die Detektivin in Jeans
skeptische
Miene sah. „Aber ich frage ihn trotzdem — damit du beruhigt bist.“
Sie waren vor der Haustür
angelangt. Sandra küßte ihre Oma. „Tschüs! Komm gut heim, Oma!“
„Bleib nicht solange aus,
Sandra.“
„Keine Bange!“
Sandra wollte sich gerade zu Joschis
Haus auf den Weg machen, es lag entgegengesetzt der Bushaltestelle, da fiel ihr
etwas ein. Sie blieb erneut stehen. „Oma, Gesine war als letzte in der Küche.
Sie hat unsere Kuchenpakete aus dem Kühlschrank geholt. Vielleicht ist sie da
erst auf den Gedanken gekommen?“
„Ja, wirklich!“ sagte Frau
Ansbach bestürzt. „Ach, das wäre aber ihrer Großeltern wegen schlimm. Hör zu,
wir wollen die Sache nicht dramatisieren. Herr Bollerhey regt sich immer gleich
auf. Gesine hat es eigentlich doch gar nicht nötig, Geld zu stehlen. Sie erhält viel
mehr Taschengeld als du und Joschi, hast du mir mal gesagt...“
Sandra unterbrach ihre
Großmutter. „Als wenn das ein Grund wäre!“
Wütend lief Sandra davon.
Sie rannte die Treppe zu
Joschis Wohnung hinauf und klingelte stürmisch an der Wohnungstür.
Frau Ruge, das Gesicht glänzend
von Nachtcreme, öffnete. „Wo brennt‚s denn?“
„Kann ich Joschi sprechen?“
„Jetzt noch?“
„Es ist dringend. Bitte, Frau
Ruge, kann er mal rauskommen?“
„Joschi!“ rief Frau Ruge. „Aber
macht‚s kurz. Du hast noch Vokabeln zu lernen“, ermahnte sie ihren Sohn.
Sandra winkte Joschi, ihr ins
Treppenhaus zu folgen.
„Denk dir“, sagte sie, nachdem
er die Wohnungstür zugezogen hatte, „meiner Oma fehlt Geld. Sie meint, einer
von uns hat es genommen.“
„Was denn für Geld?“
Sandra blickte ihn an. Joschi
wirkte absolut überrascht und ahnungslos. Nein, er war kein Dieb. Selbst wenn
sie auch nur einen Moment den Verdacht ihrer Großmutter ernstgenommen
hätte—Joschis Verhalten widerlegte ihn.
Sandra setzte sich auf die
Treppe gegenüber der Wohnungstür. Sie wartete, bis Joschi neben ihr Platz
genommen hatte. Und dann erzählte sie ihm, weshalb ihre Großmutter überraschend
in die Stadt gekommen war.
„Mann, das ist ja ein Ding!“
meinte Joschi. Er stützte seinen Kopf in die Hände.
Plötzlich fuhr er auf. „Sag
mal, denkt ihr etwa, ich hätte es geklaut? Da gehe ich doch nie wieder hin. Ich
lasse mich doch nicht einen Dieb schimpfen.“
„Reg dich nicht auf. Meine
Großmutter hat‚s mir ja nur erzählen wollen. Sie fragt, ob wir das Geld gesehen
hätten“, erwiderte Sandra, um ihn zu besänftigen.
„Herr Seibold hat‚s bestimmt
verlegt. Oder das Küchenfenster stand offen. Natürlich stand es offen! Der Wind
wird‚s vom Schrank geweht haben. Ich habe mir in der Küche die Hände gewaschen,
aber ich habe kein Geld bemerkt.“
„Es war ein Schein und ein
Fünfmarkstück. Dann müßte wenigstens die Münze noch da sein. Kein Wind kann ein
Fünfmarkstück vom Schrank herunterfegen.“
„Ein Sturm schon.“
„Es war aber kein Sturm.
Vielleicht lag das Geld noch da, und du hast nicht darauf geachtet.“
Joschi dachte darüber nach.
„Wir mußten zum Bus. Wir waren
in Eile“, erinnerte Sandra. „Gesine war nach dir noch einmal in der Küche. Ich
tippe auf Gesine.“
„Verrückt! Du spinnst ja! Ich
wette, daß Herr Seibold das Geld verlegt hat. Er sucht doch immer irgend
etwas.“
„Sie haben überall nachgesehen.
Herr Seibold hat genau die Stelle bezeichnet, wo er das Geld hingelegt hat.
Wenn du und ich es nicht genommen haben, muß Gesine es gewesen sein. Nur
sie...“
Joschi fiel Sandra ins Wort.
„Hör doch auf damit. Gesine ist viel zu harmlos für so etwas. Die hätte viel
zuviel Angst. Nur, weil du sie nicht leiden magst, ist sie noch lange keine
Diebin. Das kannst du ihr nicht anhängen.“
„Du bist genau wie meine Großmutter.
Ich wußte, daß du sie in Schutz nehmen würdest“, fauchte Sandra.
„Tue ich gar nicht. Ich
versuche nur fair zu sein.“
„Tust du wohl! Die schöne
Gesine ist ja immer ein Engel. Bloß weil sie dir schöne Augen macht, fällst du
mir in den Rücken, wenn ich sie abwimmeln will. Am liebsten würdest du sie
überallhin mitschleppen.“
„Mann, was redest du denn?“
Sandra wandte sich ab.
„He!“ Joschi stand auf und
blickte erstaunt auf Sandra hinunter. „Bist du eifersüchtig?“
„Pfff! Was bildest du dir ein?“
„Mann, ich glaube wirklich, du
bist eifersüchtig.“ Bevor Sandra begriff, was geschah, hatte Joschi sich zu ihr
hinuntergebeugt und gab ihr einen Kuß.
Sandra stemmte ihre Hände
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