die Detektivin in Jeans
eine Falle
gestellt haben, um ihn fertigmachen zu lassen? Doch was könnte sie dazu
bewegen? Sie waren damals nicht im Streit auseinandergegangen. Ihr neuer Typ?
Die Begegnung zwischen ihnen hatte bereits stattgefunden.
Oder hatte Eva sich versteckt,
um ihn zu überraschen? Wartete sie hier auf ihn? Sie hatten oft abends in einem
der abgestellten Lieferwagen gesessen, wenn es draußen regnete und sie nicht in
Evas Zimmer gehen wollten, weil ihre Schwester, die es mit ihr bewohnte, das
Feld nicht räumte. Einer der Fahrer vergaß immer, sein Fahrerhaus
abzuschließen.
„Eva?“ rief er laut.
Doch nichts rührte sich. Auch
das Geräusch von vorhin wiederholte sich nicht mehr. Ist vielleicht nur eine
Katze gewesen, die hier streunt, dachte Rainer erleichtert.
Wenn er nur wüßte, was genau
Eva eigentlich Sandra aufgetragen hatte. Falls Sandra den Auftrag mißverstand?
Sandra war nicht immer zuverlässig. Wenn sie beim Fernsehen gestört wurde,
benahm sie sich völlig geistesabwesend und bekam nicht mit, was man zu ihr
sagte.
Es war wohl sinnlos, hier
länger seine Zeit zu vergeuden. Rainer kam sich genarrt vor. Wütend startete er
sein Moped. Gab Gas. Ließ den Motor aufheulen und drehte lautstark auf dem Hof
ein paar Abschiedsrunden.
Die rechte Parterrewohnung
wurde hell. Ein älterer, kahlköpfiger Mann schob die Gardine beiseite und
öffnete das Fenster. „Unverschämtheit! Du Lümmel! Was suchst du hier mitten in
der Nacht? Mach, daß du wegkommst, oder ich hole die Polizei!“
Die Enttäuschung und die ganze,
lang angestaute Wut über Evas Verrat an ihrer Freundschaft brach in Rainer
durch, enthemmte ihn und machte ihn kopflos. „Verzieh dich, Opa, sonst
knallt‚s!“ schrie er außer sich und ließ sein Moped noch lauter knattern.
Auch in Evas Zimmer ging das
Licht an. Ihre Schwester kam ans Fenster. Eva folgte ihr, beugte sich hinaus
und rief: „Rainer! Hör auf! Hör sofort damit auf! Ich komme runter!“
Rainer stellte den Motor ab.
Ernüchtert und beschämt. Und zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette
an.
Der Mann in der Nachbarwohnung
schimpfte noch immer. Doch diesmal sprach er mit dem Gesicht ins Zimmer
gewandt, offenbar diskutierte er mit seiner Frau. Rainer hoffte, daß er seine
Drohung, ihn anzuzeigen, nicht wahr machte.
Im Treppenhaus ging die
Beleuchtung an. Einen Augenblick später trat Eva vor die hellerleuchtete Tür.
„Weshalb kommst du erst jetzt?“ rief sie.
„Ich hab was Schreckliches
er...“ Ein dumpfer Knall unterbrach sie. Eva taumelte, schrie: „Rainer...!“ Und
brach vor der Haustür zusammen.
Rainer lehnte sein Moped an die
Stoßstange eines Lieferwagens, warf die Zigarette fort und stürzte zu Eva.
Nebenan beugte sich der alte
Mann aus dem Fenster. „Mörder...! Er hat sie umgebracht! Ich hab‚s gesehen!
Mörder! Mörder! Hilfe, Polizei!!!“ schrie er.
„Eva!“ Rainer rüttelte sie an
den Schultern. „Eva, was ist denn?“
Sie antwortete nicht. Sie
schien bewußtlos zu sein. Ihr Bademantel färbte sich unterhalb ihrer linken
Schulter rot.
„Einen Arzt! Holt einen Arzt!“
schrie Rainer.
Mieke, Evas Schwester, erschien
erneut am Fenster. Sie beugte sich hinaus, sah das rote Blut auf Evas weißem
Bademantel und schrie: „Eva...! Vater, Rainer hat Eva erstochen...! Vater,
Mutter, Rainer hat Eva erstochen...!“
„Erschossen!“ schrie der
Nachbar. „Erschossen! Ich hab‚s gesehen!“
Andere Fenster wurden hell.
Sie stirbt! dachte Rainer. Sie
stirbt! Warum holt denn niemand einen Arzt? Und dachte: Der Kerl, der
geschossen hat, muß noch hier sein. Er ist auf dem Hof! Zwischen den
Lieferwagen! Er bettete Evas Kopf, den er hielt, auf die Eingangsstufe, und
stürzte zu den Lieferwagen.
„Haltet ihn!“ schrie der Mann
aus der Parterrewohnung, und kletterte selbst aufs Fenstersims. „Er will
fliehen! Haltet den Mörder...!“
Leute stürzten aus der
Eingangstür.
Rainer geriet in Panik. Er
schwang sich auf sein Moped. Ein Mann lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu,
stellte sich ihm in den Weg, um ihn aufzuhalten.
„Vorsicht, der Kerl ist doch
bewaffnet! Meinen Mann hat er auch bedroht!“ schrie die Frau aus der
Parterrewohnung und versuchte, ihren Mann an der Pyjamajacke ins Zimmer
zurückzuzerren.
„Ich war‚s nicht! Ich war‚s
nicht! Der Schuß kam von dort...!“ rief Rainer schluchzend. Er gab Gas. Der
Mann, der zwischen ihm und der Toreinfahrt stand, wich seitlich zurück.
Rainer wendete und brauste
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