Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
beendete den Gedanken lieber nicht. Händigte Luc den Schlüssel aus.
Danach fuhren sie noch beim Hotel vorbei und baten Marion um ein Foto von Brigitte.
» Sie sah wirklich sehr gut aus.« Bedauern in Renauds Stimme. Dann in verändertem Ton:
» Ich hole dich dann um zweiundzwanzig Uhr ab. Und vergiss nicht, zieh dich passend an …«
Lene lachte. Franzosen! »Das hättest du wohl gern!«
Kapitel 17
» Endlich, Lene. Marie hat schon zweimal nach dir gefragt.«
Sophie kam ihr entgegen. Sie war von den zwei Tagen Sonne schon richtig braun angelaufen. Und offensichtlich froh ihre Mutter jetzt zu s ehen.
» Außerdem - Irene ist hier. Ich habe sie vorn am Eingang abgeholt. Fährst du sie nachher zurück oder soll ich?«
Na prima, nun war sie ein paar Stunden weg gewesen und schon glitten die Fäden aus ihrer Hand. Sie begrüßte Irene und fragte, ob sie schon an dem Platz von Brigitte gewesen sei. Irene schüttelte den Kopf.
»Das wollte ich erst mit dir. Ich habe doch ein bisschen …« Angst wollte sie es wohl nicht nennen.
» Gut, wartest du noch etwas? Ich fahre eben erst noch zu Marie.«
Aber als sie mit dem Fahrrad dort ankam, war niemand da. Auch bei F lorence und Philippe war alles leer. Die Zelte fest verschlossen. Lene sah auf die Uhr. Inzwischen war es schon nach sechs. Dann waren sie wohl zusammen weg, vielleicht zum Essen. Ob zu Jean-Pierre? Am liebsten wäre sie sofort zu ihm gefahren. Hatte eigentlich Luc die Telefonnummer von ihm? Sie wählte seine Nummer, aber er hatte sein Handy ausgeschaltet. Dann eben nicht.
S ie fühlte sich zu erledigt um gleich wieder hektisch – noch dazu auf gut Glück – den ganzen Weg Richtung Stadt bis zum Hotel zu fahren um Irene zurückzubringen, und dann in den Nachbarort zur Pizzeria wegen Jean-Pierre. Sie hätte gern gewusst, was Marie gewollt hatte. Ihr etwas erzählen? Hoffentlich war ihr noch etwas eingefallen. Oder sie wollte endlich über das sprechen, was sie die ganze Zeit verschwieg.
Als sie zurückkam, holte sie sich erst einmal eine Flasche Wasser und trank das erste Glas in tiefen Zügen. Das Wasser rann ihr dabei auf die Brust und sie empfand einen Augenblick wir klicher Erfrischung.
Irene und Sophie unte rhielten sich miteinander, als sie sich zu ihnen in den Pavillon setzte. Charles und Patricia kamen gerade vorbeigeschlendert.
» Schon zurück?«
» Ja, einmal Toulouse und zurück. Aber eure Stadt ist immer noch eine der schönsten, die ich kenne.«
Beide lächelten zufrieden. »Dann erhol dich erst einmal. Übrigens Gilbert wollte dir auch noch etwas sagen. Schau nachher mal rüber.«
Erst einmal Ruhe. Mehr Wasser und tief durchatmen. Sie war plötzlich erschöpft, erschlagen. Aber dann sah sie Irene an.
» Was habt ihr denn so gemacht heute? Ich freue mich, dass du hier bist, Irene. Seid ihr am Meer gewesen?«
» Ja, es war herrlich nackt zu schwimmen. Ich kann Brigitte verstehen. Sie hat mir immer davon vorgeschwärmt, wie schön sie es hier fand.«
» Ja, das Gefühl hatte ich auch immer, wenn ich sie einmal sah. Sie war richtig zu Hause hier. Willst du mit mir zu ihrem Caravan? Hinein dürfen wir nicht, er ist noch versiegelt. Aber wenn du ihren Platz sehen willst – ich komme mit dir.«
Jetzt nickte Irene dankbar.
»Das wäre gut. Macht es dir nichts aus, Sophie, auf mich zu warten?«
Irene wollte also mit ihr allein sein. Lene stand auf. Das war jetzt wic htiger als ausruhen. Sie schlenderten fast die Alleen hinauf, an den blühenden Oleanderbüschen vorbei, den liebevoll mit Terrassensitzecken ausgestatteten Plätzen der Dauergäste, über allem das laisser-faire einer südfranzösischen Grundhaltung. Schatten, Licht, Schatten, Licht in stetem Wechsel, die Bäume hoch aufragend über den Wegen.
» Es ist wirklich schön hier«, verstärkte Irene ihren Eindruck von vorhin und begann damit vorsichtig ein Gespräch. »Man fühlt sich so frei.«
» Ja, so geht es uns allen hier. Irene, ich muss dich etwas fragen. Du bist doch sicher die engste Vertraute von Brigitte gewesen. Zumindest war es so bei mir und meiner Schwester.«
Ist es noch heute, setzte sie in Gedanken hinzu. Aber das wäre ein neuer Schmerz für Irene.
»Hat sie dir nicht doch noch etwas von diesem Freund erzählt? Vor Jean-Pierre? Wie ich dich schon einmal gefragt habe. Dem verheirateten Mann. Ist dir nicht doch noch etwas eingefallen? Wir müssen den finden.«
Irene stockte, hielt an und sah Lene direkt an. Mit Marions Augen, dachte sie.
»Ich
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