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Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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des Essens, genossen die gleißende Sonne auf den Pflastersteinen und den alten Häuserfassaden mit den durch extra faltbare Holztüren geschützten langen Fenstern, die schmiedeeisernen Balkone, die Hitze, die durch den blauen Sonnenschirm über ihnen abgemildert wurde.
    Beim Espresso kamen sie überein, dass sie noch die Besuchszeit des Priesters im Hospital in der Mordnacht abgleichen wollten. Lene überprüfte mit ihrem Insiderwissen vom Camp die mögliche Zeitspanne. Wenn er, wie er bei ihnen angegeben hatte, so gegen halb zwölf Uhr nachts dort weggegangen war und Brigitte um ein Uhr etwa ermordet worden war, wäre die Zeit zu knapp gewesen um zum village zu fahren, selbst wenn er gerast wäre. Dann, dort angekommen - zu Fuß, weil nach Mitternacht die Einfahrt zum Campingteil verbarrikadiert war - die Allee zu Brigitte hoch zu rennen und sie zu ermorden. Zumal er ohne Eintrittskarte am Haupteingang – und die gab es um die Zeit auch nicht mehr – einen Fußweg vom Parkplatz draußen von mindestens fünfzehn Minuten gehabt hätte, im Laufschritt. Das aber wäre wiederum so aufgefallen, dass er nicht ohne Vorzeigen des Ausweisbändchens in den Campingplatz gekommen wäre. Einfach unmöglich. Diese Hindernisse zusammen mit der normalerweise mehr als zwei Stunden reinen Fahrzeit, die man von Toulouse zum village naturiste brauchte.
    Beide atmeten auf. Nur noch das Krankenhaus Saint Joseph.
    » Hab ich dir schon gesagt, dass der Todeszeitpunkt stimmt? Den dieser Frank angegeben hat? Du weißt – der Streit, der schwere Fall. Sie ist zwischen ein Uhr und halb zwei gestorben.«
    Lene nickte. »Dann ist wenigstens das klar. Hat die Autopsie sonst etwas Wichtiges ergeben? Konnte die Rechtsmedizin DNA Spuren an dem Häkelpareo finden?«
    Luc verneinte.
    »Nur Brigittes eigene. Der Täter muss Handschuhe angehabt haben. Oder die Hände anderweitig geschützt haben. Sonst nichts Neues. Ansonsten bestätigte sich der Abstand zwischen den beiden Taten. Der Zeitraum zwischen Vergewaltigung und Tötung war circa zehn bis zwölf Minuten.«
    Sie gingen jetzt durch die mittagsheißen Straßen, das Krankenhaus lag auf der anderen Seite der Garonne. Die Stadt in ihrer mittäglichen Hitze wirkte, als ob auch sie Siesta hielt. Als sie durch das Quartier des Advocats gingen, blieb Lene immer wieder entzückt stehen um wenigstens kurz in die alten, liebevoll restaurierten Innenhöfe zu spähen. Als sie an die Garonne kamen, schien selbst der Fluss schläfrig vor sich hin zu dösen. Unten im Schatten auf der Uferpromenade saßen Businessleute, Hausfrauen und Studenten um sich hier in der Mittagspause zu entspannen. Die Töne einer Gitarre schwebten zu ihnen herüber. Ein junger Labrador zog heftig an seiner Leine. Er hatte das Wasser gewittert und wollte zu seinem Element.
    Wie schön es hier ist, dachte Lene. So südlich, so gelassen. Hier könnte ich auch leben.
    Der Eingang des Krankenhauses war wie ein Wintergarten gestaltet. Viele Pflanzen und viel Glas. Dadurch verlor die Halle ihren Schrecken. Lene hatte einmal gelesen, dass allein das Betreten des Krankenhauses einen immensen Stress beim Patienten auslöst. Hier war man diesen Ängsten wohltuend begegnet.
    Sie fragten sich zu der angegebenen Station durch, fanden im Schwesternzimmer eine resolute, dunke lhaarige Schwester, deren hagere Gestalt viel Effizienz, aber wenig Herzenswärme ausstrahlte. Nun ja. Was ist wichtiger, fragte sich Lene.
    S oeur Helène kannte Père Jean Baptiste. Sie sah in dem Tagebuch der Station nach. Ja, da hatte sie die Eintragung. Ihre Lippen pressten sich kurz triumphierend aufeinander. Sie hielt eben Ordnung, sagten diese Lippen.
    » Ich hatte selbst Dienst. Ich erinnere mich noch genau. Père Jean Baptiste war die letzten Stunden bei ihm, wir hatten ihn geholt zur letzten Ölung. Er hatte das vorher schon festgelegt, da er Frère Gustave gut kannte. Ja, der Arme ist um 23.16 Uhr gestorben. Er hat es schwer gehabt. Bis zuletzt.«
    » Und Père Jean Baptiste? Wann ist er gegangen?«
    » Was hat denn das für eine Bedeutung? Also mindestens zwanzig Minuten, eher eine halbe Stunde blieb er noch bei dem Toten. Er bat mich eine Kerze anzuzünden – was wir ja normalerweise im Krankenhaus nicht dürfen – und sprach die Totengebete. Er ist ein wunderbarer Mann, Père Jean Baptiste.«
    Ihre Stimme hatte einen leicht schwärmerischen Ton angenommen und Lene sah wieder das Bild von der mit älteren Frauen gefüllten Kirche zur Morgena ndacht vor sich.

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