird uns noch aufnehmen? Es geschieht doch überall dasselbe, früher oder später.«
»Wir geben nicht auf«, stieß Mario hervor.
Sie blickte ihn an. »Aber was sollen wir tun?«
Mario gab sich einen Ruck. »Vielleicht sollten wir doch die Polizei einschalten.«
Alissa schüttelte den Kopf. »Das ist kein Fall für die Polizei. Die halten uns für verrückt, wenn wir sagen, was los ist und warum wir bedroht werden.«
»Wir können es beweisen«, beharrte Mario.
»Und dann?«, fragte Alissa so laut, dass sich ihre Stimme überschlug. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was dann passieren würde? In ihren Augen sind wir eine Sensation. Sie werden uns begaffen wie Tiere im Zoo. Und dann werden sie Untersuchungen an uns durchführen, bis sie herausgefunden haben, was uns zu dem macht, was wir sind. Sie werden uns durchchecken und unsere Gene analysieren, sie werden experimentieren, ob und wann sich diese Fähigkeit vererbt …«
Mario senkte den Kopf. Seine Mutter hatte recht. Das klang nicht nach einem erstrebenswerten Leben.
»Und außerdem würden wir gegen den Grundsatz verstoßen«, murmelte Alissa.
Der Grundsatz. Er galt für alle, die sich im Netz zusammengeschlossen hatten und Informationen untereinander austauschten.
Niemals Außenstehende einweihen, nicht mal den Partner, auch nicht im Angesicht des Todes.
Wenn sie den Grundsatz brachen, würde eine gnadenlose Hetzjagd auf Menschen wie sie beginnen – von Wissenschaftlern, von den Medien …
Alissa schien Marios Gedanken zu lesen. »Wir haben nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.« Sie lächelte traurig.
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf«, sagte Mario trotzig. »Vielleicht gibt es irgendwo doch noch ein sicheres Versteck für uns.«
Am Nachmittag, als die brütende Hitze draußen alles verstummen ließ und Alissa sich im Schlafzimmer ausruhte, holte Mario Alissas Laptop aus dem Schrank. Er zog das Telefonkabel aus der Steckdose und stöpselte stattdessen das Modemkabel ein.
Er schaltete den Computer ein und wartete, bis der Kontakt zum Internet hergestellt war. Es dauerte ewig, die Verbindung war sehr schlecht.
Endlich!
Mario rief die Seite auf, loggte sich mit seinem Passwort ein und wartete, bis die Bestätigung angezeigt wurde, dass er ein registrierter Benutzer war. Dann musste er noch die drei Losungen eintippen, bis er zu dem Forum kam, das nur Eingeweihten vorbehalten war.
Mario überflog die Neuigkeiten. Darunter war leider nichts, was ihnen in der momentanen Situation hätte helfen können.
Er drückte den Button für die Archivsuche und tippte das Stichwort »Zaidon« ein. Wenig später landete er bei dem Thread »Unsere Herkunft?«. Diese Rubrik war Mario noch nie zuvor aufgefallen, aber so oft war er hier auch noch nicht gewesen.
Zwei Leute mit den Decknamen Krake und Loreley diskutierten heftig darüber, woher ihre Fähigkeit stammen könnte. Während Krake behauptete, sie sei bestimmt das Ergebnis einer Genmanipulation, war Loreley überzeugt, dass es schon früher Menschen mit dieser Gabe gegeben hatte.
»Meine Urgroßmutter war eine von uns, ganz sicher. Ich habe ihr Tagebuch gefunden. Ich habe keine Ahnung, wie sie mit der Erkenntnis zurechtgekommen ist, anders zu sein als die Menschen um sie herum. Aber zu ihrer Zeit gab es noch keine Gentechnik!«
Krake war der Meinung, es könnte sich um eine spontane Mutation gehandelt haben. Doch Loreley ließ sich nicht beirren.
»Ich war in der Unibibliothek und habe alles gelesen, was ich in die Finger kriegen konnte. Ich bin überzeugt, dass wir von Atlantis stammen und die Nachkommen eines geheimnisvollen Volkes sind.«
»Atlantis ist ein Märchen«, kommentierte Krake .
Loreley ging nicht darauf ein.
»Irgendwo bin ich sogar auf den Namen Zaidon gestoßen«, schrieb sie in ihrer nächsten Mitteilung. »Es heißt, dass er der Fürst von Atlantis war. Angeblich hat er den Untergang von Atlantis überlebt und hält sich seit Jahrtausenden versteckt. Eines Tages wird er wiederkommen und all seine Untertanen zusammenrufen, um Atlantis neu entstehen zu lassen.«
»Du spinnst total!«, war Krakes unverblümte Antwort. »Du hast entschieden zu viele Fantasyromane gelesen.«
Krake war mit dieser Meinung nicht allein. Jetzt wurde Loreley von allen möglichen Seiten angegriffen, und der Rest der Beiträge bestand nur noch aus gegenseitigen
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