die Detektivin in Jeans
nicht allzusehr zu fürchten.
Obwohl ihn die Sache natürlich trotzdem ärgerte.
Sandra war ein prima Mädchen.
Und er war gerne bei ihr zu Hause. Ihre Mutter, die Frau Faber, das war eine
fabelhafte Frau. Lud ihn immer wieder zum Mittagessen ein. Mal backte sie
Reibekuchen, mal Preiselbeeromeletten. Sandras Großmutter, die einem alten
Rechtsanwalt draußen vor der Stadt den Haushalt führte, war genauso große
Klasse. Sie steckte ihnen manchmal Taschengeld zu. Joschi genauso wie Sandra.
Und auf das alles sollte er
künftig verzichten? Nur wegen diesem Mischa...?
„Also dann, bis heute mittag“,
sagte Sandra zu Joschi. Sie waren in Begleitung der Klassenmeute am Schultor
angelangt. Joschi hielt Sandra zurück. „Schieb mein Heft unter meine Sachen,
wenn du fertig bist. Aber laß dich nicht wieder von Dagmar an meiner Tasche
erwischen. Wir sollten sie überhaupt als Klassensprecherin abwählen.“ Damit
ging er auf seinen Tischnachbarn zu.
Sandra riskierte rasch einen
Blick über den Schulhof. Mischa stand in einer Gruppe älterer Mädchen und
Jungen. Auf dem Schulhof waren die unteren Klassen Luft für ihn. Trotzdem ging
Sandra, hüftenwiegend, langsam an der Gruppe vorbei, wobei sie hoffte, daß er
sie bemerkte und ihr nachblickte.
Ob sie Mischa wieder im
Schwimmbad traf? Zu dumm, daß sie Joschi zum Mittagessen eingeladen hatte. Sie
mußte versuchen, ihn anschließend loszuwerden.
Dann fiel ihr ein, daß Mischa
am Nachmittag nicht ins Schwimmbad kommen konnte. Am Anschlagbrett hing ein
Zettel, der die Pfadfinder ins Jugendheim bestellte. Sandra überlegte, ob sie
nicht auch den Pfadfindern beitreten sollte. Dann wäre sie am Wochenende immer
mit Mischa zusammen. Freitag nachmittag traf sie ihn gewiß im Supermarkt, wo er
sein Taschengeld mit Regaleauffüllen aufbesserte. Da würde sie Mischa fragen,
wie man es anstellte, in die Pfadfinderschaft aufgenommen zu werden.
Das war überhaupt die Idee, um
mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Daß sich an diesem Abend etwas
ereignen sollte, das Sandras Gedanken und Aktivitäten in eine völlig andere
Richtung drängten, ahnte sie nicht.
Ein
Folgenschwerer Anruf
Sandra saß vor dem Fernseher,
als das Telefon klingelte. Es war halb zehn Uhr abends. Ihre Mutter hatte sich
zur üblichen Zeit gemeldet. Sandra erwartete keine weiteren Anrufe. Im dritten
Programm gab es einen spannenden Spielfilm. Sandra ließ das Telefon klingeln.
Das Telefon verstummte nach
einer Weile. Sandra nickte zufrieden und konzentrierte sich wieder auf das
Geschehen im Spielfilm. Doch mitten in einer aufregenden Liebesszene schreckte
das Telefon sie erneut aus ihrer Versunkenheit. Diesmal hörte es nicht auf zu
schrillen.
Sandra stürzte zum
Telefontischchen, nahm den Hörer ab und muffelte unfreundlich: „Faber! Wer is
‚n da?“
„Sandra, ich muß Rainer
sprechen!“ sagte eine aufgeregte Mädchenstimme.
Eva! — „Eva?“ vergewisserte sich
Sandra. Als ihr das bestätigt wurde, sagte sie: „Rainer ist nicht da.“
„Wann kommt er denn?“ fragte
Eva.
„Weiß ich nicht. Er ist bei
einem Kollegen. Sie nehmen seine Mühle auseinander.“
„Kann ich ihn dort erreichen?“
Mann, hatte die es eilig! Tat
ihr wohl leid, daß Rainer so zusammengeschlagen worden war. „Der Rainer sieht
schlimm aus. Er mußte zum Arzt“, sagte Sandra anklagend.
Eva schluchzte auf. „Die
Schweine! Wie heißt der Kollege? Hast du seine Telefonnummer?“
„Nein. Ich weiß auch den
Nachnamen nicht. Rainer sagte nur mal was von einem Hans. Kennst du ihn? Du,
ich kann Rainer ja was ausrichten. Vielleicht kommt er bald.“
„Nein, ja! Ich muß ihn
unbedingt heute noch sprechen. Ich... ich habe was Schreckliches erlebt. Ich...
ich weiß nicht, was ich machen soll...!“
Na, die Eva schien ja mächtig
durcheinander zu sein. „Was haste denn erlebt?“ fragte Sandra gespannt.
„Das kann ich hier nicht sagen.
Wenn Rainer kommt, sag ihm, er soll zu uns heim...“ Eine Tür quietschte. Eva
brach ab. Mit dem Türgeräusch drangen für einen kurzen Augenblick Musikfetzen
durch den Hörer. Eva schien von einem Telefon aus anzurufen, das sich im Flur
eines Lokals befand.
„Rufste denn an?“ hörte Sandra
undeutlich eine rauhe Stimme fragen. Ein Junge oder ein Mann?
„Ich... niemand... meine
Schwester... „, stammelte Eva.
„Gib her!“ sagte die Stimme,
die dann plötzlich ganz nahe an Sandras Ohr sprach: „Is ‚n da?“
Sandra hielt unwillkürlich den
Atem an. Ohne zu wissen,
Weitere Kostenlose Bücher